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KStA-Leser über Klassentreffen„Wir tranken ein Kölsch nach dem Abitreffen, seitdem sind wir ein Paar“

Lesezeit 7 Minuten
Foto einer lachenden Frau im Gespräch.

Freunde aus Schulzeiten treffen kann auch sehr lustig sein (Symbolbild)

Wie haben Sie Ihr Klassentreffen erlebt, haben wir gefragt. Das sind die Antworten unserer Leserinnen und Leser.

Klassen- oder auch Abitreffen sind eine emotionale Angelegenheit, darüber hat KStA-Redakteurin Alexandra Eul geschrieben. Und unsere Leserinnen und Leser gefragt: Wie haben Sie das Treffen mit den früheren Mitschülerinnen und Mitschülern erlebt?

Manche haben auf dem KStA-Instagram-Kanal kommentiert, wie diese Leserin, die erklärt: „Ich hatte nach fast 35 Jahren ohne Kontakt Schulfreundinnen wieder getroffen und es war wie Familie. Man kennt sich so lange, hat verschiedene Ansichten, aber doch Prägendes und Wichtiges gemeinsam. Aus coolen Leuten sind ganz normale Leute geworden. Das versöhnt auch.“ Eine andere meint: „So lustig ein Klassentreffen auch sein mag, danach geht doch bei vielen das Vergleichen los: Wieso hat Tim so einen krassen Job? Wieso ist Lena noch immer so schlank? Wieso haben die anderen mehr Glück in der Liebe?“,

Manche Leser und Leserinnen haben uns aber auch ausführlicher beschrieben, welche Rolle die Treffen mit den Schulfreunden heute noch für sie spielen. Einige der Antworten haben wir zusammengestellt.

Renate, 63, lebt in Refrath

Hochzeitsfoto von Renate und Thomas.

Thomas und Renate auf ihrer Hochzeit im Jahr 2012.

„1979 habe ich mein Abitur bestanden, am Otto-Hahn-Gymnasium in Refrath. 2004 haben wir unser 25-jähriges Jubiläum gefeiert. Ich lebte zu diesem Zeitpunkt bereits getrennt und hatte zwei erwachsene Töchter. Bei diesem Abitreffen bin ich natürlich meiner alten Clique begegnet. Und ja, das hat sich genauso angefühlt, wie früher: die vertrauten Gespräche, das Gefühl der Verbundenheit. Das war sehr schön. Noch schöner war allerdings das Wiedersehen mit meinem Jugendschwarm. Was soll ich sagen? Vier Wochen nach dem Abitreffen hat er mich auf ein Kölsch eingeladen. Seitdem sind wir ein Paar, 2012 haben wir geheiratet.

Inzwischen haben wir vier Enkelkinder. Heute frage ich mich oft, wie mein Leben wohl gelaufen wäre, wenn wir schon damals – im Jahr 1978 nach unserer Knutscherei auf der Karnevalsparty in der Schule – zusammen gekommen wären. Aber das alles ist natürlich nur Spekulation. Heute lieben wir unsere gemeinsame Geschichte, so wie sie ist. Unsere Abitreffen finden seit 2004 alle fünf Jahre statt, das Nächste im Juni. Mein Mann und ich freuen uns schon darauf.“

Julian, 56, lebt in Köln (Name geändert)

„Eigentlich gehe ich allen Anlässen aus dem Weg, die mit dem Thema Schulzeit verbunden sind. Denn ich habe meine Schulzeit gehasst. Mehr noch, ich habe – mit nur zwei Ausnahmen – alle Mitschüler und die meisten Lehrer zutiefst verachtet. Nach dem Abitur schwor ich mir, die Schule nie mehr zu betreten. E-Mails mit Einladungen zu Abitreffen landeten unbeantwortet im Müll.

Als ich weiterhin eingeladen und um Kontaktaufnahme gebeten wurde, habe ich sämtliche E-Mail-Adressen von Ehemaligen als Spam markiert. Es hat etwa 20 Jahre gedauert, bis meine regelmäßigen Albträume von schulischen Situationen ausblieben. Ich habe erst spät verstanden, wie stark meine Schulzeit durch Übergriffe und Gewalt geprägt war und wie ich heute mit diesen traumatischen Erlebnissen umgehen kann.“

Henning, 83, lebt in Bergisch Gladbach

Foto von Henning, der in die Kamera blickt.

