DAK-StudieKinder im Schulstress – warum die Eltern oft alles noch schlimmer machen
Manche reagieren mit Kopfschmerzen, andere werden immer genau vor der Mathearbeit krank: Schulstress kann sich bei Kindern auf verschiedene Weise äußern. Laut einer aktuellen Studie der Krankenkasse DAK leidet fast jeder zweite Schüler (43 Prozent) unter Stress. Im Laufe der Schulkarriere nimmt dieser sogar noch zu. Oft sind die Eltern nicht ganz unschuldig an diesem Phänomen, sagt Diplompsychologe Björn Enno Hermans:
Wir kennen gestresste Manager, Lehrer, Verkäufer. Ist Stress bei Kindern wirklich schon ein Thema?
Björn Enno Hermans: Stress ist etwas, was man Kindern oft nicht so zuschreibt. Das wird aber unterschätzt. Und so weit ist die Schule ja vom beruflichen Kontext auch nicht entfernt. Kinder können auf alles Mögliche mit Stress reagieren: Wenn sie sich überfordert fühlen, aber auch aus emotionalen Gründen, etwa Stress mit Freunden oder wenn sie Beziehungsprobleme bei den Eltern mitkriegen.
Wenn ich bemerke, dass mein Kind gestresst von der Schule ist: Was kann ich als Elternteil tun?
Hermans: Als Erstes muss ich natürlich sensibel sein, das überhaupt mitzubekommen. Aufregung ist vor Klassenarbeiten ja normal, aber wenn mein Kind jedes Mal körperliche Symptome bekommt, sollte ich aufmerksam werden. Wichtig ist dann, nicht nur mit dem Kind zu sprechen, sondern auch mit der Schule. Gut wäre, wenn da alle an einem Strang ziehen und man die Frage in den Mittelpunkt stellt: Was braucht mein Kind? Welche Fördermöglichkeiten helfen vielleicht?
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Welche Botschaft sollten Eltern im Gespräch mit ihren Kindern rüberbringen?
Hermans: Auch wenn das banal klingt: Ich muss meinem Kind das Gefühl vermitteln: „Du bist okay, so wie du bist. Wir unterstützen dich, aber fordern auch nichts von dir, was du nicht leisten kannst.“ In meinen Beratungen erfahre ich oft, dass Kinder den starken Druck verspüren: „Wenn ich es in der Schule nicht bringe, passiert was Schlimmes“ - also zum Beispiel, dass ihre Eltern sie dann nicht mehr lieben. Leistung wird somit zum zentralen Punkt ihres Selbstkonzeptes. Da sollten Eltern für Entschärfung sorgen.
Was können Eltern noch tun?
Hermans: Es wäre gut, wenn sie ihre eigenen Ängste reflektieren würden. Denn der Stress der Kinder entsteht häufig dadurch, dass die Eltern Stress haben. Viele Erwachsenen plagen sich mit der Sorge, ihr Kind könnte abgehängt werden, wenn es schlecht in der Schule ist oder später im Leben nicht bestehen kann, wenn es nicht auf dem Gymnasium war. Solche Ängste übertragen sich. (dpa)