Zentrum für Alleinerziehende„Wir helfen Menschen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen“
- In der Kölner Südstadt gibt es jetzt das Zentrum für alleinerziehende Eltern, ZentralE genannt.
- Hierher können alle Männer und Frauen kommen, die Unterstützung bei der Jobsuche, bei Behördengängen oder Rechtsfragen brauchen.
- Das Zentrum sieht sich aber auch als Treffpunkt für Gleichgesinnte und einfach als offenen Ort für Menschen, die sich mehr oder weniger alleine um ihre Kinder kümmern. Ein Besuch.
Köln – Es sieht aus wie ein einladendes Café, das Zentrum für alleinerziehende Eltern (ZentralE) in der Kölner Südstadt. Die Räume sind offen und hell, die Tür steht offen, dahinter stehen gemütliche Sessel und ein großer Tisch. Hier geht man gerne hinein, auch, wenn es einem vielleicht gerade nicht so gut geht und man Hilfe braucht. Gerade dann ist man hier richtig.
„Jeder kann kommen. Wir wollen Menschen vernetzen"
Ins Zentrum können alle alleinerziehenden Mütter und Väter kommen, die sich austauschen wollen, einen neuen Job suchen oder die Schwierigkeiten mit Behörden haben. Zugleich ist das Zentrum ein Ort der Begegnung für Menschen in der gleichen Situation. Man trifft sich hier zu Frühstück und Mitbringkaffee, der Keller wird gerade für weitere Aktionen ausgebaut. Auch Mütter oder Väter, die nicht getrennt, aber aus anderen Gründen mehr oder weniger allein für die Kinder verantwortlich sind, sind hier willkommen. „Jeder kann kommen. Unser Ziel ist es, die Menschen untereinander zu vernetzen, damit sie sich auch gegenseitig helfen können“, sagt Leiterin Tanja Vogt.
Hilfe zur Selbsthilfe
Selbsthilfe ist generell das Stichwort, das als Überschrift über dem Zentrum stehen könnte. „Wir wollen nicht in Abhängigkeitsstrukturen denken, sondern den Frauen und Männern dabei helfen, wieder auf eigenen Füßen zu stehen“, erklärt Vogt das Konzept. Bevor das Zentrum im Juni eröffnete, hat die Diplom-Pädagogin Vogt in Düren als Projektmanagerin in der Jugendhilfe gearbeitet. Da sie selbst alleinerziehend ist, weiß sie genau, was ihre Besucher brauchen.
Übergeordnetes Ziel ist die Vermittlung in den Arbeitsmarkt
Das Projekt ist eine Kooperation des Caritasverbandes der Stadt Köln und In Via e.V. Köln, dem katholischen Verband für Mädchen- und Frauensozialarbeit. „Wir möchten alle Akteure, die mit Alleinerziehenden zu tun haben, bündeln, neue Wege bahnen und schauen, was möglich ist“, erklärt Vogt. In ihrem Team arbeiten 13 Leute, die meisten davon sind Pädagogen. Sofern das möglich ist, erfolgt die Beratung zu Arbeitsfragen, Unterhalt und Sorgerecht sofort, ansonsten werden Termine ausgemacht. Wem der große Gemeinschaftsraum zum Reden nicht anonym genug ist, kann zur Beratung nach oben in ein geschlossenes Büro gehen. Derzeit sind 25 Alleinerziehende in fester Beratung, vier davon sind Männer.
Kooperationen mit Betrieben
Übergeordnetes Ziel des Zentrums ist die Vermittlung in den ersten Arbeitsmarkt, deshalb wird es auch vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert. Um die Menschen möglichst gut in Jobs vermitteln zu können, gibt es Kooperationen mit verschiedenen Unternehmen.
Chefin der Jobmöglichkeiten ist Claudia Deppe, die mit einem Aktenordner voller Adressen von Kooperationsbetrieben am Tisch sitzt. „Ich sehe mich selbst als Türöffnerin, weil ich schaue, wer gut zu welcher Firma passen würde. Ich gehe auch gern’ selbst in die Betriebe und schaue mir alles an. Wer in unserem Netzwerk noch mitmachen möchte, darf sich gerne bei mir melden“, sagt sie.
„Ich bin so froh, dass man mir hier geholfen hat“
Neben Deppe sitzt Anita Cobbinha und strahlt über das ganze Gesicht. Sie hat Süßigkeiten mitgebracht, denn es gibt etwas zu feiern: Mit Deppes Hilfe hat sie einen neuen Job gefunden.
„Ich möchte in der Pflege arbeiten und habe zunächst ein Praktikum gemacht. Jetzt beginne ich eine Ausbildung bei einem häuslichen Pflegedienst. Ich bin so froh, dass man mir hier geholfen hat“, sagt Cobbinha. Ihr Sohn ist fünf Jahre alt und kennt das Zentrum ebenfalls: Während seine Mama das Praktikum gemacht hat, durfte er ein paar Mal hier her zur Betreuung kommen. In Notfällen springt das Zentrum nämlich auch bei der Kinderbetreuung ein.
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Natalie Rosenthal hat für ihre dreijährige Tochter Leni hier Hilfe gefunden, als der Kindergarten während des Lockdowns geschlossen war.
Sie selbst ist alleinerziehend und absolviert gerade eine Umschulung, bei der sie nicht fehlen darf. „Ich habe noch einen 14-jährigen Sohn, der hilft mir oft abends und bringt Leni ins Bett, wenn ich mal zum Elternabend muss. Tagsüber brauche ich aber andere Unterstützung. Ich bin sehr froh, dass ich Leni hier betreuen lassen konnte“, sagt die 41-Jährige. Als Alleinerziehende fehle ihr oft die Hilfe und das Verständnis vom Arbeitgeber, wenn sie zum Beispiel mal wegen der Kinder zu Hause bleiben müsse. Aber auch das Umfeld reagiere manchmal sehr kritisch und voreingenommen, wenn Alleinerziehende von ihren Sorgen berichteten. Man kann nur hoffen, dass sich das eines Tages ändern wird. Das Zentrum wird ganz sicher seinen Teil dazu beitragen.