Hohe Allergie-GefahrExperten warnen vor Ausbreitung von nordamerikanischer Pflanze
Wiesbaden – Hessische Experten warnen wegen möglicher Allergien vor einer weiteren Ausbreitung der wärmeliebenden Ambrosia-Pflanze. „Sie wird zunehmend zu einem Gesundheitsproblem“, sagt Aljoscha Kreß vom Fachzentrum Klimawandel und Anpassung des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden. Die Pollen der Beifuß-Ambrosie könnten bei sensibilisierten Menschen schwerwiegende Atemwegsallergien bis hin zu Asthma auslösen. Die Pflanze profitiere von der menschengemachten Klimaerwärmung.
Ursprünglich stammt die Ambrosia artemisiifolia (Beifußblättriges Traubenkraut), so der wissenschaftliche Name, aus Nordamerika. Sie sei „ein Neubürger mit besonderer Gesundheitsgefahr“, urteilt das Julius-Kühn-Institut, eine Forschungseinrichtung des Bundes „Auch Menschen, die sonst nicht allergisch auf Pollen reagieren, können eine Allergie entwickeln.“ Dabei reichten schon geringe Konzentrationen von fünf bis zehn Pollen pro Kubikmeter Luft aus, um einen allergischen Anfall auszulösen.
Hier ist die Ambrosia-Pflanze zu finden
Die Pflanzen können bis zu etwa zwei Meter groß werden, die meisten Exemplare sind aber weniger als einen Meter hoch. Ihre Blütezeit ist von Juli bis Oktober. Damit verlängern sich Pollenflugsaison und Pollenkonzentration insgesamt. Das kann eine längere Leidenszeit im Jahr für Allergiker bedeuten. „In privaten Gärten findet man sie vor allem unter Vogelfutterplätzen“, erläutert das Julius-Kühn-Institut. Das liege daran, dass Vogelfutter mit Ambrosia-Samen verunreinigt sein kann.
Nach ersten Erhebungen zwischen 2006 und 2017 hatten Experten im vergangenen Jahr in Hessen erneut die Bestände untersucht. Das Ergebnis: Trotz einiger Bekämpfungserfolge ist Ambrosia laut dem HLNUG noch an knapp 90 Prozent der Altbestände vorhanden. Außerdem ist bei einem Drittel der Vorkommen teilweise eine starke Zunahme feststellbar. Zudem wurden neun neue Großvorkommen entdeckt, meist auf Baustellen und Erdablagerungen, sowie mehr als 30 neue Kleinvorkommen, beispielsweise an Straßenrändern. „Die Art kommt mit vielen Standorten klar, bevorzugt aber sandige Böden, wie sie in Südhessen häufig zu finden sind“, erklärt Kreß.
So soll die Ausbreitung der Ambrosia-Pflanze verhindert werden
Für Hessen gebe es noch die Möglichkeit, die Ausbreitung der Beifuß-Ambrosie durch konsequentes Handeln mit überschaubaren Kosten zu begrenzen. „Damit sind langfristige Allergien zu vermeiden und infolgedessen kann das Gesundheitswesen den zu erwartenden hohen volkswirtschaftlichen Kosten entgehen.“ Allerdings fehlten derzeit noch die rechtlichen Möglichkeiten, um Ambrosia effektiv bekämpfen zu können.
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Das Fachzentrum Klimawandel und Anpassung will im Herbst 2022 einen Runden Tisch zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der Landesverwaltung sowie betroffener Kommunen ins Leben rufen. Dabei soll es darum gehen, wie die Ausbreitung der Pflanze begrenzt werden kann.
Kreß verwies auf andere Bundesländer wie beispielsweise Brandenburg, wo inzwischen ganze Regionen von der invasiven Art besiedelt seien, was zum Teil zu Ernteausfällen führe. In Bayern und Brandenburg gebe es bereits Programme zur Bekämpfung.
Unterschiedliche Meinungen zur Gefahr der Ambrosia-Pflanze
Was die Bedrohung durch Ambrosia angeht, gibt es in der Wissenschaft durchaus verschiedene Meinungen. Es sei nicht bewiesen, das ihre Pollen ein besonders starkes Allergen seien, sagt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst, Karl-Christian Bergmann, in Berlin. Die Allergene stimmten zu mehr als 80 Prozent mit der Schwesterpflanze, dem Beifuß überein. Es ist aus Sicht des Professors schwer zu unterscheiden, auf welche Pollen genau ein Patient reagiere. Patienten mit Ambrosia-Allergie seien extrem selten.
Ganz anders lautet die Einschätzung des Präsidenten des Ärzteverbandes Deutscher Allergologen, Ludger Klimek, in Wiesbaden: „Wir sehen immer mehr Allergiker.“ Besonders gefährdet seien alle Menschen, die auch schon andere Atemwegsallergien haben. Ambrosia-Pollen seien „besonders klein und hoch aggressiv“. (dpa)