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„Zu groß für die Babyklappe“Warum der Alltag mit größeren Kindern nicht leichter wird

Lesezeit 5 Minuten
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Das Leben mit größeren Kindern wird nicht unbedingt weniger chaotisch, aber anders!

  1. Verzweifelt im Schreibwarenladen, weil man den richtigen Umschlag für das Heft nicht findet? Schulkind-Eltern kennen dieses Gefühl.
  2. Auch das Grauen von WhatsApp-Gruppen, Elternabenden und Mathe-Hausaufgaben sind ihnen ein Begriff.
  3. Marlene Hellene hat mit „Zu groß für die Babyklappe” ein sehr amüsantes Buch über den Alltag mit größeren Kindern geschrieben.

Köln – Das Stichwort „Babyklappe“ wurde bis vor ein paar Jahren bei uns immer wieder in den Raum geworfen, wenn die Kinder zu anstrengend waren oder einfach nicht hören wollten. Es war als scherzhafte Drohung ihnen gegenüber gemeint, irgendwann lachten sie selbst drüber. Jetzt mit fast acht und fast zwölf Jahren passt das nicht mehr. Die Kinder sind „Zu groß für die Babyklappe“. Genauso heißt das neue Buch von Marlene Hellene. Untertitel: Geschichten aus dem Müttergenesungswerk.

Marlene Hellene heißt eigentlich Marlene Ottendörfer, ist auf dem Blog Tollabea, auf Instagram und Twitter aber als Marlene Hellene bekannt.

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Marlene Hellene

Sie lebt mit ihrer Familie in Karlsruhe. Ihr erstes Buch „Man bekommt ja so viel zurück. Leitfaden für verwirrte Mütter“ ist 2018 erschienen. Während sie sich in ihrem Debüt mit den Wirren des Elternwerdens beschäftigt, ist sie mit dem aktuellen Buch schon weiter. Die Kinder sind einfach größer geworden, was Marlene Hellene nicht immer leicht fällt zu akzeptieren. Im Vorwort schreibt sie: „Eines Morgens wachte ich auf und stellte erschrocken fest, dass meine Kinder keine Babys mehr waren. (…) Ernsthaft, Menschen, die behaupten, nach den ersten stressigen Babyjahren würde alles einfacher, sollte man strafrechtlich belangen. Wegen unerlaubter Hoffnungsmache oder so. Es wird bei weitem nicht einfacher, es wird höchstens anders. Und von diesem anders handelt dieses Buch.“

Es wird nicht einfacher, aber anders

Marlene Hellene beschreibt sehr lustig die typischen Situationen, in die alle Eltern mit Schulkindern geraten, zum Beispiel diese hier: „Man findet mich wimmernd in einer Ecke des örtlichen Schreibwarengeschäfts, weil ich auch nach stundenlanger Suche nicht herausfinden konnte, in welchem Regal es den Einband für das Flex-und-Flo-Heft der Größe DIN A 12 3/4 gibt.“

Es geht viel um den Alltag mit Schulkindern und das liest sich sehr witzig. „Alle Schulkindeltern kennen den Wahnsinn des Schulranzenkaufs oder den Schrecken der Hausaufgaben. Ich glaube, es gibt keine Mutter, keinen Vater, der noch nie mit dem Kind über Mathe verzweifelt ist oder sich fragte, was um alles in der Welt ein DIN A 43,224 Umschlag ist. Und auch von endlosen Elternabenden oder nervigen Fußballverein WhatsApp Gruppen können viele Eltern ein trauriges Lied singen“, schreibt Marlene Hellene per Mail. Und weiter: „Doch dann sitzt das Kind, das gestern noch ein klitzekleines Baby war plötzlich da und liest völlig fasziniert sein erstes Buch oder macht sich ganz selbstverständlich mit Ranzen auf dem Rücken alleine auf den Schulweg. Das sind die Momente, die mich vor Freude und Stolz beinahe platzen lassen und in denen ich weiß, alles lohnt sich. Ja, sogar die Wahl zur Elternsprecherin. Fast.“

