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Nach deutschem EntschlussUSA verspricht der Ukraine nun auch 31 Abrams-Panzer

Lesezeit 3 Minuten
Ein Panzer des Typs M1 Abrams der US Army fährt während einer multinationalen Übung auf dem Truppenübungsplatz Hohenfels über eine Straße.

Die Bereitstellung der Abrams-Panzer ist in erster Linie eine politische Demonstration der transatlantischen Einheit.

Doch es wird Monate dauern, bis sie im Kampfgebiet ankommen. Derweil gerät Präsident Joe Biden unter Feuer der politischen Rechten.

Der Kanzler im fernen Berlin hatte gesprochen, doch im Weißen Haus herrschte am amerikanischen Mittwochmorgen ein seltsames Schweigen. Volle 24 Stunden waren da schon seit der ersten Meldung über die transatlantische Waffen-Allianz vergangen. Aber eine offizielle Bestätigung stand immer noch aus. Erst um 12 Uhr mittags wollte sich Präsident Joe Biden vor den Kameras äußern.

Die ungewöhnlich lange Frist mag einem erheblichen Abstimmungsbedarf innerhalb der Administration geschuldet sein. Lange hatte sich das Verteidigungsministerium einer Lieferung amerikanischer Abrams-M1-Panzer an die Ukraine widersetzt. Nun will Washington nach amerikanischen Medienberichten doch 31 dieser Kampf-Kolosse liefern. Der Wille, „den Deutschen die gewünschte politische Deckung für die Lieferung ihrer eigenen Panzer zu geben“, habe den Widerstand des Pentagons neutralisiert, analysiert die „New York Times“.

Biden und Scholz ziehen an einem Strang – Lob aus dem Kongress

Aus dem Kongress gab es am Mittwoch viel Lob für die Freigabe der Leopard-Lieferungen durch Deutschland. „Danke an den Bundeskanzler und die deutsche Regierung für Ihre Führung“, twitterte Chris Coons, der demokratische Senator von Joe Bidens Heimatstaat Delaware: „Und ich freue mich, dass die USA sich ebenfalls auf die Bereitstellung von Panzern vorbereitet“. Der Verteidigungspolitiker Seth Moulton, der für die Demokraten im Repräsentantenhaus sitzt, twitterte: „Gut. Die Ukraine braucht Panzer. Wir sollten im Gleichschritt mit unseren Verbündeten marschieren.“

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Coons und Moulton gehörten zu einer Parlamentariergruppe, die sich in der vergangenen Woche mit Scholz in Davos getroffen hatte. Diese und andere Politiker waren es auch gewesen, die in den vergangenen Tagen immer lautstarker eine Lieferung amerikanischer Abrams-Panzer gefordert hatten. In einem 25-minütigen Telefonat mit Biden hatte Scholz am vergangenen Dienstag nach Informationen des Redaktionsnetzwerks Deutschland (RND) deutlich gemacht, dass er die deutschen Leopard-Panzer nur bereitstellen werde, wenn sich auch die Amerikaner an der Waffenlieferung beteiligen.

„Deutschland sag: Spring! Und wir fragen: Wie hoch?“
Laura Ingraham, Polit-Talkerin

Entsprechend steht Biden innenpolitisch nun unter Druck. Zwar begrüßte Mitch McConnell, der traditionell-konservative Minderheitsführer der Republikaner im Senat, die Entscheidung für die Panzer-Lieferungen. Vom Trump-Flügel der Republikaner und dem rechten Sender Fox News kommen aber harte Anwürfe. „Keine Panzer an unseren Grenzen, dafür Panzer an den Grenzen der Ukraine. Die müssen sich keine Sorgen machen“, ätzte der prominente Polit-Talker Tucker Carlson. Seine Kollegin Laura Ingraham wetterte: „Deutschland sag: Spring! Und wir fragen: Wie hoch?“

Kurzfristig dürfte die Bereitstellung der Abrams-Panzer in erster Linie eine politische Demonstration der transatlantischen Einheit und erst langfristig eine echte militärische Unterstützung sein. In US-Regierungskreisen heißt es, es könne Monate dauern, bis die US-Panzer in der Ukraine ankommen. Ein Grund dafür ist, dass die Fahrzeuge offenbar nicht dem Bestand des Militärs entnommen werden, sondern bei der Industrie neu geordert werden sollen.

Abrams-Panzer gingen in der Vergangenheit schon an Polen

Auch hatte das Pentagon immer argumentiert, die Schulung für den mehr als 60 Tonnen schweren Koloss sei extrem langwierig, der Einsatz und die Unterhaltung in der Ferne höchst kompliziert. Dem widerspricht freilich, dass in der Vergangenheit Abrams-Panzer an Polen geliefert wurden. Gerade im vergangenen Monat hat Polen weitere 116 Abrams-Panzer in den USA bestellt.

„Wenn Abrams in Polen funktionieren, warum dann nicht in der Ukraine?“, fragte sich nicht nur Michael McCaul, der ehemalige US-Botschafter in Moskau. Wohl auch vor dem Hintergrund des Zögerns im Pentagon mahnte der demokratische Senator Richard Blumenthal eindringlich: Die Entscheidung zur transatlantischen Panzerlieferung komme in einer „Zeit der maximalen Gefahr“ und sei „ungemein wichtig“ für die Ukraine: „Aber sie brauchen die Panzer morgen, nicht in einigen Monaten.“ (rnd)