Nach dem Luftwaffen-Leak poltert Russland weiter. Maria Sacharowa bedient sich bei Tarantino – und droht deutschen Journalisten.
Putins Propagandashow geht weiterMoskau beleidigt abgehörte deutsche Offiziere und droht Journalisten
Die Sprecherin des Außenministeriums in Russland, Maria Sacharowa, hat die von Russland abgehörten deutschen Bundeswehr-Offiziere als „unrühmliche Bastarde“ bezeichnet, das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass. Die Beleidigung der deutschen Offiziere ist das neuste Kapitel in der Propagandashow, die Moskau seit der Veröffentlichung des Mitschnitts in der letzten Woche veranstaltet.
Zufällig wählte Sacharowa ihre Worte wohl nicht. Die Beleidigung ist angelehnt an den Quentin-Tarantino-Film „Inglourious Basterds“, in dem der Widerstand gegen die Nazis thematisiert wird. Sacharowa erinnerte gegenüber Tass an die Gräueltaten der Nazis auf der Krim. Zuvor hatte die Außenamtssprecherin bereits erklärt, die „Entnazifizierung“ in Deutschland sei nicht vollständig vollzogen worden.
Propaganda aus Moskau: Außenamtssprecherin bedient sich bei Quentin-Tarantino-Film
In dem abgehörten Gespräch hatten sich die deutschen Offiziere darüber unterhalten, wie die Ukraine mit deutschen Taurus-Marschflugkörpern russische Ziele wie die Krimbrücke angreifen könnte, sollte eine politische Entscheidung zur Lieferung des Waffensystems getroffen werden. Das Gespräch hatte bereits Mitte Februar stattgefunden, in der vergangenen Woche erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schließlich, dass Taurus nicht an die Ukraine geliefert werden soll.
Wenig später wurde der Mitschnitt in russischen Medien veröffentlicht, seit dem treibt es die russische Propagandamaschinerie immer bunter. Zuletzt wurden im russischen Staatsfernsehen Vergeltungsschläge auf deutsche Brücken diskutiert, darunter die Hohenzollernbrücke in Köln.
Moskau droht deutschen Journalisten
Das russische Außenministerium drohte außerdem deutschen Korrespondenten mit Ausweisung wegen angeblicher Schikanen gegen russische Medienvertreter in Deutschland. „Ich will das gleich sagen, damit es alle wissen, und man weiß das in Berlin auch schon über diplomatische Kanäle: Wenn jemand die russischen Korrespondenten anrührt und das Erdachte zu Ende führt, dann verlassen die deutschen Journalisten Russland“, sagte Sacharowa am Dienstag in Moskau.
Dies sei dem deutschen Botschafter Alexander Graf Lambsdorff am Vortag auch im Außenministerium in Moskau erläutert worden, sagte Sacharowa im Youtube-Propagandakanal „Solowjow live“. Die Sprecherin nannte das Gespräch eine Demarche, also einen offiziellen diplomatischen Protest. Dabei ging es um die von Russland abgehörten Beratungen deutscher Luftwaffenoffiziere über einen möglichen Einsatz des Marschflugkörpers Taurus in der Ukraine. Lambsdorff sagte, der Termin im Ministerium sei länger geplant gewesen.
Handlungen würden „nicht ohne eine harte Antwort bleiben“
In der Mitteilung des Außenministeriums vom Montag war die Rede von angeblich „fortwährenden Versuchen der BRD-Behörden, die Tätigkeit russischer Journalisten in Deutschland zu beschränken“. Dem Botschafter sei verdeutlicht worden, „dass solche Handlungen nicht ohne eine harte Antwort bleiben“. Sacharowa ist nicht nur Sprecherin des russischen Außenministeriums. Sie leitet auch die Abteilung, die für die Akkreditierung, also die Arbeitserlaubnis, ausländischer Journalisten zuständig ist.
Das Auswärtige Amt kritisierte die Drohungen gegen die deutschen Korrespondenten in Moskau. Russland gehe nicht nur im eigenen Land immer repressiver vor; es versuche auch im Ausland demokratische Gesellschaften mit Propaganda und Desinformation zu destabilisieren, sagte ein Sprecher in Berlin. „Die Drohung gegen deutsche Korrespondentinnen und Korrespondenten in Russland, die dort auf Grundlage ihrer ordnungsgemäßen Akkreditierung arbeiten, ist nur das jüngste Beispiel für dieses Vorgehen.“
Grenze bei RT/Russia und Sputnik gezogen
Russische Journalistinnen und Journalisten könnten in Deutschland frei und ungehindert arbeiten, sagte der Sprecher. Entscheidungen zur Visaerteilung erfolgten nach Recht und Gesetz. Er zog aber eine Grenze zu den „kontinuierlichen und konzertierten Desinformations- und Informationsmanipulationsmaßnahmen der russischen Staatsorgane RT/Russia und Sputnik“ und deren Vertretern. Gegen diese staatseigenen russischen Medien habe die EU schon 2022 Sanktionen erlassen und deren Sendetätigkeit in der EU verboten.
In einem Interview der staatlichen Nachrichtenagentur Tass warf Sacharowa den Botschaftern der EU-Staaten am Dienstag vor, ein Treffen mit Außenminister Sergej Lawrow kurzfristig abgesagt zu haben. Dabei wollte Lawrow angeblich die Diplomaten vor einer Einmischung in die russische Präsidentenwahl Mitte März warnen. Wenn Botschafter Termine mit dem Außenminister ignorierten, „was machen sie dann noch in unserem Land?“, fragte Sacharowa. Vom Auswärtigen Amt gab es auf Anfrage zunächst keine Reaktion zu diesem Vorgang. (das/dpa)