Jetzt also 25-Prozent-Importzölle. Der amerikanische Präsident genießt sein Machtinstrument. Am Ende könnten auch die Wähler den Preis dafür bezahlen.
![Karl Doemens](https://static.ksta.de/__images/2022/10/24/1006c929-5136-4d9b-a918-aff8129eb7fe.png?ar=1:1&w=400&h=400&fm=png&q=70&fit=crop&s=cc9a992c0b6b379f433b1d0039b2fd21)
Neue US-ZölleDonald Trumps eiserner Hammer
![US-Präsident Donald Trump unterzeichnet immer neue Dekrete im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/ad96c392-b00a-48e5-a055-9b5cd5e1722b.jpeg?q=75&q=70&rect=0,1731,2666,1500&w=2000&h=3000&fm=jpeg&s=3c4b05f4744ee5720fce56b1828604d2)
US-Präsident Donald Trump unterzeichnet immer neue Dekrete im Oval Office des Weißen Hauses in Washington.
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Dieses Mal scheint er es ernst zu meinen. „Das ist eine große Sache“, sagte Donald Trump, als er am Montagabend den Filzstift zur Unterzeichnung des Dekrets ansetzte: „Damit beginnt Amerika wieder reich zu werden.“ Dreimal schon hat der US-Präsident in den vergangenen Wochen Zölle (gegen Kolumbien, Mexiko und Kanada) angekündigt und kurz danach wieder zurückgezogen. Doch nun gibt er sich eisern: „Keine Ausnahmen!“
Auf den ersten Blick wirken die 25-prozentigen Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte wie ein Deja-vu-Erlebnis, denn schon in seiner ersten Amtszeit hatte Trump 2018 einen derartigen Aufschlag an der Grenze eingeführt, um die heimischen Stahlhersteller zu schützen. Doch die damalige Regelung war nicht nur enger gefasst, sondern wurde bald auch durch viele Ausnahmen durchlöchert und schließlich weitgehend auf Eis gelegt.
Donald Trump unterscheidet nicht zwischen Rivalen und Verbündeten
Mit seiner neuen Verordnung unterscheidet Trump nicht zwischen strategischen Rivalen und Verbündeten. Die USA importiert rund ein Viertel ihres Stahls. Nur vergleichsweise geringe Mengen kommen aus China. Die Zölle treffen am stärksten Amerkas Nachbarstaaten Kanada und Mexiko, die den Löwenanteil liefern. Weltweit versetzen sie die Märkte in Aufruhr, dürften europäische Gegenzölle auslösen und die deutsche Branche einem noch stärkeren Importdruck von chinesischem Billigstahl aussetzen.
Das alles ist beunruhigend genug. Doch die Stahlzölle sind nur der Auftakt zu einem globalen Handelskrieg, wenn Trump im nächsten Schritt - wie angekündigt - mit reziproken Zöllen etwa für Autos die deutschen Hersteller Volkswagen, BMW und Mercedes direkt ins Visier nimmt.
Zölle sind Donald Trumps Lieblingswaffe für Erpressung
Dass der amerikanische Präsident eine derart dramatische Entscheidung für die Weltwirtschaft zwischen zwei Erlassen verkündet, mit denen er ein Plastik-Strohhalm-Verbot aufhebt und die Produktion von Cent-Münzen in seinem Land einstellt, wirkt bizarr. Aber überrascht kann niemand sein: Trump kokettiert seit langem mit der Idee, als größte Volkswirtschaft der Welt die anderen Länder einfach zu erpressen. Zölle sind dabei seine beliebteste Waffe geworden.
![Donald Trump (l.), Präsident der Vereinigten Staaten, und Justin Trudeau, Premierminister von Kanada, schütteln sich die Hände. (Archivbild)](https://static.ksta.de/__images/2025/02/11/ea55d6bf-83ea-40f3-9aed-60ed80644daa.jpeg?q=75&q=70&rect=0,125,2000,1125&w=2000&h=1374&fm=jpeg&s=7048bc43173366cf2bd37325ba911556)
Donald Trump (l.), Präsident der Vereinigten Staaten, und Justin Trudeau, Premierminister von Kanada, schütteln sich die Hände. (Archivbild)
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Mal setzt er sie als (vorübergehendes) Druckmittel zur Erreichung politischer Ziele ein wie bei den vorhergehenden Konflikten mit Kanada und Mexiko. Und mal als (mutmaßlich dauerhaften) strategischen Manipulator, um der heimischen Wirtschaft Vorteile zu verschaffen.
Dass die Zölle Amerika „wieder reich“ machen, wie Trump verspricht, ist dabei keineswegs gesagt. Nicht nur werden die Gegenzölle von Europa und China die amerikanischen Exporteure treffen. Auch kommen die Aufschläge für dem Importstahl nur den US-Stahlproduzenten zugute, die angesichts des schwächeren Konkurrenzdrucks ihre Preise anheben können.
Warum Donald Trumps Zölle am Ende seinen Wählern schaden könnten
Trumps Hoffnung ist, dass sie verlorene Jobs in sein Land zurückbringen. Ob es so kommt, kann niemand vorhersagen. Sicher ist, dass die gestiegenen Stahlpreise von amerikanischen Metallproduzenten und anderen industriellen Abnehmern bezahlt werden müssen - nicht zuletzt den Automobilherstellern, die ihre höheren Kosten wiederum an die Kunden weitergeben dürften.
Nicht nur in den europäischen Hauptstädten, sondern auch unter amerikanischen Ökonomen herrscht daher Entsetzen über Trumps Zoll-Disruption. Den Herrn des Chaos interessiert das nicht - solange seine treuen Wähler, denen er sinkende Lebenshaltungskosten versprochen hatte, nicht rebellieren.