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„Doktrin der Masse“Russland will Sowjet-Panzer T-80 wieder „von Grund auf“ produzieren

Lesezeit 3 Minuten
Ein russischer Panzer des Modells T-80 feuert während einer Truppenübung in Sankt Petersburg (Symbolbild).

Ein russischer Panzer des Modells T-80 feuert während einer Truppenübung in Sankt Petersburg (Symbolbild).

Russland hat seit Kriegsbeginn mehrere tausend Panzer verloren. Nun soll der Jahrzehnte alte T-80 wieder vom Band laufen. Kritiker sind skeptisch.

Russland erwägt nach Medienberichten die Wiederaufnahme der Produktion des Panzermodells T-80. „Die Aufgabe steht, zumindest hat das Militär sie uns gegeben“, sagte der Chef des Rüstungskonzerns Uralvagonzavod, Alexander Potapov, in einem am Sonntag ausgestrahlten Interview mit dem Armeesender „Swjesda“. Der T-80 habe sich während der „militärischen Spezialoperation“, wie in Russland der Angriffskrieg gegen die Ukraine genannt wird, besonders bewährt, hieß es in der Reportage des Senders dazu.

Der T-80 wurde ab 1976 in der Sowjetunion gebaut, allerdings in wesentlich geringeren Stückzahlen als der bereits vor ihm entwickelte, aber noch parallel hergestellte T-72. Insgesamt sollen gut 10.000 T-80 vom Band gelaufen sein, ehe die Serienproduktion weitgehend zugunsten des T-90 eingestellt wurde.

Russland muss Verlust großer Anzahl an Panzern kompensieren

Beim russischen Überfall auf die Ukraine setzen sowohl die Streitkräfte Russlands wie auch die ukrainischen Streitkräfte den T-80 ein, besonders auf russischer Seite schätzen Experten die Verluste am T-80 allerdings bereits auf mehrere hundert Exemplare. Russland hat während seiner mittlerweile schon mehr als 18 Monate dauernden Invasion der Ukraine hohe Verluste erlitten und der Investigativgruppe Oryx zufolge mehr als 2000 Panzer verloren.

Ukrainischen Angaben aus dem Juni zufolge sollen es gar mehr als 4000 sein. Zu den Zahlen gibt es jedoch unterschiedliche Angaben, die nicht unabhängig überprüft werden können. In der größten Panzerfabrik der Welt in der russischen Stadt Nischni Tagil werden seit Monaten rund um die Uhr Panzer gebaut und repariert.

Russland kämpft mit alten Panzern wie dem T-80 gegen moderne westliche Modelle

Die Ukraine verfügt dank Waffenlieferungen über westliche Panzer, die den Sowjetpanzern Russlands deutlich überlegen sind. Um den westlichen Panzern in ukrainischen Händen etwas entgegenzusetzen, kann Russland nur auf Masse setzen. „Die russische Doktrin des Panzerkampfes war schon immer eine Doktrin der Masse“, erklärte Gardekommandant Markus Reisner vom österreichischen Bundesheer im Gespräch mit dem RND bereits zu Jahresbeginn.

Erst Ende August war ein russischer T-80 in die Hände der ukrainischen Armee gefallen, die 30. Brigade lobte die Fähigkeiten des geklauten Panzers.

Im Sommer 2023 meldeten mehrere Medien, Russland setze aufgrund der hohen Verluste wieder vermehrt auf veraltete T-54, T-55 und T-62-Panzer aus der Ära der Sowjetunion. Moskau holte teilweise offenbar Panzer aus den 1940er Jahren aus den Lagerhallen. Wladimir Putin könnte sie aus Mangel an schwerem Gerät in die Ukraine schicken.

Produktion des T-80 könnte lange Zeit in Anspruch nehmen

Details zum möglichen Neustart der Produktion gibt es nicht. Laut Potapow gibt es Gespräche mit dem Industrieministerium über den Aufbau neuer Produktionsstätten. Klar sei aber, dass die Produktion neuer T-80-Panzer wieder „von Grund auf“ aufgenommen werde, wie Alexander Potapov, erklärte.

Wie Forbes berichtet, sind in dem Uralwagonsawod-Werk in Omsk (Sibirien) seit 1991 keine neuen T-80-Panzerwannen mehr hergestellt worden. „Während das Werk in Omsk vielleicht noch über die 32 Jahre alten Werkzeuge verfügt, fehlen ihm wahrscheinlich die Zulieferer für die Zehntausende von Teilen, die für den Zusammenbau eines neuen T-80 benötigt würden“, heißt es dort.

Ebenso sei unklar, welches T-80-Modell überhaupt produziert werden solle. Der Panzer wurde mehrmals modifiziert und verbessert, die modernsten sind der T-80BVM und der T-80BV 2023. Die Wiederaufnahme der Produktion neuer Panzer nach Jahrzehnten dürfte Medienberichten zufolge teuer und zeitaufwändig werden. (pst mit dpa)