Henning schätzt die gemütlichen Treffen mit seinen Schulfreunden seit vielen Jahren.

„Wir haben im Jahre 1960 Abitur gemacht, 17 Jungen waren wir an unserer Schule. Seitdem haben wir uns jedes Jahr getroffen. Sogar die Klassenkameraden, die durchgefallen sind und ihr Abi nachgeholt haben oder von der Schule abgegangen sind, kommen zu diesen Treffen. Unsere Gemeinschaft hatte immer Bestand, wir haben sie aber auch sehr gepflegt.

Es sind gemütliche, unaufgeregte Begegnungen. Wir erzählen über Neuigkeiten aus unserem Leben, über unsere Wünsche und Erwartungen. Prahlereien oder abschätzige Bemerkungen über Pläne oder Vorhaben des einen oder anderen habe ich nicht in Erinnerung. Jahr für Jahr scheiden wir als gute Freunde mit der Verabredung zum nächstjährigen Treffen.

Der Zusammenhalt der ehemaligen Klassengemeinschaft ist noch stärker geworden, seit unsere Frauen mit dabei sind. Dadurch entstand in kürzester Zeit nochmal eine ganz neue Gemeinschaft. Die Schule, das Abi, der Werdegang, das alles spielt heute keine Rolle mehr. Es treffen sich Freunde, viele über 80, die miteinander ein oder mehrere Tage verbringen und die Gemeinsamkeiten genießen.

Natürlich kommen inzwischen weniger zu den Treffen, was mit unserem Alter zu tun hat. Aber der harte Kern hat sich auch im vergangenen Jahr getroffen. Und wir freuen uns schon auf das Wiedersehen 2024.“

Dieter, 86, lebt in Bensberg

„Ich habe 1956 ein humanistisches Gymnasium in Bremen mit dem Abitur verlassen. Damals begann die Gymnasialzeit mit noch reichlich Ruinen und Trümmern ringsum, der Zweite Weltkrieg lag noch nicht weit zurück. Die Wirtschaft erholte sich nur langsam. Außerdem fing die Koedukation erst gegen Ende unsere Schulzeit ganz zaghaft an. Wir hatten also in unsere Klasse keinerlei Kontakt mit Mädchen. Der kam erst außerschulisch, mit der Tanzschule.

Nach dem Abitur ging es zunächst einmal hinaus ins Studier- und Berufsleben. Man traf sich gelegentlich mit dem einen oder anderen. Es dauerte Jahre, bis durch die Initiative Einzelner ein erstes Klassentreffen stattfand. Da war es schon 1994. Es kam immerhin etwa die Hälfte derer, die man angesprochen hatte – darunter auch einige, die gar nicht bis zum Abitur dabei gewesen waren. Außerdem wurden manche von ihren Ehefrauen begleitet. Nur einer war so bartreich, dass wir ihn kaum wiedererkannt haben. Wir beschlossen, uns nun alle zwei Jahre zu treffen. Der jeweilige Organisator wurde per Handzeichen bestimmt. Auf diese Weise lernten wir eine Reihe deutscher Städte für drei bis vier Tage gemeinsam näher kennen. Bremen war immer wieder mal das Ziel.

Als die möglichen Organisatoren auszugehen drohten, übernahm ich häufiger die Regie. Von der großen Führung unter dem Kölner Dom schwärmen wir noch heute. Ich schaffte es auch mit einigen Tricks, bald eine Mehrheit für jährliche Treffen zu gewinnen, was gut ankam. Altersbedingt finden die Treffen seit 2021 in Bremen statt, wo die meisten von uns nach wie vor leben. Kürzere Fußwege, nur eine oder mal zwei Besichtigungen, Hauptsache Zusammensein.“

Anne, 55, lebt in Köln (Name geändert)

