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Hype im InternetDurchfallmittel Elotrans ist ausverkauft – weil es gegen Kater hilft

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Kopfschmerzen, Übelkeit, Müdigkeit: die typischen Folgen einer durchzechten Nacht. 

Köln – Auf YouTube, Instagram und TikTok wird gerade das Durchfallmittel Elotrans als Anti-Kater-Mittel gepriesen. Eigentlich wird die Elektrolytmischung bei Erbrechen und starkem Durchfall eingesetzt, um den Flüssigkeits- und Mineralstoffmangel wieder auszugleichen.

Die Mischung aus Salzen, Glukose und Mineralstoffen lindert den Kater nach übermäßigem Alkoholkonsum. Durch den Hype im Internet ist das Mittel deshalb in vielen Apotheken ausverkauft und steht nicht mehr für diejenigen zur Verfügung, die wirklich krank sind.

Mittel hilft den Mineralstoffhaushalt des Körpers auszugleichen

Ungefähr seit Mai dieses Jahres gibt es in ihren beiden Apotheken nur noch wenig oder gar kein Elotrans mehr zu kaufen, sagt die Kölner Apothekerin Iris Zeien, die die Engel-Apotheke in Ostheim und die Vital-Apotheke in Höhenberg betreibt. Elotrans ist eine Elektrolyt-Glukose-Mischung, die als Pulver in Wasser gerührt wird und den Wasser- und Mineralstoffhaushalt bei Durchfall wieder ausgleichen soll – also genau das macht, was bei einem Kater auch hilft.

„Wahrscheinlich ist die Nachfrage seit Anfang des Sommers deshalb so hoch, weil seitdem wieder viele Festivals und Partys stattfinden und die Leute mehr Alkohol trinken", glaubt Zeien. Manche Kunden gäben auch ganz offen zu, dass sie das Pulver kaufen wollten, um gegen den Kater anzuarbeiten.

„Wir sind ja verpflichtet, zu beraten und zu fragen, wofür jemand ein Medikament benötigt", erklärt die Apothekerin. Eine solch‘ massive Nachfrage nach dem Durchfallmittel habe sie noch nie erlebt, auch vor Corona nicht, als Partys und Festivals noch ganz normal waren.

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Iris Zeien betreibt zwei Apotheken in Köln. 

Elotrans wird vom hessischen Pharmaunternehmen Stada produziert. Hier erklärt man sich die erhöhte Nachfrage damit, dass die Menschen sich zur Urlaubszeit mit einem Durchfallmittel für die Reiseapotheke ausstatten wollten. Da es sich um ein Medikament handelt, das bestimmte Qualitätsstandards und Prüfungen durchlaufen muss, kann das Pulver nicht einfach in größerer Menge hergestellt werden, aber „wir arbeiten zurzeit an einer Steigerung der Produktionsmengen“, teilt Stada auf Anfrage mit.

Das Mittel ist derzeit über den pharmazeutischen Großhandel nicht mehr zu beziehen, wie Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekerverbands Nordrhein, gegenüber der „Rheinischen Post“ bestätigte. „Das finde ich ganz schlimm, denn so fehlt es den Menschen, die es dringend brauchen. Vor allem Säuglinge, Kleinkinder und Senioren leiden bei Durchfall sehr schnell an hohem Flüssigkeits- und Mineralstoffverlust. Das kann sogar lebensbedrohlich werden. Sie können nichts für die Krankheit, wohingegen man das übermäßige Trinken und den Kater ja auf jeden Fall vermeiden könnte“, sagt Zeien.

Noch wichtiger ist ihr, zu betonen, dass ein kleinerer Kater auf keinen Fall vor den schädlichen Folgen des Alkohols schützt: „Man kann sich damit kein gutes Gewissen antrinken. Alkohol ist ein Zellgift und extrem schädlich.“

Die schädlichen Folgen des Alkohols interessieren die User im Internet offenbar nicht besonders. Allein das YouTube-Video mit dem Namen „Elotrans: Saufen ohne Konsequenzen“ hat mehr als 405.000 Aufrufe. Darin widmen sich die Betreiber „2 Bored Guys“ dem Hype um das Pulver.

Sie lesen zum Beispiel lachend Amazon-Rezensionen vor, in denen zum einen das übermäßige Saufen und zum anderen Elotrans als Gegenmittel („magischer Feenstaub“, „Heiliger Gral für den gefürchteten Horrorkater“) idealisiert werden. Natürlich gibt es zum Thema auch zahlreiche Selbstversuche, Memes und Hashtag-Einträge zu sehen.

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Die User feiern den scheinbaren Geheimtipp gegen den Kater: „Hab hier gerade in 7 Minuten Sachen gelernt die mir im Laufe meines Lebens hilfreicher sein werden als 12 Jahre Schule.“ „Mykonos war nur möglich dank Elotrans, danke man.“ Und: „Krass, dass ihr alle das erste Mal von Elotrans hört. Ist bei der Bundeswehr Standardausrüstung“.

Elotrans-Hersteller Stada wirbt selbst auf Instagram

Dem herstellenden Unternehmen Stada scheint diese Entwicklung zu gefallen. Es betreibt auf Instagram den eigenen Account elotrans.de (10.000 Follower) mit Memes, die wohl lustig gemeint sein sollen. Es wird zwar nie direkt angesprochen, dass Elotrans auch gegen Kater wirkt, aber die Botschaften sind schon sehr deutlich.

So gibt es gleich mehrere Memes, auf denen Menschen überrascht aussehen, „wenn sie das erste Mal hören, dass Elotrans eigentlich gegen Durchfall hilft“. Es sind Katzen mit Sonnenbrillen und dem Spruch „An Tagen wie diesen“ zu sehen oder auch zwei Weingläser und ein Wasserglas, in das jemand gerade das Pulver kippt.

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Viel trinken soll ja gut sein. 

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Katzen mit Sonnenbrillen: Klar, die haben auch mal Durchfall. 

Und da ist der Mann, der fröhlich auf der Straße schlendert und den das Unternehmen mit diesem Spruch versehen hat: „Ich, an einem Freitag auf dem Weg zur Apotheke.“

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Durchfall ausgerechnet an einem Freitag?

Das Mittel zu regulieren, ist für die Kölner Apothekerin Zeien keine Lösung. „Dann würden uns die Kunden einfach anlügen“, glaubt sie. Und wie soll man beweisen, dass man das Pulver nicht gegen Durchfall braucht? Statt zu regulieren wäre es sinnvoll, wenn die Menschen sich bewusst machten, dass das Medikament den wirklich Kranken nun fehlt.

„Natürlich hilft es gegen Kater, wenn man die Elektrolyte wieder ersetzt. Aber das könnte man auch mit Brühe, Rollmöpsen oder anderen Hausmitteln machen. Vor allem der Zucker, der in Elotrans auch enthalten ist, wird dafür gar nicht gebraucht“, macht Zeien klar.

Übrigens habe es auch vor Elotrans schon einige Male übermäßige Nachfrage nach bestimmten Medikamenten gegeben. So seien zu Beginn des Ukraine-Krieges Jodtabletten ausverkauft gewesen.

Am Anfang der Corona-Pandemie sei Ibuprofen verteufelt und Paracetamol besonders begehrt gewesen, weil es hieß, dass Ibuprofen den Verlauf der Infektion verschlechtere. Auch schadstoffbindende Kohletabletten seien eine Zeitlang für Detox-Drinks zweckentfremdet worden.