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Moskau lässt kaum Zweifel an MotivenMedwedew reklamiert mit Karte gesamte Ukraine für Russland

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Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat sich zu einem der größten Hardliner entwickelt. Bereits im März zeigte er eine Karte, damals sollte noch ein kleiner Teil der Ukraine übrig bleiben. Das hat sich nun geändert. (Archivbild)

Russlands Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat sich zu einem der größten Hardliner entwickelt. Bereits im März zeigte er eine Karte, damals sollte noch ein kleiner Teil der Ukraine übrig bleiben. Das hat sich nun geändert. (Archivbild)

Ex-Präsident Dmitri Medwedew hat zum russischen Nationalfeiertag eine Karte veröffentlicht – Russland erstreckt sich dort bis nach Polen.

Der frühere Kremlchef Dmitri Medwedew hat auf einer Landkarte zum russischen Nationalfeiertag die gesamte Ukraine als Teil Russlands reklamiert. In seinem Telegram-Kanal postete er am Mittwoch eine animierte Grafik: Zu den Klängen der russischen Hymne wehte die weiß-blau-rote Flagge über einer Karte Russlands. Die gesamte Ukraine bis zur Grenze mit Polen, der Slowakei und Ungarn wurde dabei als russisch markiert. Das eng mit Russland verbündete Belarus wiederum blieb ausgenommen.

In den über zwei Jahren Krieg hat es aus Moskau uneinheitliche Antworten offizieller oder propagandistischer Art gegeben, wie weit Russland die Ukraine unterwerfen will. Ein erklärtes Ziel ist, dass Russland die vier ukrainischen Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson vollständig erobern will, die es bereits für annektiert erklärt hat.

Enger Vertrauter von Wladimir Putin: Karte zeigt Medwedews Eroberungsträume

Weitergehende Überlegungen gab es zu Charkiw im Osten und zum Süden mit der Hafenstadt Odessa, schließlich auch zur Hauptstadt Kiew. Außenminister Sergej Lawrow sprach im April davon, dass höchstens die Zukunft der Westukraine um Lwiw offen sei. Odessa und Charkiw wurden von hochrangigen russischen Offiziellen bis hin zu Kremlchef Putin derweil mehrmals als „russische Städte“ bezeichnet.

Medwedew galt zu seiner Zeit als Präsident 2008 bis 2012 als liberale Hoffnung Russlands. Der nunmehrige Sicherheitsratsvize hat sich aber seit dem russischen Angriff zu einem der größten Hardliner entwickelt und verteidigt den Krieg mit hetzerischen Beiträgen in sozialen Netzwerken, die ihm mittlerweile Gerüchte über seinen Alkoholkonsum und etliche hämische Memes eingebracht haben.

Dmitri Medwedew für vulgäre Wutausbrüche bekannt

Zuletzt hatte Medwedew Bundeskanzler Olaf Scholz mit einer seiner Schimpftiraden bedacht und den Kanzler unter anderem als „Scheisskopf“ bezeichnet. Davor hatte der als enger Vertrauter Putins geltende Chef der Regierungspartei bereits ein geschichtsklitterndes Essay veröffentlicht, in dem er versucht hatte, die von Moskau erhobenen absurden Vorwürfe, in Kiew sei ein „Nazi-Regime“ an der Macht, zu unterfüttern.

„Dies scheint das erste Mal zu sein, dass ein hochrangiger Kreml-Vertreter das gesamte Territorium der Ukraine als Eigentum Russlands beansprucht“, kommentierte Oleksandr Polianichev, Historiker von der Södertörn Universität im schwedischen Stockholm, bei X die nun veröffentlichte Karte.

Nationalfeiertag: Wladimir Putin ruft Russland zu Geschlossenheit auf

Es ist jedoch nicht das erste Mal, dass Medwedew mit Karten agiert: Der Sicherheitsratsvize hatte zuvor bereits im März bei einer Veranstaltung eine Karte präsentiert, auf der große Teile der Ukraine als Russland ausgewiesen worden waren. Nun soll, zumindest wenn es nach Medwedew geht, offenbar auch die Westukraine russisch werden.

Der Nationalfeiertag wird in Russland jährlich begangen, weil am 12. Juni 1990 das Parlament der Sowjetrepublik Russland die staatliche Souveränität und damit praktisch die Unabhängigkeit von der zerfallenden Sowjetunion beschlossen hat.

Präsident Putin überreichte zu diesem Tag in Moskau Staatspreise für Leistungen in Kultur und Technik. Der Kremlchef rief das Land zudem zur Geschlossenheit auf angesichts des Krieges – den er selber befohlen hat. „In dieser schweren Zeit verbinden uns Patriotismus und Verantwortung für das Schicksal der Heimat“, sagte er der Agentur Tass zufolge. (mit dpa)