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Und ihr so?Angehörige anderer Religionen erzählen, was sie Weihnachten machen

Lesezeit 14 Minuten
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Die Familie Özmen liebt die Gemütlichkeit an Weihnachten. 

Köln – Rein statistisch und im übertragenen Sinne betrachtet, warten dieser Tage rund 54 Prozent unserer Bevölkerung auf das Christkind. So hoch ist nämlich der Anteil der Christen hierzulande, was rund 55 Millionen Menschen ausmacht. Daneben gibt es geschätzte 5,5 Millionen Muslime (6,5 Prozent), 270.000 Buddhisten, 200.000 Juden und 100.000 Hindus, womit nur die Mitglieder der weiteren vier Weltreligionen genannt seien, denen die folgenden Seiten gewidmet sind. Die 200.000 Jesiden, 20.000 Sikhs und rund 12.000 Bahai mögen uns bitte die Auswahl verzeihen!

Und von den Angehörigen der vier großen Religionen wollten wir wissen: Wie verbringen sie die Feiertage, an denen die meisten Christen mit viel Tannengrün, Lichterglanz und Halleluja an die Geburt Christi erinnern, auch wenn dieses hohe christliche Fest in deren Religion gar keine wesentliche Rolle spielt? Wir haben deshalb Juden, Buddhisten, Muslime und einen Hindu aus unserer Region getroffen.

Und dabei unter anderem festgestellt: Der gemeinsame Nenner ist, dass fast jede Religion im Winter ein Lichterfest feiert, um die Dunkelheit zu vertreiben – und Hoffnung zu spenden für das neue Jahr. Schließlich geht es darum, dass Wir-Gefühl zu stärken – wie wichtig, gerade in diesem zweiten Corona-Jahr!

„Unser Weihnachten heißt Chanukka“

Yonah, 11, Jude

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Yonah Padan entzündet Kerzen zum Lichterfest Chanukka.

Gutes Essen, große Geschenke, leuchtende Kerzen. Sowas wie Weihnachten, sagt Yonah, sei für ihn schon vorbei. Einziger – und nicht ganz unbedeutender Unterschied: Yonahs Fest heißt nicht Weihnachten, sondern Chanukka. Denn der Elfjährige ist kein Christ, sondern Jude. An Chanukka, erzählt er, feiern die Juden ein Wunder: Vor mehr als 2000 Jahren war Jerusalem von den Griechen besetzt. In einem zerstörten Tempel fanden Juden Lampenöl, das eigentlich nur noch für einen Tag gereicht hätte – doch das Öl brannte acht Tage lang. „Deswegen dauert Chanukka acht Tage und an jedem Tag zünden wir eine weitere Kerze an“, sagt Yonah. In diesem Jahr begann das Fest bereits Ende November. Beim Anzünden der Kerzen wechselt er sich mit seinem älteren Bruder ab. „Dabei machen wir die Kerzen von rechts nach links an – so liest man auch im Hebräischen.“ Zu Essen gibt es in Öl Gebratenes oder Gebackenes: Berliner und Reibekuchen. „Die heißen bei uns aber Latkes, das ist Jiddisch.“

Mit den jüdischen Traditionen ist Yonah groß geworden: Er besuchte eine jüdische Krabbelgruppe, ging später in den jüdischen Kindergarten und auf die jüdische Grundschule in Köln-Ehrenfeld. Dort lernte er – neben den üblichen Fächern – auch Hebräisch. Mittlerweile geht er in die sechste Klasse eines Kölner Gymnasiums. „Hebräisch ist eine schwere Sprache und nach ein paar Wochen auf der neuen Schule hatte ich das meiste schon wieder vergessen“, gesteht er. Geschichte und Sport sind heute seine Lieblingsfächer. Wenn seine christlichen Klassenkameraden Religionsunterricht haben, hat er eine Freistunde oder darf früher nach Hause gehen. Dafür besucht er aber jeden Donnerstagnachmittag 90 Minuten lang den jüdischen Religionsunterricht in der Kölner Synagoge. Und die Note aus diesem Unterricht landet sogar auf seinem Zeugnis.

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Kerzen zum Lichterfest Chanukka.

