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Beben im US-WahlkampfJoe Biden verzichtet auf Präsidentschaftskandidatur

Lesezeit 3 Minuten
President Joe Biden takes the stage to speak at the 115th NAACP National Convention in Las Vegas, Tuesday, July 16, 2024. Biden tested positive for COVID-19 on Wednesday. (AP Photo/Susan Walsh)

President Joe Biden takes the stage to speak at the 115th NAACP National Convention in Las Vegas, Tuesday, July 16, 2024. Biden tested positive for COVID-19 on Wednesday. (AP Photo/Susan Walsh)

US-Präsident Joe Biden verzichtet auf eine erneute Kandidatur gegen Donald Trump. Vizepräsidentin Kamala Harris soll stattdessen antreten.

US-Präsident Joe Biden verzichtet auf eine erneute Kandidatur und wird für die Demokraten nicht bei den Wahlen im November antreten. Biden reagiert damit auf Kritik an seiner körperlichen und geistigen Fitness, die vor allem nach einem misslungenen TV-Duell mit Ex-Amtsinhaber Donald Trump aufgekommen war.

„Es war mir die größte Ehre meines Lebens, als Ihr Präsident zu dienen. Und obwohl es meine Absicht war, mich um eine Wiederwahl zu bemühen, glaube ich, dass es im besten Interesse meiner Partei und des Landes ist, wenn ich von meiner Kandidatur zurücktrete und mich für den Rest meiner Amtszeit ausschließlich auf die Erfüllung meiner Pflichten als Präsident konzentriere“, heißt es in einem Statement auf Bidens X-Account.

US-Präsident Joe Biden verzichtet auf eine erneute Kandidatur – Kritik an körperlicher und geistiger Fitness

Joe Biden kündigte in dem Brief an, in der kommenden Woche in einer Rede an die Nation weitere Details zu einem Verzicht auf die Kandidatur bekanntzugeben. „Bis dahin möchte ich all jenen, die sich für meine Wiederwahl eingesetzt haben, von tiefstem Herzen danken“, erklärte der amtierende US-Präsident weiter. Er erwähnte dabei ausdrücklich Vizepräsidenten Kamala Harris.

In seinem Brief führte Biden die Erfolge seiner Amtszeit auf, darunter der erfolgreiche wirtschaftliche Wiederaufbau des Landes oder die Senkung der Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente. Unter Biden hatte die amerikanische Wirtschaft nach einer Schwächephase unter Donald Trump wieder Aufwind bekommen.

First Lady Jill Biden teilte den Brief ihres Ehemanns und fügte ein Emoji mit zwei Herzen hinzu. Zuletzt hatte es Berichte gegeben, dass vor allem die First Lady eine zweite Kandidatur ihres Ehemanns trotz aller Kritik befürworten würde.

Mehrere führende Demokraten, darunter der einflussreiche Senator Chuck Schumer, zollten Biden ihren Respekt: „Seine Entscheidung war gewiss nicht leicht, aber er hat wieder einmal sein Land, seine Partei und unsere Zukunft an die erste Stelle gesetzt“, sagte Schumer am Sonntagabend.

Schumer soll am Sonntagnachmittag von Joe Biden über seine Entscheidung informiert worden sein. Laut Angaben des US-Nachrichtensenders CNN sei die Entscheidung innerhalb der vergangenen 48 Stunden in Biden gereift. Führende Mitglieder seines Wahlkampfteams hätte der 81-Jährige erst wenige Minuten vor Veröffentlichung des Briefs informiert.

Joe Biden: Rückhalt schwindet nach fahrigem TV-Duell – Barack Obama soll sich abgewendet haben

Die Kritik am 81-Jährigen wurde zuletzt immer stärker, vor allem, nachdem sich Biden wiederholt Versprecher oder Aussetzer bei Reden geleistet hatte. In den meisten Umfragen war er hinter Trump zurückgefallen. Zwei demokratische Senatoren hatten unlängst Bidens Rückzug gefordert.

Die Entscheidung folgt wenige Tage, nachdem Medienberichten zufolge auch Ex-US-Präsident Barack Obama den Glauben an eine erfolgreiche Kandidatur Bidens verloren hatte. Die Demokraten müssen keine vier Monate vor der Wahl am 5. November nach einem neuen Kandidaten oder einer neuen Kandidatin umschauen.

Beben im US-Wahlkampf: Joe Biden unterstützt Kandidatur von Kamala Harris

Joe Biden erklärte kurz nach dem Verzicht auf die eigene Kandidatur, dass er Vizepräsidentin Kamala Harris ausdrücklich unterstützte: „Ich biete Kamala Harris meine volle Unterstützung an und wünsche sie mir als Kandidatin unserer Partei. Demokraten, es ist Zeit, Einigkeit zu zeigen. Lass uns Trump schlagen.“

Michelle Obama, ehemalige First Lady, hatte dagegen zuletzt nochmals betont, keine politischen Ambitionen zu haben. Sie gilt als Wunschkandidatin vieler US-Demokraten.

Donald Trump reagiert auf Rückzug von Joe Biden: „Als Präsident nicht geeignet“

Donald Trump, der nach mäßigen Tönen beim Parteitag der Republikaner zuletzt wieder schärfer gegen Biden geschossen hatte, erklärte auf seiner Plattform Truth Social: „Joe Biden ist nicht geeignet, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren, und sicherlich nicht geeignet zu dienen.“

Seit dem Attentatsversuch auf den Ex-Präsidenten waren seine Beliebtheitswerte nochmal gestiegen. Mehrere US-Medien, darunter der Sender NBC, berichteten allerdings am Abend, dass Trump nicht ganz glücklich über Bidens Entscheidung sei. Er wäre lieber gegen den 81-Jährigen angetreten.

Durch Bidens Rückzug ist Trump nun mit 78 Jahren der älteste Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der Vereinigten Staaten. (shh)