Die Sprecherin von Sergej Lawrow verbreitet nach der Explosion in einem Krankenhaus in Gaza absurde Theorien. Auch Putin meldet sich zu Wort.
„Wie bei Hiroshima und Nagasaki“Wie Russland die Explosion in Gaza für krude Propaganda nutzt
Russland hat den Raketeneinschlag in einem Krankenhaus in Gaza mit mindestens 200 Toten als ein „Verbrechen“ und einen „Akt der Entmenschlichung“ bezeichnet. „Um die eigene Unschuld zu beweisen, braucht es nicht nur Kommentare in den Medien und in den Onlinediensten, sondern Fakten“, sagte die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, am Mittwoch im Radiosender Sputnik an Israel gerichtet.
Sie appellierte an Israel und die USA, Satellitenbilder und weitere Informationen öffentlich zu machen, die den Ursprung des Einschlags klären könnten. Im Kreml gehe man zunächst von den Erklärungen Israels aus, „dass es Angriffe in der Region geben wird“, fügte Sacharowa an. Die Sprecherin von Außenminister Sergej Lawrow warf Israel zudem vor, Palästinenser als „tierähnlich“ bezeichnet zu haben.
Krankenhaus-Explosion in Gaza: Sacharowa verbreitet krude Propaganda
Den Westen kritisierte Sacharowa derweil dafür, den Eindruck zu erwecken, „der Einschlag sei ganz von allein gekommen“ – und wärmte dabei prompt eine weitere Propaganda-Lüge Russlands wieder auf.
„Das Konzept der letzten Jahre war, dass die Bomben auf Hiroshima und Nagasaki von selbst fielen, niemand warf sie ab“, unterstellte Sacharowa dem Westen erneut eine Verschleierung der amerikanischen Verantwortung für die Atombombenabwürfe auf Japan im Zweiten Weltkrieg.
Bereits Ende August hatte Sacharowa der EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ohne Grundlage vorgeworfen, Russland die Verantwortung für Hiroshima angelastet zu haben. Die Falschbehauptung wurde damals sogar von kremltreuen russischen Medien als ungerechtfertigt bezeichnet. Von der Leyen hatte nichts Derartiges gesagt.
Dennoch wiederholte die Sprecherin den Vorwurf nun erneut. „Als sich die öffentliche Meinung an diese Vorstellung gewöhnt hatte, begann man, die Sowjetunion als Schuldigen zu benennen, so wie es Ursula von der Leyen tat“, erklärte Sacharowa am Mittwoch.
Auch Wladimir Putin meldet sich zu Wort: „Humanitäre Katastrophe“
Auch der russische Präsident Wladimir Putin, der noch am Wochenende von der Terrororganisation Hamas dafür gelobt wurde, eine mögliche Blockade das Gazastreifens nicht akzeptieren zu wollen, sprach von einer „Tragödie“ und einer „humanitären Katastrophe“. Er hoffe sehr, dass der Beschuss ein „Signal“ dafür sein werde, „dass dieser Konflikt so rasch wie möglich enden muss“, sagte Putin auf einer vom Fernsehen übertragenen Pressekonferenz am Rande des Seidenstraßen-Forums in Peking. Verhandlungen seien nun nötig, erklärte Putin zudem.
Bereits kurz nach dem Großangriff der Hamas am 7. Oktober, Putins Geburtstag, wurde über eine mögliche Verstrickung Russland spekuliert. So waren in jüngerer Vergangenheit Hamas-Vertreter im Kreml zu Gast. Auch die Ukraine warnte, dass Russland den Konflikt in Nahost für Propaganda nutzen könnte – und behielt mit einer konkreten Warnung recht.
Hamas lobt Putin – Ukraine warnt vor russischer Propaganda
Wie von Kiew zuvor angekündigt, behauptete Russland, die Ukraine habe westliche Waffen an Terroristen verkauft, ohne Belege dafür vorzulegen. Laut ukrainischen Geheimdienstangaben hat Russland selbst in der Ukraine erbeutete Waffen an die Hamas geliefert, um eine derartige Propaganda-Behauptung unterfüttern zu können.
Israel und die palästinensische Hamas wiesen sich unterdessen am Mittwoch gegenseitig die Verantwortung für den Raketeneinschlag zu. Israel legte am Mittwoch allerdings erste Luft- und Audioaufnahmen vor, die belegen sollen, dass die Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus in Gaza durch eine Rakete der Terrorgruppe Islamischer Dschihad herbeigeführt wurde. Eine Reaktion darauf gab es aus Moskau allerdings bisher nicht.
US-Präsident Joe Biden erklärte derweil bei seinem Solidaritätsbesuch in Tel Aviv, ein „anderes Team“ als Israel sei für die Explosion im Al-Ahli-Krankenhaus verantwortlich.