„Im Februar werde ich zwölf Jahre alt, dann beginnt zusätzlich mein Unterricht für die Bar Mitzwa. Da muss ich einen Teil der Tora auswendig kennen“, erzählt er. Bei dem Fest tritt Yonah offiziell vom Kindes- in das Erwachsenenalter über. Auf das Fest freut er sich schon. Ansonsten, sagt Yonah, glaube er zwar an Gott, besuche die Synagoge aber nicht so regelmäßig. „Nur zu den großen Festen wie Neujahr oder Pessach und manchmal am Schabbat.“ Am Freitagabend zündet er mit seiner Mutter eine Kerze an und spricht ein Gebet. Ansonsten verbringt Yonah den heiligen Tag der Juden so „wie alle anderen auch ihr Wochenende verbringen: Ich treffe mich mit Freunden, zocke mit meinem Bruder Videospiele, gehe mit meinen Eltern spazieren oder lerne für die Schule.“ Ein ähnliches Programm plant er auch für die Weihnachtstage. Vielleicht trifft er sich dann mit seinem besten Freund – der ist ebenfalls Jude.

Vor zwei Jahren jedoch hat Yonah auch mal an einem christlichen Weihnachtsfest teilgenommen. Denn nur seine Mutter ist Jüdin, der Vater ist Christ. Damals feierten sie mit der Familie väterlicherseits in Kassel. „Das war echt aufregend, weil ich überhaupt nicht wusste, was ich tun soll. Auch in der Kirche habe ich gar nichts verstanden. Ich habe mich dann einfach an meiner Cousine orientiert“, erzählt er. Ein wenig irritierend fand er, dass zunächst ein Glöckchen läuten muss, bevor man das Wohnzimmer betreten darf – und die vielen Geschenke sieht. Auf die war Yonah nämlich besonders gespannt, denn jüdische Kinder erzählen sich, dass christliche Kinder viel mehr Geschenke bekommen. Eigentlich ist das aber gar nicht so, weiß Yonah heute. „An Chanukka bekommen wir ja auch Geschenke – oft sogar an jedem der acht Tage eines.“ Diesmal gab es eine große Musikbox und einen Bildschirm, damit er und sein Bruder besser zocken können. „Aber ich habe auch einen Gutschein für ein Sushi-Essen mit meiner Familie bekommen.“

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Yonah wünscht sich, dass die Menschen in Deutschland besser über das Judentum Bescheid wissen. Deswegen freut er sich auch, wenn seine christlichen Mitschülerinnen und Mitschüler ihn nach dem Religionsunterricht fragen, was denn die Bar Mitzwa sei oder welche Feste er feiere. „Ich frage mich, warum es immer noch Menschen gibt, die uns Juden die Schuld für alles Mögliche zuweisen. Es gibt ja sogar Leute, die behaupten, wir wären Schuld an Corona.“ So etwas ärgert ihn maßlos. Angst vor blöden Kommentaren oder Übergriffen hat er aber nicht. „Ich wünsche mir einfach, dass die Menschen nachdenken, bevor sie solche Sachen sagen. Wir Juden sind doch ganz normale Menschen, die einfach nur eine andere Religion haben.“ (as)

„Heilig Abend ist so besinnlich wie Diwali"

Ameya Tulpule, 35, Hinduist

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Ameya Tulpule aus Bonn.

Ameya Ninad Tulpule, 35, lebt seit sieben Jahren in Bonn, pendelte aber zuvor schon einige Jahre zwischen Indien und dem Rheinland, um hier wie da als Informatiker zu arbeiten. Tulpule ist Hindu, Weihnachten spielte in seinem Elternhaus also keine Rolle. Da er aber in seiner Heimatstadt Pune, nahe Mumbai im Westen Indiens gelegen, eine christliche Schule besuchte, kennt er die weihnachtlichen Bräuche und Gepflogenheiten aus dem Effeff.

„Im Gegensatz zu Schülern von hinduistischen Schulen kamen wir in den Genuss eines reichlich geschmückten Schulhauses samt riesigem Weihnachtsbaum und einer Schulfeier, bei der wir Weihnachtslieder auf Englisch sangen und kleine Geschenke austauschten“, erinnert sich Tulpule.

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Hinduistische Devotionalien.

