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Macht und Kontrolle„Eine Beziehung mit einem Narzissten ist ein ständiger Eiertanz“

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„Was habe ich nur falsch gemacht?“ Mit einem Narzissten als Partner wird man oft ohne Grund mit Ablehnung und Schweigen bestraft. 

Köln – Es gibt diese Menschen, die immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und dabei schamlos Grenzen überschreiten. Menschen, die andere schlecht dastehen lassen, indem sie unverschämte Witze machen. Personen, die nicht müde werden zu betonen, wie einfühlsam und sensibel sie sind, denen es aber an der behaupteten Empathie im höchsten Maße mangelt. Haben Sie vielleicht sogar an Ihrem Partner oder an Ihrer Partnerin bemerkt, dass er oder sie Sie von Ihren Freunden abschirmt und sich immer alles um ihn drehen muss? In all diesen Fällen könnten Sie es mit einem Narzissten zu tun haben.

„Obwohl die Bezeichnung immer öfter benutzt wird, gibt es den typischen Narzissten nicht und das erschwert es oft, Narzissten in extremer Ausprägung zu erkennen“, schreibt Coach und Narzissmus-Expertin Julia Marie Schmoll in ihrem Buch „Die Maschen der Narzissten. Erkennen, verstehen, selbstbewusst Grenzen setzen“. Narzissmus ist in jüngster Zeit zu einem Modewort geworden, die Bezeichnung fällt immer öfter in Beziehungen und Büros. Im Extremfall ist damit eine Persönlichkeitsstörung gemeint, narzisstische Anteile stecken aber in vielen Menschen und äußern sich vor allem in ausgeprägtem Egozentrismus und Selbstbezug. Auf narzisstische Menschen kann man im Job, unter Freunden, in der Familie und in der Partnerschaft treffen.

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Coach und Autorin Julia Marie Schmoll

Der Begriff Narzissmus geht auf die Geschichte von Narziss in der griechischen Mythologie zurück, der alle Verehrerinnen und Verehrer zurückwies und dafür von den Göttern mit unstillbarer Selbstliebe bestraft wurde. Narziss verliebt sich in sein eigenes Spiegelbild und stirbt an seiner Selbstliebe. Umgangssprachlich meint man mit Narzissmus also eine ausgeprägte Selbstverliebtheit des Menschen.

Grundthemen des Narzissmus: Geringer Selbstwert und extreme Eltern

Zu den typischen Eigenschaften gehören die Überzeugung, besonders zu sein, ein Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung, ein Mangel an Empathie, Neid auf andere und arrogante, hochmütige Verhaltensweisen. Bis zu einem gewissen Grad sind diese Eigenschaften normal, können aber übertriebene Formen annehmen und sich bis zu einer Persönlichkeitsstörung ausweiten. Es gibt offene und verdeckte Narzissten, wobei letztere besonders schwierig zu erkennen sind, weil sie sich nicht in den Vordergrund drängen.

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Warum jemand narzisstische Verhaltensweisen entwickelt, ist nicht ganz eindeutig, meist hat es aber etwas mit extremen Eltern und einem geringen Selbstwertgefühl zu tun. Narzissten kompensieren dieses geringe Selbstwertgefühl durch eigene Überschätzung. Eine Verherrlichung im Kindesalter oder auf der anderen Seite emotionale Vernachlässigung können die Entwicklung narzisstischer Persönlichkeitszüge begünstigen.

Narzissten in Liebesbeziehungen

Narzissten können keine wirkliche Nähe zulassen. Das führt besonders in Liebensbeziehungen zu großen Problemen. Am Anfang sind Narzissten überschwänglich liebevoll mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin und überschütten sie geradezu mit Liebe. Die Rede ist von Schicksal und Seelenverwandtschaft. Im Laufe der Beziehung versuchen Narzissten dann immer mehr, ihren Partner an sich zu binden und Macht über ihn auszuüben, zum Beispiel, indem sie ihn von seinen Freunden und seiner Familie isolieren. Alles muss sich nur um den Narzissten drehen, er braucht die volle Aufmerksamkeit. Weil Narzissten sich gerne zurückziehen, sobald es zu harmonisch wird, wird die Beziehung für den Partner extrem verwirrend und anstrengend. „So wird die Beziehung zu einem einzigen Eiertanz“, schreibt Schmoll.

Wichtig zu wissen: Es gehören zwei Menschen dazu

Ein Narzisst kann nur deshalb so viel Macht über einen anderen Menschen haben, weil dieser das mitmacht. Zu einem Narzissten gehört auch ein Komplementär-Narzisst. Denn so wie der Narzisst die Bewunderung anderer braucht, um seinen Selbstwert zu erhöhen, gibt es auch Menschen, die sich besser fühlen, wenn sie einen anderen Menschen grenzenlos bewundern. Dass diese Menschen zusammenfinden und zusammenbleiben, liegt an gleichartigen neurotischen Beziehungskonflikten.

