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„Diskreditierung der Armee“Russischer Politiker protestiert mit Nudeln an den Ohren gegen Putin – und wird bestraft

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Ziel des Spotts von Regionalpolitiker Michail Abdalkin: Wladimir Putin. (Archivbild)

Ziel des Spotts von Regionalpolitiker Michail Abdalkin: Wladimir Putin. (Archivbild)

Michail Abdalkin hat sich während einer Rede Wladimir Putins Nudeln über die Ohren gehängt, was so viel bedeutet wie: belogen werden. Das hat nun Folgen.

Ein satirischer Protest mit Nudeln bei einer Rede von Kremlchef Wladimir Putin hat für einen Regionalpolitiker in Russland ein gerichtliches Nachspiel. Die Behörden haben gegen Michail Abdalkin ein Bußgeldverfahren wegen „Diskreditierung der russischen Armee“ eingeleitet, berichtete das Internetportal Fontanka am Freitag. Die Verhandlung ist für den 7. März angesetzt. Dem Abgeordneten des Regionalparlaments in der Wolga-Region Samara droht eine Geldstrafe von umgerechnet bis zu 25.000 Euro.

Anti-Putin-Protest: „Nudeln über die Ohren hängen“ bedeutet „belogen werden“

Abdalkin hatte Putins Rede zur Lage der Nation kurz vor dem Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine am Bildschirm verfolgt. Dabei hängte er sich Nudeln über die Ohren. Im Russischen gibt es den Ausdruck „Nudeln über die Ohren hängen“, was so viel bedeutet wie: belogen werden.

Anschließend veröffentlichte Abdalkin ein Video davon auf Youtube, indem er ironisch seine „volle Unterstützung“ für den „großartigen Auftritt“ bekundete. Putin hatte in der Rede vor allem über den Ukrainekrieg gesprochen, die Invasion verteidigt und einmal mehr dem Westen vorgeworfen, „den Krieg losgetreten“ zu haben.

Protest gegen Wladimir Putin stößt auf Kritik in der russischen Politik

Während Abdalkins satirischer Protest im Netz gefeiert wurde, stieß er schnell auf Kritik in der Politik. Die inzwischen als kremltreu geltende Kommunistische Partei, für die er im Parlament sitzt, distanzierte sich von der Aktion.

Nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine war es in Russland noch zu großen Protestaktionen gekommen. Zehntausende Russen gingen damals auf die Straße – eine ernsthafte Bewegung wurde aus den Demonstrationen gegen Putin und seinen Krieg gegen die Ukraine jedoch nicht.

Protest gegen Wladimir Putin in Russland mit großen Risiken verbunden

Als der Kremlchef im letzten September eine Teilmobilmachung verkündete, kam es außerdem zur massenweisen Ausreise von Männern und Frauen. Laut eines Berichts der „Neuen Zürcher Zeitung“ verließen zwischen 700.000 und einer Million Russen das Land – auch das durfte als Protest gegen Putin gewertet werden.

Für die vor allem in den letzten Monaten kaum noch vorhandenen Protestaktionen machen Beobachter vor allem die harten Repressionen des Kremls verantwortlich. Kundgebungen werden von russischen Sicherheitskräften stets niedergeschlagen, die Demonstranten landen daraufhin im Gefängnis.

Die Haftanstalten dienen wiederum als Rekrutierungszentren für die russischen Streitkräfte – der Preis für Protestaktionen kann also mitunter hoch sein. Proteste gibt es, so die „NZZ“-Analyse, vor allem deshalb zuletzt nur noch von Einzelpersonen. (das/dpa)