Heute schätze er in seiner Wahlheimat besonders die „friedliche, ruhige Stimmung, die vor und an den Weihnachtstagen überall herrscht.“ Andächtig und besinnlich gehe es auch an Diwali zu, einem der Hauptfeste der Hindus, und so etwas wie das indische Weihnachten. „Diese Besinnlichkeit ist nicht die einzige Gemeinsamkeit“, sagt Tulupe. Zwar fällt Diwali zeitlich abhängig von dem Mondkalender in den Oktober oder November, aber dass man Geschenke verteile, die Familie ehre und auch die Vorliebe für Beleuchtungen spiele in beiden Festen eine zentrale Rolle. Schließlich wird Diwali, das übersetzt so viel wie „die Reihe der erleuchteten Lampen“ heißt, auch „Lichterfest“ genannt. Dann dekorieren die Hindus ihre Fenster und Hauseingänge mit Lampions aller Art – zu Ehren von „Lakshmi“, der Göttin des Glücks und des Reichtums, von der es heißt, sie würde Lichter lieben und nur gut beleuchtete Häuser besuchen. Tulpule kommt auf die mythologischen Ursprünge Diwalis zu sprechen: „Wir feiern die Rückkehr von Gott Rama, der im Krieg einen Dämon besiegte.“ Man sagt, die Menschen stellten entlang des Weges für Rama Öllampen auf, damit er ihnen im Dunkeln gut folgen konnte und auch aus Freude darüber, dass das Gute über das Böse gesiegt hat.

Für Tulpule lautet die Hauptbotschaft des Diwali-Fests: „Probleme und böse Menschen gibt es immer im Leben, aber man gewinnt, wenn man auf dem richtigen Weg bleibt, mutig, zielstrebig und mit Durchhaltevermögen.“ Diese drei Tugenden verhelfen Tulpule auch über die Weihnachtstage, die er, anders als seine Bonner Freunde, die das christliche Fest mit ihren Liebsten begehen, alleine verbringt. Weit ab von seiner indischen Familie. „Ich genieße diese ruhige Zeit im Jahr, nutze sie für Haushaltsarbeiten, die sonst liegenbleiben und erfreue mich an der festliche Stimmung um mich herum.“ Und an dem Weihnachtsmann, den er in diesem Jahr eigentlich mal wieder das Fenster herabklettern lassen könnte. (kro)

„An den Weihnachtstagen kehren wir in uns“

Schwester Song Nhiem, Buddhistin

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Schwester Song Ngiem und die Brüder Phap Xa (links) und Phap An im Europäischen Institut für Angewandten Buddhismus.

Als Schwester Song Nghiem in den Siebziger Jahren das erste Mal erlebte, wie die Deutschen Weihnachten feiern, verwunderte sie das sehr: „Die Straßen waren wie leer gefegt. Bei uns in Vietnam strömt zur Feier der Geburt Jesu Christi und natürlich auch zu unserem höchsten buddhistischen Vesakh-Fest jeder, der kann, ins Freie, um in Gemeinschaft zu feiern.“ Dass sich die Familien hierzulande an Weihnachten ins Haus zurückziehen würden um für sich zu feiern, verstärke bei vielen Alleinstehenden das Gefühl, einsam zu sein, vermutet die buddhistische Schwester vom Europäischen Institut für angewandten Buddhismus (EIAB) in Waldbröl.

Deshalb ist es Song Nghiem und ihren Mit-Schwestern und Mönchen eine Herzensangelegenheit, ihr Haus – in Pandemie-freien Zeiten versteht sich – zur Weihnachtszeit zu öffnen. Für alle.

Das Europäische Institut für angewandten Buddhismus (EIAB) in Waldbröl

Thích Nhất Hạnh (Thay) ist ein Mönch und Zen-Meister aus Vietnam, der 2008 das lange Jahre leerstehende Gebäude in Waldbröl kaufte und das EIAB gründete, um Menschen Achtsamkeit zu lehren. Bis zu 500 Millionen Anhänger hat der Buddhismus weltweit, er ist nach dem Christentum, Islam und Hinduismus die viertgrößte Religion. In Deutschland gibt es nach Schätzungen der Deutschen Buddhistischen Union etwa 250.000 aktive Buddhisten, die unterschiedlichen Strömungen angehören. Es gibt deutschlandweit zahlreiche spirituelle Institute, in Waldbröl steht die praktische Anwendbarkeit für das alltägliche Leben im Mittelpunkt.

