Hype um neue Audio-AppVerbraucherzentrale warnt vor „Clubhouse “
Köln/Düsseldorf – Einmal mit Spitzenpolitikerinnen plauschen oder Thomas Gottschalk beim Klönen zuhören – alles auf Augenhöhe und in lockerem Ambiente. Dieses verlockende Angebot macht das neue soziale Netzwerk „Clubhouse “. Das Portal, das nicht auf Videos, Text oder Bilder, sondern auf Gespräche und Ton setzt, erfährt einen Hype, auch weil es aktuell noch eine gewisse Exklusivität hat, da Nutzer eingeladen werden müssen.
Das Konzept: Das Portal beschreibt sich selbst als „drop-in audio chat“, Nutzerinnen sollen an „Live-Podcasts“ teilnehmen und diese kommentieren können, vergleichbar mit einer Telefonkonferenz. Wer einmal im Clubhouse ist, soll eine geringe Hürde haben, um auch mit Promis in Kontakt zu treten.
Clubhouse: Datenkralle ohne Auskünfte zum Schutz?
Doch für Clubhouse gibt es bereits den ersten Dämpfer. Die Verbraucherzentrale NRW wirft der in den USA entwickelten Plattform Datenschutzmängel vor. „Deutsche Nutzer ohne Englischkenntnisse finden keine Datenschutzerklärung in ihrer Sprache, auch eine Adresse für Datenschutzauskünfte in der EU gibt es nicht“, heißt es in der Bewertung. Dies sei bei der Benutzung in der EU jedoch laut Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) nötig.
Die Verbraucherzentrale sieht zwei weitere Punkte noch kritischer: Zum einen verlangt die App von Nutzerinnen und Nutzer den Zugriff auf alle Kontakte im Telefonbuch. Sonst dürfen sie keine weiteren Einladungen verschicken.
Zum anderen landen die Daten auf Servern in den USA, wodurch dann Gespräche auf Clubhouse aufgezeichnet und möglicherweise ausgewertet werden können, heißt es in der Erklärung der Verbraucherzentrale NRW.
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Zwar erkläre Clubhouse die Aufnahmen mit der Rückverfolgung von Gesprächen, falls es eine Beschwerde etwa über Rassismus oder Sexismus gibt, doch die Nutzerinnen geben einen Teil der Kontrolle ab. „Teilnehmer sollten sich überlegen, ob sie das Gesagte auch im Radio sagen würden“, erklärt Ayten Öksüz, Datenschutzexpertin der Verbraucherzentrale NRW.
Clubhouse-Gründer kündigen Android-Version an
Künftig soll die App auch für Android-Nutzer zur Verfügung stehen. Das kündigten die beiden Firmengründer Paul Davison und Rohan Seth in einem Blog-Beitrag an. Die App soll dann auch etwa im Play-Store und nicht wie aktuell nur im Apple-Shop verfügbar sein.
Mit zwei Millionen aktiven Anwendern ist Clubhouse deutlich kleiner als Twitter mit rund 330 Millionen aktiven Nutzern. Clubhouse hat aber von Anfang an darauf gesetzt, Promis wie Oprah Winfrey, Chris Rock, Drake, Virgil Abloh und Paris Hilton für das Netzwerk zu gewinnen. Weitere Nutzer sollen nun folgen.
Noch befindet sich die Audio-App Clubhouse laut eigener Angabe im „privaten Beta-Status“. Ob die grundsätzliche Datenschutz-Politik noch geändert wird, ist jedoch fraglich. (mit dpa)