Der größte Konkurrent der Zweisamkeit ist der Schlaf

Ein weiteres Thema im Buch ist die allabendliche Müdigkeit, die jede körperliche Annäherung an den Partner verhindert: „Im Laufe des Abends verlieren wir uns nämlich an den größten Konkurrenten unserer Zweisamkeit: den Schlaf. (…) Ernsthaft, bei Eltern, die mehr als zwei Kinder haben, frage ich mich von Zeit zu Zeit, wie es überhaupt so weit kommen konnte. Wie kam es bitte zur Zeugung? Wann hatten die denn die Zeit dafür? Wann waren die nicht zu müde? Wann hassten sie sich gerade nicht? (…) Lasst uns doch bitte aufhören, so zu tun, als würden Kinder die Beziehung nicht verändern. Sie tun es nämlich kolossal. Und das ist okay und normal. Wir müssen es uns nur erlauben. Ehrlich, das entspannt ungemein. Machen wir uns endlich klar, dass man nicht jederzeit alle Bereiche des Lebens zu 100 Prozent bedienen kann.“

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Bei einem solchen Tagesstart ist die komatöse Müdigkeit am Abend ja auch kein Wunder. Und Eltern wissen, dass diese Beschreibung wahrlich nicht übertrieben ist: „Aufstehen, duschen, anziehen, Kinder wecken, Kaffee, Kinder lauter wecken, Kinder in Kleidung kämpfen, Kinder befrühstücken, falsche Tasse, Geschrei, Tränen, Kaffee, Zähne putzen, Jacke, Schal, Schuhe, ‚Will nicht!‘, Kita, Schule, Punkt. Es ist 8.00 Uhr. Ich fahre zur Arbeit.“

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Hellene räumt auch mit dem allgegenwärtigen Klischee auf, dass man als Mutter immerzu dankbar und glücklich zu sein habe. Sie fragt: „Gibt es denn überhaupt Mütter, die in dieses Bild passen? Also wirklich immer? Die nie alleine sein wollen? Die niemals Ruhe brauchen? Die ihre Kinder zu keiner Zeit gedanklich zusammenfalten und an der Babyklappe abgeben wollen? Ich bezweifle das.“ Ihr Fazit: „Mutterliebe findet zwischen Ihnen und Ihrem Kind statt. Mutterliebe hat kein Problem mit blanken Nerven oder dem Wunsch nach Alleinsein. Das gehört so. Lassen Sie die schlimmen Momente zu. Ihr Kind braucht keinen Roboter. Ihr Kind braucht einen echten Menschen.“

„Die meisten Leser erkennen sich in meinen Geschichten wieder”

Ob es die Mütter gibt, die niemals genervt sind und alleine sein wollen, kann man nicht sicher sagen. Einige gibt es zumindest und die melden sich meist sehr rege zu Wort. Deshalb hatte Marlene Hellene ein bisschen Angst vor den Reaktionen auf ihr Buch. Auf Nachfrage erzählt sie: „Häufig habe ich in letzter Zeit Kritik von anderen Müttern erfahren, wenn ich im Zuge der Corona-Isolation berichtet habe, wie anstrengend und nervenaufreibend es ist, 24/7 mit den Kindern zuhause zu sein. Da wurde ich immer wieder bissig gefragt, warum ich denn überhaupt Kinder bekommen habe, wenn ich die Zeit mit ihnen nicht genieße oder mir wurde vorgeworfen, ich würde zu viel jammern und Oma hätte es ja damals im Krieg auch ohne Kita und Ferienbetreuung geschafft, ihre 18 Kinder zu betreuen. Vom Verstand her kann ich derartige Bemerkungen einsortieren und abwehren, aber mein Herz treffen sie trotzdem. Umso glücklicher macht es mich, dass die Reaktionen auf das Buch bisher durchweg positiv sind. Meine Leserinnen und Leser erkennen sich in meinen Geschichten wieder, lachen und leiden mit mir. Das ist ganz großartig.“