In Russland ist ein weiteres Video aufgetaucht, das Putins angeblich toten Flottenchef zeigen soll. Kaum ist es da, gibt es auch schon Zweifel.
Rätsel um Schwarzmeerflotten-ChefNoch ein Video von Putins Admiral – und ein merkwürdiges Kopfkissen
Lebt er oder lebt er nicht? Um das Schicksal des Oberbefehlshabers der russischen Schwarzmeerflotte, Vizeadmiral Wiktor Sokolow, herrscht weiterhin Unklarheit. Am Mittwoch veröffentlichten russische Medien ein weiteres Video des Kommandeurs, das belegen soll, dass Sokolow nicht – wie von Kiew zunächst vermeldet – bei dem Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte in der letzten Woche getötet worden ist. Zuvor hatte das russische Verteidigungsministerium am Dienstag Aufnahmen veröffentlicht, die den Admiral bei einer Telekonferenz mit russischen Top-Militärs zeigen sollte.
Die Fotos und Videos konnten die Spekulationen jedoch nicht beenden. Der Kommandeur der Schwarzmeerflotte sprach in dem vom Kreml veröffentlichten Video kein Wort, wirkte ungewöhnlich starr und schien an ein großes Kopfkissen angelehnt auf seinem Stuhl zu sitzen. Bewegungen waren in den wenigen Sekunden, in denen Sokolow zu sehen war, nicht erkennbar.
Nächstes Video von Putins Schwarzmeerflotten-Admiral Sokolow aufgetaucht
Am Mittwoch veröffentlichte der russische Sender Zvezda schließlich ein weiteres Video, das die Gesundheit des Vizeadmirals belegen soll. Darin ist Sokolow bei einem Interview zu sehen, das anlässlich einer Preisverleihung für die Fußballmannschaft der Schwarzmeerflotte geführt worden sein soll.
„Die Schwarzmeerflotte erfüllt souverän und erfolgreich die ihr vom Kommando übertragenen Aufgaben“, versichert Sokolow in dem neuerlichen Video und spricht von den „Heldentaten“ seiner Marine-Soldaten. Einen Kommentar zu dem Angriff auf das Hauptquartier der Schwarzmeerflotte gibt Sokolow, wie bereits bei seinem gänzlich wortlosen Auftritt am Dienstag, nicht ab.
Spekulationen über Wiktor Sokolow halten trotz Moskaus Videos an
Dass Moskau weiterhin keinen wirklich überzeugenden Beleg für das Wohlergehen des Kommandeurs veröffentlicht, hält die Spekulationen um das Schicksal Sokolows auch am Mittwoch am Leben. Kurz nachdem Zvezda das Interview veröffentlicht hatte, berichteten bereits mehrere Militärblogger, das Fußballturnier, das die Mannschaft der Schwarzmeerflotte gewonnen habe, sei bereits am 18. September beendet gewesen – vier Tage vor dem Angriff auf das Hauptquartier in Sewastopol.
Russische Medien erklären das mit einer „Verschiebung“ der Preisverleihung, die eigentlich für den 20. September geplant gewesen und nun am Mittwoch nachgeholt worden sei. Unabhängig überprüfen lassen sich die Angaben der Blogger derzeit ebenso wenig wie die der russischen Medien.
Ukraine kündigt erneute Untersuchung zu Putins Krim-Admiral an
Die Ukraine hat angesichts der vom Kreml veröffentlichten Aufnahmen des Vizeadmirals unterdessen angekündigt, die eigene vorherige und nun von Moskau dementierte Todesmeldung überprüfen zu wollen. Am Montag hatten die ukrainischen Streitkräfte erklärt, der Vizeadmiral sei neben 34 weiteren russischen Offizieren bei dem Raketenangriff auf der Krim getötet worden.
Auch der neue ukrainische Verteidigungsminister, Rustem Umerow, wollte den Tod von Putins Flottenchef am Dienstag im Gespräch mit dem amerikanischen Nachrichtensender CNN weder bestätigen noch dementieren. „Wenn der Kommandeur der Schwarzmeerflotte Russlands tot ist, dann ist das eine gute Nachricht für alle“, erklärte der Minister. „Er befindet sich auf unserem vorübergehend besetzten Land, er sollte gar nicht da sein“, fügte Umerow an.
Kommandeur der Schwarzmeerflotte: „Wäre als Kriegsverbrecher angeklagt worden“
Sokolow wird vorgeworfen, russische Raketenangriffe auf zivile Ziele in der Ukraine persönlich angeordnet zu haben. Auch beim brutalen Militäreinsatz Russlands in Syrien spielte der Admiral, der das Flottenkommando seit 2022 innehat, eine entscheidende Rolle. „Wenn er überlebt hätte, wäre er als Kriegsverbrecher angeklagt worden“, hatte die Sicherheitsexpertin Jessica Berlin das Wirken Sokolows bereits kurz nach den ersten Gerüchten über den Tod des Admirals eingeordnet.
Auch im Westen hat man derweil bisher keine abschließende Antwort auf die Frage, ob Sokolow nun lebt oder nicht. „Im Moment kann ich nichts bestätigen“, erklärte die Sprecherin des Weißen Haus, Karin Jean-Pierre, bei einem Briefing am Dienstag. Natürlich sei man in Washington aber über die Berichte zu Sokolow und das Video aus Moskau im Bilde.
Wladimir Putin schweigt nach Angriff auf seine Schwarzmeerflotte eisern
Aus dem Kreml gab es derweil keine weiteren Kommentare – die russische Regierung ist seit dem Angriff auf das Hauptquartier auf der Krim ohnehin ziemlich wortkarg unterwegs. Die Veröffentlichung der Aufnahmen von Sokolow war seit dem Angriff am vergangenen Freitag die erste Wortmeldung der russischen Regierung. Den schmallippigen Kurs setzt Moskau nun offenbar fort.
Präsident Wladimir Putin äußert sich weiterhin nicht zu dem vermeintlichen Tod eines seiner Top-Militärs. Putins Sprecher, Dmitri Peskow, wollte die Berichte bereits am Dienstag nicht kommentieren. Das sei Sache des Verteidigungsministeriums, hieß es von Peskow, der diesen Kurs auch am Mittwoch beibehielt.
„Ich schlage noch einmal vor, Fragen zu diesem Thema an das Verteidigungsministerium zu richten“, beantwortete der Putin-Sprecher der russischen staatlichen Nachrichtenagentur RIA zufolge am Mittwoch erneute Fragen nach Sokolows Zustand.