Berichten zufolge sollte Kiew in drei Tagen erobert werden, nun wollen die Russen noch eine ganze Weile weiterkämpfen.
Ultimatum von Wladimir Putin?Verteidigungsminister Sergei Schoigu nennt russischen Zeitplan für Kriegsende
Gerüchten zufolge soll Wladimir Putin mit der Eroberung Kiews innerhalb von drei Tagen gerechnet haben, inzwischen sind seit dem Beginn des völkerrechtswidrigen Krieges gegen die Ukraine bereits rund 19 Monate vergangen.
In einer Rede vor dem Vorstand des russischen Verteidigungsministeriums hat Verteidigungsminister Sergei Schoigu nun preisgegeben, dass Russland offenbar noch lange beabsichtigt, zu kämpfen. Russland plane die „militärische Spezialoperation“ in der Ukraine bis 2025, so Schoigu, der auch bekannt gab, dass sein Ministerium Maßnahmen ergreife, um das Kampfpotenzial der russischen Luftlandetruppen zu erhöhen.
Kreml will Krieg bis mindestens 2025 fortführen
„Die konsequente Umsetzung der Maßnahmen und Aktivitätspläne bis 2025 wird es uns ermöglichen, die gesetzten Ziele zu erreichen“, so Sergei Schoigu siegessicher. Erst vor wenigen Wochen hatte Schoigu mit einem aufsehenerregenden Achselzucken auf die Frage nach einem russischen Sieg reagiert. Mit den Zielen dürften die Zerschlagung der Ukraine, die der Kreml mit Kriegsbeginn stets anvisiert hatte, gemeint sein.
Die Reaktionen auf seine Aussage ließen nicht lange auf sich warten. „Was für Ziele haben sie sich gesetzt? Die russische Armee wird komplett auseinanderfallen? Es wird eine ‚negative Offensive‘ bis nach Moskau geben? Alles, was möglich ist, wird bis 2025 aus dem russischen Haushalt gestohlen werden?“, kommentierte Anton Geraschenko, früherer Vize-Minister der Ukraine und jetziger Berater der ukrainischen Regierung, einen entsprechenden Ausschnitt von Schoigus Rede.
Ultimatum von Wladimir Putin? Sergei Schoigu zunehmend unter Druck
Der deutsche Politikwissenschaftler Carlo Masala teilte den Beitrag ebenfalls und mahnte an, es sei jetzt „unsere Aufgabe (…), die industrielle Basis für die Unterstützung der Ukraine sicherzustellen“. Deutschland zögert derzeit, die von Wolodymyr Selenskyj geforderten Taurus-Marschkörper an die Ukraine zu liefern.
Kriegsbeobachter sehen Sergei Schoigu zunehmendem Druck aus den eigenen Reihen ausgesetzt. Damit sind sowohl der Kreml als auch russische Militärblogger, die ihm militärische Fehlentscheidungen anlasten, gemeint.
Laut dem US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW), der sich auf eine Insiderquelle im Kreml beruft, soll Wladimir Putin seinem Verteidigungsminister Sergei Schoigu eine Frist bis Anfang Oktober 2023 gesetzt haben, um die Lage an der Front zu verbessern. Laut dem täglichen Lagebericht des ISW solle Schoigu bis dahin die ukrainischen Gegenoffensiven stoppen und die russischen Streitkräfte wieder in die Lage zu versetzen, selbst wieder Offensiven zu fahren.
Sergej Schoigu muss Antwort auf ukrainische Gegenoffensive finden
Die Ukraine hatte erst am Wochenende entscheidende Fortschritte bei ihrer Gegenoffensive verkündet. Der Generalstab in Kiew verkündete einen Durchbruch an der Front bei Werbowe im Süden des Landes, der Gegner sei aus „seinen Stellungen“ verdrängt worden, hieß es.
Bemerkenswert daran: Werbowe zählt zu den von den russischen Besatzern schwer gesicherten Ortschaften, die durch die berüchtigte Surowikin-Linie geschützt gewesen war. Mehrere Kommandeure und unabhängige Beobachter sahen hierin einen „Durchbruch“. Auch in Bachmut konnten die ukrainischen Truppen jüngst Geländegewinne erzielen.
Die Aussagen des Kreml-Insiders legen nahe, dass Wladimir Putin schnellstmöglich eine Gegenreaktion fordert, um die langsam vorrückenden ukrainische Truppen zu stoppen – auch wenn dies mit hohen Kosten verbunden wäre. Laut ISW könnte der auch bei russischen Militärbloggern in die Kritik geratene Verteidigungsminister Schoigu nun gar sinnlose Angriffe der Russen anordnen, um vorerst die Gunst Putins zu sichern.