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Wirbel in Putins ArmeeRussischer Militärblogger kurz nach brisanter Enthüllung tot

Lesezeit 4 Minuten
Beim Kampf um die Stadt Awdijiwka hat Russland enorme Verluste erlitten. Ein russischer Kriegsblogger bezifferte sie zuletzt auf 16.000 Tote. Nun hat er selbst offenbar Suizid begangen – und zuvor von Druck durch Kommandeure berichtet.

Beim Kampf um die Stadt Awdijiwka hat Russland enorme Verluste erlitten. Ein russischer Kriegsblogger bezifferte sie zuletzt auf 16.000 Tote. Nun hat er selbst offenbar Suizid begangen – und zuvor von Druck durch Kommandeure berichtet.

Andrej Morozow hatte zuvor hohe Todeszahlen genannt, nun ist er tot. Die Ukraine meldet unterdessen einen erfolgreichen Angriff bei Donezk.

Ein prominenter russischer Kriegsblogger hat Berichten zufolge Suizid begangen, nachdem er in seinem Telegram-Kanal von hohen russischen Todeszahlen beim Kampf um die Frontstadt Awdijiwka berichtet hatte. Laut Andrej Morozow, der das Pseudonym „Murz“ verwendete, starben in den letzten Wochen bei russischen Angriffen auf die ostukrainische Stadt mindestens 16.000 Soldaten.

Morozow, ein Ultranationalist, hatte sich bereits 2014 den russischen Truppen im Donbass angeschlossen und sich auch an der russischen Invasion der restlichen Ukraine, die vor fast genau zwei Jahren begonnen hat, beteiligt.

Todeszahl enthüllt: Blogger berichtet von Druck durch Kommandeure

Mit seinem Bericht über die 16.000 Toten in Awdijiwka hatte Morozow für viel Wirbel gesorgt – und viel Kritik anderer russischer Militärbeobachter auf sich gezogen, die ihm „Verleumdung“ vorwarfen. Am Dienstagabend hatte der russische Verteidigungsminister bei Kremlchef Wladimir Putin über Awdijika berichtet – und von minimalen Verlusten berichtet.

Im Telegram-Kanal des Bloggers erschien am Mittwoch schließlich ein Abschiedsbrief, weitere russische Quellen bestätigten den Tod Morozows. Der Blogger machte in seinem Abschiedsbrief die Kommandeure seiner Brigade für seinen Suizid verantwortlich.

Russischer Blogger musste Beitrag über Awdijiwka löschen

Demnach sei er gezwungen worden, seinen Beitrag über die Todesopfer in Awdijiwka zu löschen, außerdem sei seiner Einheit damit gedroht worden, bei weiteren Nachschublieferungen benachteiligt zu werden. Daraufhin habe er laut dem Brief beschlossen, sich selbst zu töten, da sich sonst „niemand traue, diese Kleinigkeit anzugehen“.

Die russische Armee versucht seit Kriegsbeginn ihre Verluste zu verheimlichen. Westliche Geheimdienste gehen unterdessen davon aus, dass seit Kriegsbeginn mehr als 315.000 russische Soldaten getötet oder verletzt worden sind. Auch am Mittwoch erlitt die russische Armee, die zuletzt erfolgreich die ostukrainische Stadt Awdijiwka eingenommen hatte, Berichten zufolge erhebliche Verluste.

Viele Tote bei ukrainischem Angriff auf russischen Truppenübungsplatz

So sind durch einen ukrainischen Raketenschlag auf einen russisch kontrollierten Truppenübungsplatz im Gebiet Donezk Medienberichten zufolge Dutzende Soldaten ums Leben gekommen. Das ukrainische Militär habe auf motorisierte Infanterieschützen aus Transbaikalien, einer sibirischen Region östlich des Baikalsees, geschossen, als diese auf ihren Kommandeur gewartet hätten, berichtete der russische Dienst der BBC in der Nacht zum Mittwoch.

Nach Einschätzung der Redaktion unter Berufung auf vorliegendes Bild- und Videomaterial gab es dabei mindestens 60 Tote. Aus Moskau gab es zunächst keine Informationen zu dem Vorfall. Russische Militärblogger indes bestätigten den Angriff.

Zwei HIMARS-Raketen sollen russische Soldaten getroffen haben

Demnach hat sich der Vorfall am Dienstagmittag in der Nähe des Dorfes Trudiwske im Gebiet Wolnowacha ereignet. Die russischen Truppen hatten das Gebiet bereits kurz nach Ausbruch des von Kremlchef Putin befohlenen Angriffskriegs erobert. Bis zur aktuellen Frontlinie sind es rund 20 Kilometer. Nun sollen dort zwei Raketen eines US-Mehrfachraketenwerfers vom Typ Himars eingeschlagen sein. „Die Kommandeure haben uns auf freiem Feld aufgebaut“, zitiert die BBC einen der Überlebenden.

Der Treffer wurde auch vom einflussreichen Telegramkanal Rybar bestätigt, der dem russischen Verteidigungsministerium nahesteht. Der Kanal beklagte dabei neben der Fahrlässigkeit der befehlshabenden Offiziere auch die Veröffentlichung der Bilder durch die Überlebenden: Der Feind habe dadurch Propagandamaterial gewonnen.

Brückenkopf in Krynky: Ukraine widerspricht russischem Verteidigungsminister

Immer wieder werden Fälle publik, bei denen es der Ukraine gelingt, der russischen Armee aufgrund deren Fahrlässigkeit hohe Verluste zuzufügen. Allerdings sind die ukrainischen Verteidiger den Angreifern auch wegen der stockenden westlichen Militärhilfe bei der Feuerkraft und der Personalstärke deutlich unterlegen und daher seit geraumer Zeit in der Defensive.

Eine russische Offensive gegen den Brückenkopf Krynky am russisch besetzten Ufer des Dnipro im Süden der Ukraine haben die ukrainischen Streitkräfte unterdessen eigenen Angaben zufolge abgewehrt. Russlands Verteidigungsminister Sergei Schoigu hatte zuvor gegenüber dem russischen Präsidenten Wladimir Putin von der Einnahme des ukrainischen Brückenkopfes berichtet.

US-Analysten: Ukraine hält weiterhin Brückenkopf in Krynky

Die Information des „Aggressors“ Russland zur Einnahme des Brückenkopfs sei „falsch“, erklärte das Südkommando der ukrainischen Streitkräfte am Mittwoch in Online-Netzwerken dazu. „Die Verteidigungskräfte im Süden der Ukraine halten weiterhin ihre Stellungen und fügen dem Feind erhebliche Verluste zu“, hieß es weiter seitens der ukrainischen Armee. Unabhängig überprüfen ließen sich die Angaben zunächst nicht.

Das in den USA ansässige „Institute for the Study of War“ erklärte am Mittwoch allerdings, „verfügbare visuelle Beweise“ sowie Berichte beider Seiten deuteten darauf hin, dass die ukrainischen Streitkräfte ihren „begrenzten Brückenkopf“ in Krynky aufrechterhalten. Das Institut habe „keinerlei sichtbare Beweise“ jüngerer russischer Geländegewinne in und um den Ort beobachtet.

Russische Militärblogger berichteten ebenfalls nicht, dass Krynky vollständig unter russischer Kontrolle sei. Ein einflussreicher, den Streitkräften nahestehender Kanal erklärte lediglich, die ukrainische Kontrolle über das Gebiet habe „abgenommen“. (mit dpa/afp)


Beratung und Seelsorge in schwierigen Situationen

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