Vor allem auch für diejenigen, die alleine sind. „Um ihnen Zuflucht zu bieten und mit ihnen die große Freude zu teilen, dass zu dieser Zeit ein ganz besonderes Wesen auf die Welt gekommen ist.“ Womit Schwester Song Nghiem auch schon auf eine wesentliche Gemeinsamkeit zwischen Weihnachten und Vesakh zu sprechen kommt, die Thay Phap An, der Direktor und Studienleiter des EIAB sehr rührend beschreibt: „Baby Buddha und das Christkind kamen in menschlicher Gestalt auf die Welt, um ihr Frieden und Liebe zu bringen. Wir feiern in diesen beiden sehr speziellen Nächten die Ankunft dieser sehr speziellen Babys, die unsere Herzen öffnen und uns helfen, Frieden, Glück und Gemeinschaft zu fühlen – Qualitäten, die manchmal unter dem Geröll des Alltags verschüttet und von Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung verdrängt werden.“ Damit würden beide hohen Feste das Licht in der Dunkelheit symbolisieren, dazu beitragen, das Wir-Gefühl zu stärken und Grenzen zu überwinden. Schließlich markieren sie – nicht nur im Kalender – einen Umbruch, oder schöner gesagt: einen Neustart.

Genau dem widmen sich auch die vom niederländischen Mönch Phap Xa organisierten Weinnachtsaktivitäten im Waldbröler EIAB. „Wir nutzen gemeinsame Gebete, Vorträge, die sich auf die Lehre Buddhas beziehen, Rezitationen und Meditationen, um tief in uns und die verschiedenen Aspekte unseres Lebens im vergangenen Jahr zu schauen. Was haben wir gut gemacht? Was können wir ändern? Was dazu beitragen, dass unsere Gemeinschaft, Gesellschaft und die Menschen weltweit, noch glücklicher und achtsamer sind? Nicht mehr unter Armut, Hunger und Krieg leiden müssen? Dass wir uns gegenseitig noch besser akzeptieren, lieben und unterstützen?“, sagt Phap Xa.

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Eine Krippe im Europäischen Zentrum für Angewandten Buddhismus in Waldbröl.

Und Thay Phap An ergänzt: „Ziel ist es, die jeder Person innewohnende Freude, Weisheit und ihren Frieden zu stärken – Eigenschaften, die immens wichtig sind für eine kollektive Transformation.“

Damit sind die Weihnachtstage in Waldbröl vor allem dem Rückblick, dem Zu-sich-selbst-Kommen, dem Neuanfang gewidmet. Aber natürlich auch dem gemeinsamen Feiern. Und nicht nur spirituell. In der Adventszeit gleicht das buddhistische Zentrum in Waldbröl einem Gotteshaus, ist geschmückt mit einem riesigen Weihnachtsbaum, einer großen Krippe und anderer Weihnachtsdekoration. Wie als ein lebendiger Beweis dafür, dass sich Schwester Song Nghiem und ihre buddhistischen Mitschwestern und -Brüder nicht als Konkurrenz mit dem Christentum sondern als Ergänzung sehen, „verkleiden wir uns an Heiligabend als Weihnachtsmänner, verteilen Geschenke und lesen aus der Bibel, musizieren, singen und tanzen.

Gäste und Freunde nehmen, wie im vergangenen Corona-Jahr, per Live-Video teil. Wir genießen es, das höchste Fest der Christen mitzufeiern und unsere Herzen für den kulturellen und religiösen Austausch zu öffnen. Je mehr wir teilen, desto mehr tragen wir zur Gemeinsamkeit bei, überwinden das Gefühl des Getrenntseins und Grenzen“, sagt Song Nghiem, die in Vietnam aufgewachsen und an der TU Darmstadt in Chemie promoviert hat, bevor sie 2004 zur Nonne wurde. Schließlich geht es in der Heiligen Nacht wie auch am Vesakh-Fest wieder um nicht mehr und nicht weniger, als um die Verkündung von „Hope, also Hoffnung für die ganze Welt“, wie Thay Phap An betont. Um den Glauben daran, dass sich etwas zum Guten ändern wird. (kro)

„Heiligabend war ein Tag wie jeder andere“

Die Muslime Nilay und Cetin Özmen mit ihren Söhnen Berkan und Kaan

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Die Söhne bekommen jedes Jahr einen Adventskalender. 

Weihnachten war für Nilay und Cetin Özmen bis vor ein paar Jahren nie ein Thema. Man hatte halt ein paar Tage frei, es kam viel Besuch, das war es. Geschenke gab es nicht. Im Islam spielt Weihnachten eigentlich keine Rolle. Die Muslime feiern zum Ende des Ramadan das Zuckerfest und auch das Opferfest ist für sie ein wichtiger Feiertag. „Es wird aber nicht so viel drumherum gemacht wie hier an Weihnachten. Das ist hier sehr viel wichtiger“, sagt Nilay. Zu beiden Anlässen bekommen Kinder kleine Geschenke wie Schokolade oder Geld. „Wir haben früher immer neue Anziehsachen gekriegt“, erinnert sich der 52-jährige Cetin Özmen, der in der Türkei geboren ist und als Kind nach Deutschland kam. Aber drei Tage Geschenkerausch wie in Deutschland? Das kannten beide Eltern nicht.

