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„Heute brechen wir in sein Haus ein“Geheimvideos enthüllen martialischen Umbau in „Putins Palast“

Lesezeit 4 Minuten
Putins Palast am Prunkbau: Eine Luftaufnahme der russischen Anti-Korruptions-Stiftung zeigt „Putins Palast“ am Schwarzen Meer. Die Innenräume der Residenz sollen umgestaltet worden sein.

Prunkbau: Eine Luftaufnahme der russischen Anti-Korruptions-Stiftung zeigt „Putins Palast“ am Schwarzen Meer. Die Innenräume der Residenz sollen umgestaltet worden sein.

Die Neugestaltung des Prunkbaus stehe sinnbildlich für die Entwicklung Wladimir Putins, erklärt die russische Anti-Korruptions-Stiftung.

Die russische Anti-Korruptions-Stiftung (FBK) des verstorbenen Oppositionellen Alexej Nawalny hat erneut Informationen über eine prunkvolle Residenz am Schwarzen Meer veröffentlicht, die nach vorherigen Recherchen als „Putins Palast“ bekannt geworden ist. In einem Video zeigt das FBK zahlreiche Aufnahmen, die aus dem Inneren des Prunkbaus am Idokopas-Kap stammen und jüngste Umbaumaßnahmen in dem Gebäude belegen sollen. Unabhängig überprüfen lassen sich die Aufnahmen, die bei Youtube bereits mehr als vier Millionen Mal abgerufen wurden, derzeit nicht.

„Heute werden wir buchstäblich in Putins Haus einbrechen und Ihnen zeigen, wer er wirklich ist“, erklärte die Anti-Korruptions-Stiftung und bezeichnete Putin als „verzweifelten alten Diktator“, der sogar während des von ihm entfesselten Krieges gegen die Ukraine „weiter an seinem schicken Palast“ gebaut habe.

Nawalny-Stiftung veröffentlicht Geheimvideos aus Putins Palast

Bereits 2021 hatte die von Nawalny gegründete Stiftung ausführlich über „Putins Palast“ am Schwarzen Meer berichtet, der laut offiziellen Angaben in Besitz des kremlnahen Oligarchen Arcady Rotenberg ist – und einst als „Pension“ eine Baugenehmigung erhielt.

Die nun veröffentlichten Aufnahmen stützen allerdings die bekannten Zweifel an einer touristischen Nutzung der Residenz. So finden sich laut FBK in einigen der Wohneinheiten gleich mehrere festinstallierte Festnetztelefone, die zur Kommunikation mit Moskau genutzt werden können.

Putins Palast: Mit der Ikone des Heiligen Wladimir

Auf eine Nutzung Putins deuten jedoch auch andere innenarchitektonische Änderungen hin, die sinnbildlich für die Entwicklung des Kremlchefs in den letzten Jahren stehen können.

Der „Palast“ verfüge nun nicht mehr über ein Casino oder Spielhallen. Auch der „Striptease-Saal“ sei mittlerweile verschwunden, hieß es von der Stiftung. Neu hinzugekommen sei dafür eine kleine private Kapelle, die mit der Ikone des Heiligen Wladimir, Putins Schutzpatron, geschmückt sei und zudem einen hölzernen Thron enthalte.

Ein Thron in der Kapelle für „König“ Putin

Traditionell sind Throne in Kirchen und Kapellen in Russland für Könige und Zaren vorbehalten. Die Wahl der Sitzgelegenheit könnte daher einen Hinweis auf Putins Selbstbild darstellen. Zuletzt war in Moskau zudem mehrfach von einem „heiligen Krieg“ die Rede gewesen.

Videoaufnahmen der russischen Anti-Korruptions-Stiftung sollen eine neu eingerichtete Kapelle in „Putins Palast“ am Schwarzen Meer zeigen.

Videoaufnahmen der russischen Anti-Korruptions-Stiftung sollen eine neu eingerichtete Kapelle in „Putins Palast“ am Schwarzen Meer zeigen.

„Eine der Haupthallen wurde mit Gemälden von Schlachten und Leichen geschmückt“, berichtete die Anti-Korruptions-Stiftung zudem über weitere Veränderungen im Inneren des Anwesens. Demnach sei Kunst mit friedvollen Motiven durch martialische Gemälde ersetzt worden, in denen historische Schlachten dargestellt werden.

„Wer mit dem Schwert zu uns kommt, wird durch das Schwert sterben“

Zudem befinde sich nun eine Kopie des Gemäldes „Wer mit dem Schwert zu uns kommt, wird durch das Schwert sterben“ im Palast am Schwarzen Meer. Das Original des Gemäldes von Alexander Newski hängt im Moskauer Kremlpalast. Bei Putin soll sich dem Vernehmen nach insbesondere der Titel des Kunstwerks großer Beliebtheit erfreuen.

Wladimir Putin kommt nach seiner Amtseinführung zum Gottesdienst mit Patriarch Kyrill.

Wladimir Putin kommt nach seiner Amtseinführung zum Gottesdienst mit Patriarch Kyrill.

Die jüngsten Umbaumaßnahmen in „Putins Palast“ – weg vom Hedonismus, hin zur kriegerischen Frömmigkeit – sollen im Frühjahr 2023 abgeschlossen worden sein. In diesem Zeitraum sind demnach auch die nun von der Anti-Korruptions-Stiftung veröffentlichten Videoaufnahmen entstanden.

Anti-Korruptions-Stiftung: Enorme Summen für Putins Palast

Die Kosten für die Renovierung des Anwesens sind den Recherchen zufolge enorm ausgefallen. So sei allein für zwei Kronleuchter des französischen Herstellers Baccarat bereits fast eine Million Euro geflossen. Zahlreiche weitere teure Möbelstücke seien zusätzlich angeschafft worden.

Das prunkvolle Anwesen am Schwarzen Meer war in den 2010er Jahren von einem Bekannten Putins gebaut worden, offiziell genehmigte die russische Präsidialverwaltung damals, eine „Pension“ an dem Standort zu errichten.

2010 wurden schließlich öffentlich Vorwürfe laut, wonach die Residenz eigentlich für Putin erbaut worden sei. Wenig später wurden Journalisten beim Versuch verhaftet, sich Zutritt zu dem Palast zu verschaffen – von Mitarbeitern des „Föderalen Schutzdienstes“, der auch für den Schutz des Kremlchefs zuständig ist.

Umgebauter Prunkbau: Ein Hotel – aber nur für Putin?

2021 veröffentlichte Nawalnys Stiftung dann erstmals ihre Rechercheergebnisse zu der Residenz, die über Umwege Putin gehören soll. Damals gab es demnach ganze Räume für Spielzeugautos und Modelleisenbahnen sowie ein eigenes Casino und ein vergnügliches Pole-Dance-Zimmer.

Kurz nach den Enthüllungen erklärte schließlich der Oligarch Rotenberg, die Residenz sei in seinem Besitz, und solle in Zukunft zu einem Hotel umgebaut werden. Renoviert wurde „Putins Palast“ mittlerweile anscheinend tatsächlich. Ein Hotel scheint der Prunkbau samt ausufernder Parkanlage allerdings weiterhin nur für eine Person zu sein.