Sein Onkel John F. Kennedy war die Hoffnung einer ganzen Generation. Vor dem Gesundheitspolitiker Robert Kennedy Jr. hingegen warnen Ärzte.
Experten: „Das wird Leben kosten“Impfgegner, Exzentriker, Muskelprotz – Das ist Trumps Gesundheitsminister Kennedy
Fast täglich nominiert Donald Trump neue Republikaner für das künftige Kabinett. So unterschiedlich die mutmaßlich künftigen Ministerinnen und Minister dabei auch sind, eins haben fast alle von Trumps Kandidaten bislang gemein: Sie sind kontrovers, das Echo auf die Bekanntgaben ist riesig.
Das war auch am Donnerstag nicht anders, als der 78-Jährige ehemalige und zukünftige US-Präsident die nächste umstrittene Nominierung für das künftige Kabinett bekanntgab: Der Impfgegner und Verbreiter von Verschwörungstheorien, Robert F. Kennedy Jr., soll nach dem Willen des Rechtspopulisten neuer Gesundheitsminister der USA werden.
Donald Trump nominiert Robert Kennedy Jr. für das Amt des Gesundheitsministers
Robert F. Kennedy Jr. ist der Sohn des früheren Justizministers und Präsidentschaftsbewerbers Robert F. Kennedy, der 1968 wie fünf Jahre zuvor sein Bruder John F. Kennedy bei einem Attentat erschossen wurde. Im August erklärte der als Exzentriker geltende Politiker – nachdem er sich seine eigene Bewerbung um das Amt des Präsidenten als chancenlos herausgestellt hatte – zur Empörung seiner in der Tradition der Demokratischen Partei stehenden Familie, dass er den Republikaner Trump unterstütze.
Einst war Kennedy ein angesehener Anwalt für Umweltrecht, unter Barack Obama galt er sogar als Anwärter für die Leitung der Umweltschutzbehörde. Den Posten bekam er allerdings nicht, anschließend änderten sich die politischen Ansichten des Mannes, der an einer neurologischen Erkrankung, die seine Stimme beeinträchtigt, leidet.
Robert Kennedy Jr.: Kuriose Vorfälle mit Tieren und Verschwörungstheorien
Der 70-jährige Spross der berühmten Kennedy-Dynastie ist deshalb so umstritten, weil er in der Vergangenheit mit abstrusen Behauptungen und kuriosen Geschichten für Schlagzeilen gesorgt hat. Der passionierte Jäger legte einst einen toten Bären im New Yorker Central Park ab und inszenierte das ganze als Unfall. Warum er das tat, konnte er nicht schlüssig erklären.
Ein anderes Mal soll er laut seiner Tochter einem gestrandeten toten Wal mit einer Kettensäge den Kopf abgetrennt, mit einem Seil auf dem Dach des Autos der Familie befestigt und nach Hause abtransportiert haben. In beiden Fällen wurde ermittelt.
Trump will Impfgegner Robert F. Kennedy Jr. zum US-Gesundheitsminister machen
Diese bizarren Vorfälle sind jedoch nicht der Grund, warum viele Menschen die Nominierung von Robert Kennedy Jr. als Gesundheitsminister in den USA gefürchtet hatten. Es sind ganz konkrete Aussagen, die der Mann, der bis vor wenigen Monaten selbst US-Präsident werden wollte, in den vergangenen Monaten getroffen oder verbreitet hat.
So steht der erklärte Impfgegner Kennedy spätestens seit der Corona-Pandemie immer wieder wegen Verschwörungserzählungen und Kontakten zu rechtsextremen Politikern in der Kritik. Anfang des Jahres hatte er in einem Gespräch mit der „New York Times“ von einem parasitischen Wurm berichtet, der in seinem Hirn gefunden worden sein soll.
