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„Adult only“ ist TrendWird Deutschland immer kinderfeindlicher?

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Viele Hotels werben mit ihren Ruhe-Urlauben. Kinder müssen deshalb draußen bleiben (Symbolbild).

Entspannen ohne Kindergekreische, Schlemmen ohne Trubel - immer mehr Hotels und Restaurants sagen ganz bewusst: Damit unsere Gäste Ruhe haben, dürfen Kinder bei uns nicht rein. Eine aktuelle MDR-Reportage (Exakt – Die Story, 8.2.2017) geht dem Thema auf die Spur und fragt: Sind solche kinderfreien Zonen Diskriminierung oder ein cleveres Geschäftsmodell?

Kinderfreie Angebote haben keinen guten Ruf

So genannte „adult only“-Hotels liegen voll im Trend. Im MDR-Film werden zwei vorgestellt, die auch offen kommunizieren, dass Kinder hier keinen Zutritt haben. Dieses Konzept bediene einfach die speziellen Wünsche einer bestimmten Zielgruppe, die gezielt Ruheurlaube suche. Die hohe Nachfrage und die Umsatzzahlen zeigten, dass es ein großes Interesse daran gebe. Doch obwohl die Hotels bei Gästen beliebt sind, sprechen viele Anbieter nicht gerne offen über ihr kinderfreies Konzept. Auch das „Hotel Esplanade“ in Bad Saarow habe zunächst Gegenwind bekommen, weil es Familien mit Kindern ausschließe, erzählt Hotelier Tom Cudok im MDR-Film. Doch gegen den Vorwurf, dass die Mitarbeiter Kinder hassten, wehre er sich ausdrücklich.

Dass solch eine einfache Wertung zu banal wäre, das zeigt der Film gleich am Anfang. Er stellt ein Elternpaar vor, das im Wellness-Hotel Urlaub macht und es einfach einmal genießt, Zeit ohne seine Kinder zu verbringen. „Ich finde so ein Hotel als Mutti eigentlich nicht schlecht, weil man ja auch gerne mal seine Ruhe haben will“, sagt Mutter Angelique Fleischer, „man hat ja Kindergeschrei schon den ganzen Tag zuhause.“

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In Ruhe entspannen - ohne dass nebenan jemand in den Pool hüpft.

Der Wunsch, unter sich zu bleiben

Doch es kommen auch andere Gäste zu Wort. Eine Dame betont, dass viele Kinder heute unerzogen seien. Und sie lieber in Ruhe ihr Glas Wein austrinke, ohne dass Kinder durch die Gänge flitzten. Hier erklingt der Wunsch, unter sich zu bleiben und nicht mit anderen Lebensstilen konfrontiert zu werden. Das, so erzählt die Dokumentation, regle sich auch diskret über die erhöhten Preise solcher luxuriöser Hotels.

Familien bei der Wohnungsvergabe benachteiligt

Das unter sich bleiben ist indes nicht nur auf Ferienunterkünfte und Gaststätten beschränkt. Auch im Wohn-Sektor kommt es häufig zur Trennung der Lebensbereiche, wie der Film zeigt. Oft würden kinderlose Paare bei der Wohnungsvergabe Familien mit Kindern vorgezogen. Ein Immobilien-Experte im Interview bestätigt diese Tatsache. Familien und kinderlose Paare hätten oft unterschiedliche Tagesabläufe. Da komme es schon zu Lärm-Beschwerden. Vermieter sparten sich deshalb oft den Stress, indem sie von vorne herein homogene Nachbarschaften begünstigten.

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Die Anti-Diskriminierungs-Stelle des Bundes stuft Hotelangebote, die Familien ausschließen, als möglichen Verstoß gegen das allgemeine Gleichbehandlungsgesetz ein.

Was der Film in dem Zusammenhang klug schlussfolgert, ist die Gefahr, die durch solch eine Trennung der Lebensbereiche entsteht. Wenn Senioren-Wohnsiedlungen zu einer Art Alten-Ghettos werden. Und Kinder in manchen Umgebungen nicht mehr als selbstverständlicher Teil der Gesellschaft gesehen werden. Wenn es nicht mehr als bereichernde Erfahrung wahrgenommen wird, andere Gruppen täglich mitzuerleben.

Die große Sehnsucht nach Ruhe

Doch bedeuten der Vormarsch der kinderfreien Hotels und die Hindernisse für Familien auf dem Wohnungsmarkt nun, dass Deutschland immer kinderfeindlicher wird? In einer infratest dimap-Umfrage von 2015 sagten zumindest 58 Prozent der Deutschen das Gegenteil: Nämlich, dass Deutschland ein kinderfreundliches Land ist. Doch wie es im Einzelfall aussieht, ist sicher eine andere, sehr viel komplexere Frage.

Was auf jeden Fall zu beobachten sei, das führt der Film sehr interessant weiter, ist ein gesteigertes Bedürfnis nach Ruhe in unserer Gesellschaft. Die Welt werde immer lauter und Lärm oft als krankmachend empfunden, bestätigt auch ein Wissenschaftler im Film. Aber wie man zum Beispiel Kinderlärm wahrnehme, das hänge auch immer von der eigenen Einstellung ab.

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