Im privaten Rahmen soll Dmitri Peskow einen langwierigen Krieg angekündigt haben. Laut Analysten passt das zum Kurs Wladimir Putins.
„Das wird sehr, sehr lange dauern“Nach Warnung des Kremlsprechers: Plant Putin den „ewigen Krieg“?
Bereitet der russische Präsident Wladimir Putin sein Land auf einen langwierigen Krieg vor? Darauf deuten nun offenbar Aussagen von Kremlsprecher Dmitri Peskow hin, das berichtet die englische Zeitung „Guardian“. Der Putin-Vertraute habe bei einem Abendessen Ende Dezember 2022, an dem „Mitglieder der kulturellen und politischen Elite Russlands“ teilgenommen hätten, mit Blick auf den Krieg gegen die Ukraine gewarnt, dass „die Dinge noch viel schwieriger werden“ würden.
„Das wird sehr, sehr lange dauern“, wird Peskow von einer der beiden vom „Guardian“ unabhängig befragten Quellen zitiert. Die Identität der Informanten hält die Zeitung aus Sicherheitsgründen geheim.
Putin-Sprecher Dmitri Peskow warnt vor langwierigem Krieg: „Das wird sehr, sehr lange dauern“
Mit seiner Wortmeldung habe Peskow an dem Abend die Stimmung in der Runde getrübt, berichtete ein weiterer Gast gegenüber der englischen Zeitung. Bei den Teilnehmern des Abendessens kurz vor Silvester habe zuvor Zuversicht und Hoffnung auf Frieden geherrscht. „Es war unangenehm, seine Rede zu hören“, berichtete ein Teilnehmer. „Es war klar, dass er davor warnte, dass der Krieg lange andauern wird und wir uns darauf vorbereiten sollten“, führte der Gast demnach weiter aus.
Die nun bekannt gewordenen Aussagen von Peskow passen ins Bild. Zuletzt hatte Putin Mitte März bei einem Besuch einer Helikopterfabrik in einer Rede erneut erklärt, beim völkerrechtswidrigen Krieg gegen die Ukraine gehe es nicht bloß um eine „geopolitische Aufgabe“, sondern um das „Überleben der russischen Staatlichkeit“ und die „zukünftige Entwicklung des Landes und unserer Kinder“.
Unklarheit über russische Kriegsziele: Plant Wladimir Putin den „ewigen Krieg“?
Plant Putin also den „ewigen Krieg“, wie der politische Analyst Maxim Trudoljubow nun gegenüber dem „Guardian“ erklärte? „Putin hat praktisch aufgehört, über konkrete Ziele des Krieges zu sprechen“, führte Trudoljubow aus. „Er hat keine Vision davon, wie ein künftiger Sieg aussehen könnte. Der Krieg hat weder einen klaren Anfang noch ein absehbares Ende.“
Wenn Putin vom Kampf um das „Überleben des Landes“ spreche, dann mit Kalkül, erklärte der Analyst. So solle das russische Volk auf einen lang andauernden Krieg vorbereitet werden. Die Rede in der Helikopterfabrik käme der Ankündigung eines „Kriegs, der niemals endet“ gleich, zitiert der „Guardian“ zudem einen anonymen westlichen Diplomaten in Moskau.
Verteidigungsminister Sergei Schoigu: Munitionsproduktion soll bis Jahresende massiv gesteigert werden
Beim US-Thinktank „Institute for the Study of War“ (ISW) sieht man sich durch die nun bekannt gewordenen Aussagen Peskows bestätigt. „Hochrangige russische Beamte“ würden eine im Dezember 2022 begonnene „Kampagne“ fortsetzen, „um sowohl privat als auch in der Öffentlichkeit die Voraussetzungen für einen langwierigen Krieg zu schaffen“, erklärten die Analysten am Dienstag. Die Worte Peskows stützten die Einschätzung des ISW.
Ein weiteres Indiz für den Kurs des Kremls seien Aussagen des russischen Verteidigungsministers Sergei Schoigu. Bei einem Besuch in einer russischen Munitionsfabrik am 28. März hatte Schoigu russischen Propagandisten zufolge angekündigt, dass sich die Produktion von Artillerieprodukten bis zum Jahresende um das „Sieben- bis Achtfache“ steigern werde.
Wladimir Putin, Dmitri Peskow und Sergei Schoigu: „Choreografierte Besuche“ als Vorbereitung des „ewigen“ Kriegs?
Putins Besuch der Helikopterfabrik und Schoigus Visite beim Munitionshersteller seien lediglich die „jüngsten“ in einer Reihe von „choreografierten Besuchen verschiedener russischer Offizieller“ bei Unternehmen der russischen Rüstungsindustrie, heißt es nun vom ISW.
Mit diesen öffentlichkeitswirksamen Besuchen verfolge der Kreml den Plan, die russischen Waffenhersteller als „effizient“ darzustellen, folgern die ISW-Analysten. Ähnlich wie bei den Aussagen Peskows im privaten Rahmen solle das Land mit derartigen Auftritten auf einen „langwierigen Krieg“ vorbereitet werden.