Die Özmens sind gläubig, leben aber nicht streng nach dem Koran. Mutter Nilay (50), die in Deutschland geboren ist, bezeichnet ihre Familie treffend als „normale Muslime, so wie die meisten in Deutschland auch normale Christen sind.“ Ihre Eltern seien noch religiöser gewesen, aber insgesamt gingen die muslimischen Traditionen bei ihnen zurück. „Mein Vater hat immer gesagt: Ich finde, mit Jesus habe ich mehr Vorteile, zum Beispiel mehr Feiertage und Weihnachtsgeld“, sagt Nilay lachend. So ähnlich sehen sie und ihr Mann es auch mit den beiden Religionen. Das Ehepaar liebt zum Beispiel Glühwein und Weihnachtsmärkte und hat schon viele Ausflüge ins Umland gemacht, um einen Markt zu besuchen. „Ich finde es schön, mit Freunden und Kollegen etwas zu unternehmen und auf den Weihnachtsmarkt zu gehen“, sagt Cetin.

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Die Familie Özmen liebt die Gemütlichkeit an Weihnachten. 

Bevor die beiden Söhne Berkan (11) und Kaan (15) geboren wurden, waren die Weihnachtstage für Nilay und Cetin einfach freie Tage, die man genießen konnte. „Heiligabend und die Feiertage waren für uns ganz normale Tage. Wir haben uns einfach auf die Zeit gefreut, in der wir zuhause sein können“, sagt Nilay. Ihr Mann Cetin ergänzt: „Weihnachten waren freie Tage. Mehr nicht. Erst durch die Kinder wurde es zu etwas Besonderem.“ Als ihr Sohn Berkan in die Grundschule kam, wollte er wie alle seine Freunde auch gerne Geschenke haben und in der Klasse davon erzählen. Also fingen die Özmens ihm zuliebe mit dem Weihnachtenfeiern an. Geschenke hatte es bei ihnen im Dezember zwar vorher auch gegeben, aber erst an Silvester. „Das haben wir bei uns in der Familie so gemacht und dann haben wir das für uns einfach übernommen. Seit Berkan sich das gewünscht hat, bekommen die Kinder ihre Geschenke jetzt aber wie alle anderen schon an Heiligabend. Wir Eltern schenken uns nichts“, erzählt Nilay. Auch einen Weihnachtsbaum haben die Özmens seit ein paar Jahren im Wohnzimmer, das war dem jüngeren Sohn wichtig. „Berkan hat in der Grundschule gerne Weihnachtsschmuck gebastelt, den haben wir dann auch aufgehängt. Die Jungs bekommen außerdem auch einen Adventskalender. Berkan legt sehr viel Wert auf das alles. Durch ihn sind wir auf jeden Fall weihnachtlicher geworden“, sagt Nilay.

Heiligabend bedeutet für die Özmens vor allem, dass sie es sich gemütlich machen. Wein trinken, etwas Besonderes kochen, die Ruhe genießen. „Wir machen uns einen schönen Tag“, sagen beide. Am ersten Weihnachtsfeiertag laden sie ihre Freunde zum Essen ein. Schon vor dem Fest entlastet Nilay ihre deutschen Freunde: „Die haben immer alle so viel zu tun und müssen so viel besorgen. Ich versuche dann, ihnen zu helfen und zum Beispiel in dieser Zeit oft auf ihre Kinder aufzupassen“, sagt Nilay.

Ihr gefällt es, dass die Deutschen so viel Wert auf Weihnachten legen und die Familie an diesen Tagen im Mittelpunkt steht. „Ich frage immer meine Kollegen, was die an Weihnachten so machen, ich finde das spannend“, sagt sie. Vor allem lieben sie und ihr Mann die Gemütlichkeit, die schon Anfang Dezember mit den Weihnachtsmärkten und Adventsfesten beginnt. „Man muss ja nicht unbedingt Christ oder Christin sein, um Weihnachten zu feiern“, findet Nilay. (twe)