„Ich möchte von einem markanten Treffen in Bielefeld-Quelle im Sommer 2003 erzählen: meinem Grundschultreffen nach 25 Jahren Einschulung. Die Freude, einige Schulkameradinnen und -kameraden wiederzusehen, war ehrlich, ich hatte keine Berührungsängste und fühlte mich wohl. Konnte ich doch zufrieden auf meinen Werdegang zurückblicken, Köln war seit mittlerweile 13 Jahren zur neuen Heimat geworden. Nach dem Abi hatte ich erst eine bei meinen die Universitäten stürmenden Freundinnen eher spießig angesehene kaufmännische Ausbildung gemacht. Anders als viele Mitschüler hatte ich mich dann – der Liebe und des Studiums wegen – in die große weite Welt, nach Köln gewagt.

Wir saßen gemütlich bei Kaffee und Pils auf miefigen Polsterstühlen im Garten des Dorfhotels, das für seine Beerdigungskaffees berühmt war, als jemand auf die glorreiche Idee kam, uns mittels einer Fragerunde alle im Schnelldurchlauf auf den neuesten Stand zu bringen. Die erste Frage nahm ich noch gelassen. „Wer ist verheiratet?“. Die allergrößte Mehrheit meldete sich, mein Arm blieb unten. Mein Liebesleben war damals eher marginal. Die nächste Frage: „Wer hat ein Kind?“. Überraschend wenig Hände oben. Meine blieb auch diesmal unten. Die Erklärung für die wenigen Handzeichen zu dieser Frage folgte prompt: „Wer hat zwei Kinder?“. Gefühlt fast alle Hände oben. Zum Glück war Kinderlosigkeit zur damaligen Zeit für mich eine überzeugte Entscheidung. Doch dann konnte ich punkten: „Wer ist geschieden?“. Einige Hände oben, meine blieb zufrieden unten. Doch die Stimmung war schräg. Hätte ich ein weniger dickes Fell gehabt, hätte ich mich ausgegrenzt fühlen können. Gut dachte ich – kontere ich mal. Und fragte laut in die Runde: „Wer hat kein Auto?“. Schallendes Gelächter, meine Hand war die Einzige, die – immerhin selbstbewusst – oben war. Doch die Hoffnung auf etwas Verbindendes blieb ein frommer Wunsch.

Ab diesem Moment galt ich wohl als interessante Exotin des Abends, hatte noch ein paar nette wie leichte Gespräche, deren Kunst ich dank meiner jahrelangen Köln-Erfahrung zum Glück beherrschte. Das frisch gezapfte Pils war ausgesprochen lecker und die ICE-Heimkehr am nächsten Mittag, als auf der Hohenzollernbrücke der Kölner Dom mir ein freundliches ‚Willkommen zu Hause, Kleines‘ zuflüsterte, ein ganz besonderes Geschenk.“

Sabine, 63, lebt in Hennef

Ein Porträt von Sabine.

Die 13-jährige Sabine während einer Schulaufführung im Jahr 1974.

„Ende September hatte ich 45-jähriges Abitreffen in Trier und habe mir drei Nächte im Tagungs- und Gästehaus der Barmherzigen Brüder gegönnt, um nach vielen Jahren der Abwesenheit alles fußläufig von der Porta Nigra aus erkunden zu können. Es war das vierte Abitreffen, mein Jahrgang hat sich zum Zehnjährigen, zum 25-Jährigen und auch zum 40-Jährigen getroffen. Bei dem letzten Termin konnte ich leider nicht dabei sein, weil ich in Usedom auf Reha war. Umso größer war meine Vorfreude auf das Wiedersehen im vergangenen Jahr.

Der Tag war top organisiert: spät am Vormittag Treffen an der Brücke über die Mosel; Wanderung durch den Trierer Stadtteil Alt-Pallien hoch auf den Berg; Einkehr zu Kaffee und Kuchen; Rückweg mit Sekt an der Mariensäule; Besuch der Welschnonnenkirche am Altbau des Auguste-Viktoria-Gymnasiums, inklusive Vortrag von einem früheren Lehrer. Dann ein gemeinsames Abendessen zum Ausklang. Ich habe an diesem Tag ganz wunderbare Gespräche geführt. Es war so schön, wir wollen uns jetzt mindestens alle fünf Jahre treffen.“