Zudem behauptete er, dass Impfungen zu Autismus führen, WLAN Krebs verursache und Chemikalien in der Umwelt Kinder zu Transgendern machen. Die US-Gesundheitsbehörden seien „Marionetten der Industrie geworden, die sie eigentlich regulieren sollen“, erklärte Kennedy in einem kürzlich veröffentlichten Video. Seine oberste Priorität werde es sein, „die Behörden für das öffentliche Gesundheitswesen zu sanieren“.
Viel Kritik an Robert Kennedy Jr.: „Das wird Leben kosten“
Kaliforniens demokratischer Vertreter Robert Garcia nannte die Nominierung „verdammt verrückt“. „Er wird unsere öffentliche Gesundheitsinfrastruktur und unsere Impfstoffverteilungssysteme zerstören. Das wird Leben kosten“, schrieb Garcia auf X.
Die demokratische Senatorin Patty Murray aus dem Bundesstaat Washington warnte auf X, die Berufung Kennedys sei höchst gefährlich. Es sei schwer abzusehen, wie weit ein Impfgegner und Verschwörungstheoretiker wie er Amerika zurückwerfen könne. „Und die Folgen sind nicht theoretisch – es geht um Leben und Tod.“ Auch Fachleute mahnten, Kennedy sei in keiner Weise für das Amt qualifiziert.
Ärzte schlagen Alarm
Apu Akkad, Arzt für Infektionskrankheiten an der University of Southern California, nannte die Ankündigung einen „beängstigenden Tag für die öffentliche Gesundheit“. Besorgniserregend findet der Mediziner vor allem, dass Kennedy, der keine wissenschaftliche Ausbildung für das Gesundheitsressort hat, wissenschaftliche Erkenntnisse ignoriere. „Ich sage es immer wieder – aber es wird von größter Bedeutung sein, NUR Entscheidungen oder Änderungen im Bereich der öffentlichen Gesundheit zu treffen, die auf soliden Beweisen beruhen. Ich hoffe, dass wir zumindest so viel aus Covid gelernt haben“, fügte Akkad auf X hinzu. Zahlreiche andere Ärzte äußerten öffentlich ähnliche Kritik.
Als Reaktion auf Kennedys Nominierung erklärte die gemeinnützige Verbraucherschutzorganisation Public Citizen laut „Guardian“: „Robert F. Kennedy Jr. ist eine klare und gegenwärtige Gefahr für die Gesundheit der Nation.“ Trump macht die Organisation schwere Vorwürfe. „Donald Trumps Pfusch an der öffentlichen Gesundheitspolitik während der Covid-Pandemie hat Hunderttausende Menschenleben gekostet. Mit der Ernennung Kennedys zum HHS-Sekretär bittet Trump um eine weitere, politisch motivierte Katastrophe im Bereich der öffentlichen Gesundheit“, so die Organisation weiter.
Donald Trump lobt Robert Kennedy Jr. in Rede
Während der Aufschrei von praktizierenden Ärzten und Gesundheitsexperten immer lauter wird, feierten Anhänger der Republikaner am Donnerstag Trumps Entscheidung. Zahlreiche Nutzerinnen und Nutzer verbreiteten Posts in den sozialen Netzwerken, die Kennedy beim Workout zeigen. Videos von Kennedy mit nacktem Oberkörper beim Muskeltraining gibt es zuhauf. Tenor: Wer mit 70 Jahren noch so fit sei, müsse sich doch mit Gesundheit auskennen.
Donald Trump scheint dieser Logik auch zu folgen. Der Wahlsieger, der bereits im Wahlkampf angekündigt hatte, er werde Kennedy „auf die Gesundheit loslassen“, lobte seinen mutmaßlich künftigen Minister (entschieden wird letztlich vom Senat) während seiner Rede auf einer Gala in Florida. „Ich denke, wenn man Gesundheit mag und Menschen mag, die lange leben, ist das die wichtigste Position“, sagte Trump. „Leute wie du, Bobby. Wir möchten, dass du auf Dinge und Ideen kommst.“