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Putins KriegWie die Klitschkos zum Gesicht des ukrainischen Widerstands wurden

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Bürgermeister Vitalia Klitschko (r.) und sein Bruder Wladimir in Kiew

Köln – Vitali Klitschko steht die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben, als er sich am Samstagmorgen mit einem Lagebericht per Video meldet, das er im sozialen Netzwerk Telegram veröffentlicht.

„Die Nacht war schwer, doch es gibt keine russischen Truppen in der Stadt“, sagt der ehemalige Box-Weltmeister im Schwergewicht, der sich schon während seiner sportlichen Laufbahn politisch engagierte und seit 2014 Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew ist. Mal steht Klitschko, gekleidet in einen militärgrünen Pullover, vor einer Stadtkarte Kiews, wenn er spricht, mal vor der ukrainischen Flagge. Außerdem informiert er über Verletzte und über Luftschutzalarm – und vor allem schwört er die Bewohner seiner Stadt aufs Durchhalten ein.

Klitschko und Selenskyj sind politische Gegner

„Die Gerechtigkeit ist mit uns“, sagt Klitschko. Der 50-Jährige kündigt an, notfalls auch selbst zur Waffe greifen zu wollen. Klitschko ist neben Präsident Wolodymyr Selenskyj das Gesicht des ukrainischen Widerstands gegen die russische Invasion. Politisch sind sie allerdings Gegner, die auch in der tiefsten Krise des Landes einen Schulterschluss vermeiden. Klitschko gilt als möglicher Konkurrent Selenskyjs bei der nächsten Präsidentenwahl im Jahr 2024.

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Vitali Klitschkos Bruder Wladimir, ebenfalls ehemaliger Box-Weltmeister, entschied sich gegen eine politische Laufbahn. Stattdessen übernahm er kleinere Rollen in deutschen Filmen wie „Keinohrhasen“ oder „Zweiohrküken“, trat in Musikvideos auf und stieg als Unternehmer ins Tee-Geschäft ein. Zuletzt war Wladimir Klitschko Teilnehmer des Amazon-Prime-Formats „Celebrity Hunted“.

Internationale Bewunderung für den Mut der Klitschkos

In den schweren Stunden des Kriegs steht er allerdings seinem Bruder in Kiew bei. Mit einem eindringlichen Appell wandte er sich an die Weltgemeinschaft und forderte Hilfe für die Ukraine. „Erst heute wurden Raketen auf Zivilisten gefeuert, Zivilisten werden bei Sonderoperationen getötet – und all das passiert im Herzen Europas“, sagte Wladimir Klitschko in einer Videobotschaft in englischer Sprache. Es sei nun keine Zeit mehr zu verlieren, betonte er. „Sie müssen jetzt handeln, um die russische Aggression zu stoppen – mit allem, was Sie haben. (...) In einer Stunde oder morgen ist es zu spät. Bitte handelt jetzt!“ International gibt es fast ausschließlich Stimmen der Bewunderung für das Engagement der Brüder.

Am Sonntag meldete sich Bürgermeister Vitali Klitschko erneut zu Wort – dieses Mal in einem TV-Interview. Wieder sprach er von einer „schweren Nacht“. Einzelne kleine russische Einheiten seien, teilweise gekleidet als Zivilisten, in der Stadt. Die Bevölkerung solle zu Hause bleiben, um Feinde besser identifizieren zu können. Auf die Frage, wie lange Kiew standhaft bleibe, antwortete Klitschko: „Solange es möglich ist.“