Kinder kriegenKaum einer weiß, wie rapide die Fruchtbarkeit jenseits der 30 sinkt
Köln – Erstmal richtig ankommen im Job, aufsteigen vielleicht. Dann möglicherweise nochmal reisen. Leben… Für viele junge Paare in den Zwanzigern und Dreißigern ist das der vorläufige Lebensplan. Kinder? Ja klar, später, bitte. Irgendwann.
Alles ist möglich, so scheint es – im Notfall wird halt nachgeholfen
Frauen wägen sich in Sicherheit. „Die anderen“ machen es ja vor. Brigitte Nielsen ist mit 54 Jahren noch einmal schwanger, eine Lehrerin brachte mit 65 Jahren noch Vierlinge zur Welt und Moderatorin Caroline Beil fand mit 50 ihr Mutterglück. Alles ist möglich, so scheint es. Im Notfall wird halt nachgeholfen. Denn wie rapide die Furchtbarkeit einer Frau mit den Jahren sinkt, darüber reden die wenigsten.
„Es wäre übertrieben, zu sagen, dass bei Frauen ab 30 bereits die Uhr tickt“, sagt Dr. Jörg Puchta vom Kinderwunschzentrum an der Oper München. Fakt ist aber, dass bereits ab dem 25. Lebensjahr die Fruchtbarkeit einer Frau allmählich abnimmt. Langsam erst, ab 30 schon schneller. Mit 35 sinkt die Kurve bereits erheblich.
Jedes sechste bis siebte Paar bleibt ungewollt kinderlos
Karriere, Reisen, dann Kinder. Der Plan kann aufgehen – das muss er aber nicht. Die Biologie lässt sich nur bedingt austricksen und Frauen haben nur eine bestimmte Anzahl an Eizellen in ihrem Leben zur Verfügung. Unsere Lebenserwartung mag sich zwar stetig nach hinten verschieben – unsere Fruchtbarkeit tut es nicht. Und so bleibt der Wunsch nach einem Kind heute für viele Paare unerfüllt.
Jedes sechste bis siebte Paar bleibt ungewollt kinderlos. Allein im Jahr 2015 wurden rund 100.000 Kinderwunschbehandlungen in Deutschland durchgeführt. Und auch hier sind die Erfolge vom Alter der Mutter abhängig. Bei einer 35-jährigen Frau lagen sie 2016 bei 27 Prozent pro Behandlung, bei einer 40-jährigen bei 15 Prozent und bei einer 44-jährigen nur noch bei gut drei Prozent.
Das Durchschnittsalter von Erstgebärenden liegt heute bei 31 Jahren
Das Durchschnittsalter von Frauen beim ersten Kind steigt trotzdem stetig an. Bekamen Frauen früher bereits mit Anfang 20 Nachwuchs, liegt das Durchschnittsalter von Erstgebärenden heute bei 31 Jahren.
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„Rein biologisch gesehen ist um die 20 das beste Alter zum Kinderkriegen“, sagt Dr. Puchta. Da im Leben aber eben auch kulturelle, soziale und psychologische Faktoren eine Rolle spielten, habe sich der Zeitpunkt des Kinderwunsches eben verschoben. Und das sei vollkommen in Ordnung: „Als Reproduktionsmediziner haben wir bei 30jährigen sehr hohe Erfolgsraten.“
Kein Superfood, kein Sport kann die Fruchtbarkeit länger aufrechterhalten
Was viele nicht wissen: Selbst bei einer Mitte Zwanzigjährigen liegt die Wahrscheinlichkeit, in ihren fruchtbaren Tagen schwanger zu werden, bei mageren 25 Prozent. Positiv oder negativ beeinflussen könnten Frauen das allerdings kaum.
Kein Superfood, kein Sport könne die Fruchtbarkeit länger aufrechterhalten, gibt der Mediziner zu bedenken. „Bewiesen ist tatsächlich nur, dass starke Raucherinnen früher in die Wechseljahre kommen“, sagt er. Ist es am Ende also ein Glücksspiel? Natürlich nicht. Dr. Puchta hält auch die 30 für ein wunderbares Alter zum Kinderkriegen.
Eigene Fruchtbarkeit lässt sich mit einem Bluttest ermitteln
Wer ganz sicher gehen will, wie es um die eigene Fruchtbarkeit bestellt ist, kann sich einem Bluttest unterziehen. In einem anschließenden Analyseverfahren kann dann ermittelt werden, ob die Frau zur sehr kleinen Risikogruppe gehöre, die verfrüht in die Wechseljahre kommt. „Wir sprechen da aber nur von einem Prozent“, sagt er. Bei allen anderen sieht er dem Plan, erstmal die Karriere anzukurbeln und zu reisen, um dann Kinder zu bekommen, gelassen entgegen.