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Typische Maschen von Narzissten erkennen

Wer weiß, wie Narzissten agieren und Klarheit über die eigene Rolle im Miteinander hat, kann lernen, ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Das sind einige der typischen Maschen:

Scheinmissverständnisse erzeugen: Gerade was Verabredungen und feste Uhrzeiten angeht, kommt es mit Narzissten immer wieder zu Verwirrungen, denn die Missachtung der Zeit anderer Menschen ist ein typisches Merkmal. Meist heißt es dann: „Das hast du falsch verstanden“ oder „Du hast nicht richtig zugehört“. Der Narzisst überträgt die Verantwortung auf die Betroffenen, diese fühlen sich machtlos. Sie sollten deshalb versuchen, innerlich klar und bei sich zu bleiben und immer konsequent zu handeln, wenn zum Beispiel Verabredungen nicht eingehalten werden.

Streit: „Alles deine Schuld“: Wie aus dem Nichts brechen Narzissten plötzlich Streit vom Zaun. Anlass ist oft, dass sich das Gegenüber aus Sicht des Narzissten nicht richtig, also nicht gemäß seinen Vorstellungen, verhalten hat. Das Gegenüber wird abgewertet und nicht selten auch dessen geistige Gesundheit in Frage gestellt. Ein Streit endet dann oft abrupt damit, dass der Narzisst schweigt oder sich zurückzieht. Der Partner sollte versuchen, beim Streitthema zu bleiben und den Streit zu verlassen, wenn er aus dem Ruder läuft. Das ist nicht immer einfach, vor allem, weil Narzissten absichtlich wunde Punkte des anderen berühren, um ihn zu triggern.

Zum Weiterlesen

Julia Marie Schmoll: Die Maschen der Narzissten. Erkennen, verstehen, selbstbewusst Grenzen setzen. GU Verlag, 190 Seiten, 17,99 Euro

Dr. med. Pablo Hagemeyer: Die perfiden Spiele der Narzissten. Der nette Narzissmus-Doc klärt auf. Eden Books, 269 Seiten, 17,95 Euro

Thorsten Havener: Mach doch, was ich will! Die Kunst der Manipulation. Yes Verlag, 239 Seiten, 19,99 Euro

Jackson MacKenzie: Keine Macht den Psychopathen. So befreien Sie sich von emotional traumatischen Beziehungen. Kösel Verlag, 335 Seiten, 20 Euro

Ständiges Auf- und Abtauchen: Auch in engen Beziehungen ist der Narzisst plötzlich einfach verschwunden und reagiert nicht mehr auf Anrufe oder Nachrichten. Genauso taucht er auch wieder auf, als wäre nichts gewesen. Betroffene sollten nachfragen, warum die Person verschwunden ist und sich genau überlegen, ob sie dieses Verhalten akzeptieren wollen.

Schräger Humor: Narzissten können andere Menschen unter Lachen und mit dem Satz „Jetzt sei doch nicht gleich beleidigt“ zutiefst verletzen. Oft merkt das Umfeld erst später, wie abwertend einige Äußerungen waren. Betroffene sollten deshalb sofort sagen, wenn sie etwas nicht witzig finden.

Passive Aggressivität: Diese Form der Aggressivität kann sich unter anderem dadurch äußern, dass der andere absichtlich Dinge unterlässt, andere stört, ärgert oder vorführt. Auch ständiges Vergessen, Ignorieren, Meiden oder Ausweichen können Anzeichen sein. Betroffene fühlen sich durch dieses Verhalten bedrückt und verunsichert. Es ist deshalb sinnvoll, Konflikte direkt anzusprechen und zu klären.

Komische Stimmung verbreiten: Viele Narzissten bringen Dissonanzen durch komische Stimmungen zum Ausdruck. Sie nutzen dazu Tränen, plötzliche Stimmungswechsel oder machen gute Laune kaputt. Sie erwarten, dass das Gegenüber von sich aus erkennt, was beim Narzissten für schlechte Stimmung sorgt und alles dafür tut, um das zu ändern. Für die Betroffenen ist es sehr anstrengend, ständig auf der Hut zu sein, Bedürfnisse des anderen zu erahnen, seine eigenen dafür zurückzustecken und die Verantwortung für die schlechte Stimmung zu übernehmen. Man sollte statt dessen genau nachfragen, warum der andere schlechte Laune hat.