AboAbonnieren

Kreml spricht von „gefährlichem Spiel“Botschafter einbestellt, Tennis-Profi ausgewiesen – Polen reagiert auf Putins Drohung

Lesezeit 3 Minuten
Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet ohne Belege, Polen wolle sich Teile der Ukraine und von Belarus einverleiben. Warschau reagiert scharf auf die Worte des Kremlchefs. (Archivbild)

Der russische Präsident Wladimir Putin behauptet ohne Belege, Polen wolle sich Teile der Ukraine und von Belarus einverleiben. Warschau reagiert scharf auf die Worte des Kremlchefs. (Archivbild)

Der Ton zwischen Warschau und Moskau wird rauer: Nach einer Drohung von Wladimir Putin reagiert Polen deutlich.

Polen hat am Samstag den russischen Botschafter ins Außenministerium in Warschau einbestellt. Die Einberufung des russischen Botschafters sei nach „provokativen Äußerungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin sowie Drohungen und anderen unfreundlichen Handlungen der Russischen Föderation gegenüber Polen und unseren Verbündeten“ erfolgt, erklärte Vizeaußenminister Pawel Jablonski. Die Grenzen zwischen den Ländern seien „absolut unantastbar und Polen ist gegen jegliche Revision“ dieser Grenzen.

Polen bestellt nach Wladimir Putins Drohung russischen Botschafter ein

Nach seiner Einbestellung erklärte der russische Botschafter in Polen, Sergej Andrejew, die polnische Seite habe von ihm eine „angemessene Antwort“ erhalten. In dem Gespräch, das laut Andrejews Angaben mit dem stellevertretenden polnischen Außenminister Pawel Jablonski geführt worden sei, seien ein „völliger Mangel an gegenseitigem Verständnis“ und „völlig unterschiedliche Herangehensweisen“ deutlich geworden, zitierte die russische staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti den Botschafter.

Kremlchef Putin hatte Polen am Freitag bezichtigt, „revanchistische Pläne“ zu haben und Gebiete in der Westukraine zurückerobern zu wollen – eine Behauptung, die von den russischen Behörden immer wieder erhoben wird. Während einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrats hielt Putin außerdem daran fest, dass die westlichen Regionen des heutigen Polens „ein Geschenk Stalins“ an die Polen nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen seien.

Propaganda-Behauptung von Kremlchef Wladimir Putin über Polen: „Gefährliches Spiel“

Der russische Präsident unterstellte Polen zudem, sich auch einen Teil von Belarus einverleiben zu wollen, ohne dafür jegliche Belege vorzulegen. Ein Angriff auf Belarus werde in Moskau wie ein Angriff auf Russland gewertet, die von ihm behaupteten polnischen Pläne seien ein „gefährliches Spiel“, fügte Putin an.

Vor der Einberufung des russischen Botschafters hatte am Freitagabend bereits der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki dem Kremlchef bei Twitter entgegnet, dass „Stalin ein Kriegsverbrecher war, der für den Tod von Hunderttausenden von Polen“ während und nach dem Zweiten Weltkrieg verantwortlich gewesen sei.

Osteuropa-Experte hält Drohung von Wladimir Putin in Richtung Polen für „peinlich“

Der Osteuropa-Experte Thomas Dudek bezeichnete die Wortmeldung Putins unterdessen auf Twitter als „peinliche Aussagen“. Derartige Behauptungen gehörten bereits 2014, dem Jahr, in dem Russland die ukrainische Halbinsel Krim besetzt hat und „russische Separatisten“ im Donbass massiv unterstützte, zum „Repertoire russischer Propgaganda“, erklärte Dudek.

Kremlchef Putin verschweige dabei stets, dass die einst zu Polen gehörende Westukraine erst durch den Hitler-Stalin-Pakt sowjetisch geworden sei, führte Dudek aus.

Nach Drohung von Wladimir Putin: Polen verweigert russischer Tennisspielerin die Einreise

Polen verweigerte am Samstag zudem der russischen Tennisspielerin Vera Swonarewa die Einreise in das Land. Wie das polnische Innenministerium am Samstag mitteilte, war die 38-Jährige am Vortag mit einem von Frankreich ausgestellten Visum und einem Flug aus Serbien in Warschau gelandet. Sie wollte dort am bevorstehenden WTA-Turnier teilnehmen. Die polnischen Grenzbeamten stoppten sie jedoch – und zwangen sie zur Weiterreise nach Montenegro.

Swonarewa steht in Polen auf einer Liste „unerwünschter Personen“, die wegen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zusammengestellt wurde. Polen lasse keine Menschen ins Land, „welche die Handlungen Russlands und von Belarus unterstützen“, erklärte das Innenministerium in Warschau. Swonarewa ist Doppel-Partnerin der Deutschen Laura Siegemund.

Die „Women’s Tennis Association“ (WTA) reagierte auf die Abweisung Swonarewas am Samstag auf Twitter. „Die WTA ist sich der Situation in Warschau mit Vera Zvonareva bewusst. Die Sicherheit und das Wohlergehen aller Spieler haben für die WTA oberste Priorität. Swonarewa hat Polen verlassen und wir werden diese Angelegenheit weiter untersuchen“, teilte die Tennis-Organisation mit. Moskau reagierte am Samstag zunächst nicht auf die Ausweisung der Tennis-Spielerin. (mit afp)