Die Bundeswehr fliegt für gewöhnlich deutsche Regierungschefs zu ihren Terminen. Fraktionsvorsitzende können die Maschinen nutzen, verzichten darauf aber meistens. Nicht so Friedrich Merz.
Vielflieger MerzMerz ist als Oppositionschef Stammgast in der Regierungsmaschine

Oppositionschef Friedrich Merz liebt das Fliegen - und nutzt dafür gerne die Maschinen der Bundeswehr. Im Juni 2024 steigt er aus dem Cockpit eines Eurofighters der Bundeswehr. (Archivbild)
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Dass Friedrich Merz eine Leidenschaft für die Fliegerei hat, ist bekannt. Als Hobbypilot setzt sich der Mann aus dem Sauerland regelmäßig hinter das Steuer einer Propellermaschine, die ihm gehört. Schlagzeilen machte Merz auch, als er im vergangenen Jahr am Trainingsflug eines Eurofighters der Luftwaffe teilnahm, und den Kampfjet zeitweise sogar steuerte. Mehr als 100.000 Euro hatte das Abenteuer die Steuerzahler gekostet - und zu einiger Kritik geführt.
Als Bundeskanzler hätte Merz Zugriff auf deutlich größere und luxuriösere Fluggeräte. Die Flugbereitschaft der Bundeswehr bringt deutsche Regierungschefs zu ihren Terminen im In- und Ausland. 15 Flugzeuge stehen dafür zur Verfügung - vom kleinen Geschäftsreiseflugzeug Bombardier Global 5000 bis hin zum Langstrecken-Großraumflugzeug Airbus A350. Die Maschinen der sogenannten weißen Flotte sind an dem Schriftzug „Bundesrepublik Deutschland“ sowie einem umlaufenden schwarz-rot-goldenen Zierstreifen leicht zu erkennen.
Noch nie regiert, aber schon oft mit der Regierungsmaschine geflogen
Merz hatte zwar noch nie ein Regierungsamt inne, neu aber wäre das Reisegefühl im Regierungsflieger für ihn keineswegs. Denn auch als Oppositionsführer hat er regelmäßig die Maschinen der Bundeswehr für seine Reisen angefordert. Allein in den vergangenen zwölf Monaten nutzte der Unionsfraktionschef die Flugbereitschaft elf Male, wie die Bundesregierung auf eine schriftliche Frage des linken Abgeordneten Sören Pellmann mitteilte, die dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND) vorliegt. Ziele waren unter anderem Brüssel, Paris, Tel Aviv und das polnische Rzeszow an der Grenze zur Ukraine, eine Zwischenstation für Reisen nach Kiew.
Alle anderen Vorsitzenden der Bundestagsfraktionen, die neben dem Bundespräsidenten, dem Kanzler, den Ministern sowie den Spitzen von Bundesrat und Verfassungsgericht die Flugbereitschaft ebenfalls nutzen dürfen, haben von dieser Möglichkeit im vergangenen Jahr gar keinen Gebrauch gemacht.
Kein Fraktionschef fliegt so oft mit der Luftwaffe wie Merz
Auch wenn man die gesamte Legislaturperiode zugrunde legt, ist Merzmit weitem Abstand der Vielfliegerkönig unter den Fraktionschefs. Insgesamt 30 Male griff er laut Angaben der Bundesregierung auf die Dienste der Flugbereitschaft zurück. Hinzu kommen weitere acht „Bereitstellungsflüge“, die nötig waren, um Maschinen und Crews vom Luftwaffen-Standort Köln-Wahn nach Berlin zu bringen.
Neben Merz hat nur ein einziger weiterer Fraktionsvorsitzender auf die Flugbereitschaft zurückgegriffen. Rolf Mützenich (SPD) reiste mit den Regierungsfliegern ähnlich wie Merz im Rahmen einer Ukraine-Reise nach Rzeszow und zurück. Mützenich, der anders als Merz eine Regierungsfraktion anführte, kommt damit auf zwei Flüge, für die laut Bundesregierung fünf Bereitstellungsflüge nötig waren. Alle anderen Fraktionsvorsitzenden nutzten die Flugbereitschaft in der gesamten Legislaturperiode überhaupt nicht.
Linken-Politiker Pellmann spottet über „Hauptmann von Köpenick der Lüfte“
Sören Pellmann, Co-Vorsitzender der Gruppe „Die Linke“ im alten Bundestag und kommissarischer Chef der Linken-Fraktion im neuen Parlament, äußerte scharfe Kritik an den Reisegewohnheiten. Pellmann nannte Merz einen „Hauptmann von Köpenick der Lüfte“, der schon in Oppositionszeiten wie ein Kanzler geflogen sei. „Als einziger Fraktionsführer der Oppositionsparteien im Bundestag nutzte Friedrich Merz in den letzten drei Jahren die Flugbereitschaft der Bundeswehr“, kritisierte Pellmann. „Wer schon in der Opposition so unverantwortlich mit Steuergeld umgeht und sich als Kanzler in Spe aufführt, von dem ist auch in der Zukunft nichts Verantwortliches für Deutschland zu erwarten.“
Die Unionsfraktion verteidigte die Reisepraxis. Merz habe die Flugbereitschaft „für einige wenige Reisen zu wichtigen europäischen Partnern in Anspruch genommen“, sagte eine Sprecherin dem RND. Die Inanspruchnahme sei stets gemäß der „Richtlinien für den Einsatz von Luftfahrzeugen der Flugbereitschaft“ erfolgt.