Appetitzügler, ShakesMit welchem Diätmittel aus der Apotheke nimmt man wirklich ab?
Köln – Mal eben schnell abnehmen ohne viel dafür zu tun: Zum Jahresbeginn wollen viele ein paar Kilo abspecken. Das ist ein Grund dafür, warum rezeptfreie Diätmittel aus der Apotheke oder Drogerien immer beliebter werden. Rund 1,55 Millionen Deutsche geben laut einer Statista-Umfrage an, zu solchen Mitteln zu greifen.
Derartige Diätprodukte versprechen schnell und einfach – vor allem aber ohne Anstrengung – die Pfunde loszuwerden. Doch kann das wirklich klappen und ist das überhaupt gesund?
Ein kritischer Überblick über die gängigen rezeptfreien Diätmittel:
Appetitbremsen
Das Versprechen der als Appetithemmer, Appetitzügler oder Sättigungskapseln beworbenen Produkte: weniger Hungergefühl, darum essen wir weniger und nehmen ganz automatisch ab. Dabei handelt es sich um frei verkäufliche Nahrungsergänzungsmittel. Meist enthalten Appetitbremser Mate- oder Guarana-Extrakte, die den Hunger dämpfen und gleichzeitig anregend und leicht entwässernd wirken. Beide Extrakte zeichnen sich insbesondere durch einen hohen Koffeinanteil aus. „Wer jedoch dauerhaft abnehmen möchte, sollte lieber von solchen Mitteln die Finger lassen“, so das Urteil der Experten der Verbraucherzentrale. Denn das Problem dabei: Im Gegensatz zu Arzneimitteln müssen für Nahrungsergänzungsmittel keine Wirkstudien vorliegen, so können Anbieter Zulassungsverfahren als Arznei entgehen.
Nicht ungefährlich ist es, solche Produkte im Internet zu bestellen. Fast jedes dritte online bestellte Nahrungsergänzungsmittel ausländischer Herkunft soll illegale und gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe beinhalten, zu diesem Ergebnis kommt die Verbraucherzentrale NRW. Diese sind oftmals nicht für den Käufer erkennbar, bemängeln die Experten. Die Verbraucherschützer testeten 21 Schlankheitsmittel, in 13 davon fanden sie verbotene und riskante Arzneien und Stimulanzen wie Ephedrin – obwohl die Produkte als „natürlich“ beworben wurden.
Abführmittel
Abführmittel gelten als wirksame Methode, um überflüssige Pfunde loszuwerden. Der Gedanke dahinter: der Körper würde aufgrund der beschleunigten Verdauung weniger Kalorien aufnehmen können. Sogenannte Laxantien regen die Darmtätigkeit an. Dadurch passierten Nährstoffe den Körper schneller und setzten sich nicht fest – so der Glaube. Doch tatsächlich ist die Nahrung weitgehend verwertet, wenn sie im Dickdarm ankommt.
Verliert jemand mit Abführmitteln Gewicht, ist das auf einen Flüssigkeitsverlust zurückzuführen. Dabei gehen auch lebenswichtige Mineralstoffe wie Kalium und Magnesium verloren, warnt die Apothekerkammer Niedersachsen. Es drohten gesundheitliche Folgen wie Nierenversagen und Herzrhythmusstörungen. Es entstehe häufig ein Teufelskreis: Der Flüssigkeitsverlust führe zu einer Darmträgheit. Der Patient nimmt dann noch mehr Abführmittel. Zum Abnehmen Abführmittel zu verwenden, sei also sinnlos und gefährlich.
Light-Produkte
Viele Lebensmittel gibt es inzwischen auch in der Light-Version: Light-Chips, Light-Käse und Light-Getränke sowieso. In der Regel bedeutet „Light“ dass es sich um eine kalorienärmere Variante des Lebensmittels handelt. Ebenfalls möglich: Bei dem Produkt wurden Fett-, Alkohol-, Zucker- oder Koffeingehalt reduziert. Wer Light-Produkte zu sich nimmt, will damit also Kalorien einsparen. Antje Gahl von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) warnt: „Häufig sind die Produkte zwar fettreduziert, dafür enthalten sie mehr Zucker. Deswegen am besten immer auf der Rückseite die Inhalte wie Kalorienangabe oder Zuckeranteil vergleichen.“
Außerdem: Was vielleicht gleich aussieht, kann durchaus unterschiedliche Inhaltsstoffe ausweisen: Damit Light-Produkte genauso so aussehen und schmecken wie die Ursprungsprodukte, werden sie meist aufwendig verarbeitet. Dabei kommen verschiedenste Zusatzstoffe (Aromen, Geschmacksverstärker, Verdickungsmittel) zum Einsatz.Ob man mit Light-Produkten wirklich abnehmen kann, ist fraglich. Wer Light-Produkte isst, wird zum Beispiel schneller dazu verleitet größere Portionen zu essen und ungesunde Essensgewohnheiten werden so nicht geändert, sondern verfestigt.
Formula-Diäten
Als Formula-Diät bezeichnet man Pulver oder Granulate, die mit fettarmer Milch oder Wasser angerührt werden. Bekannte Marken sind Herbalife, Almased, Slimfast oder Yokebe. Als Drink oder Suppe eingenommen ersetzt die breiige oder flüssige Kost dann komplette Mahlzeiten. Außerdem müssen diese Pulver gesetzlich vorgeschriebene Mengen der wichtigsten Nährstoffe enthalten und müssen – sofern alle Mahlzeiten ersetzt werden – den Warnhinweis „Darf ohne ärztlichen Rat nicht länger als drei Wochen verwendet werden“ tragen, worauf die Verbraucherzentrale hinweist. Dazu soll besonders viel Wasser, mindestens zwei Liter am Tag, getrunken werden.
Um den Speck, den man sich in der Weihnachtszeit angefuttert hat, wieder loszuwerden, eignet sich diese Methode nicht. Abnehm-Pulver können stark Übergewichtigen helfen, ihr Gewicht zu reduzieren. Ein Inhaltsstoff der Pulver ist besonders besorgniserregend: Viele Produkte enthalten Zucker, teilweise sogar 50 Prozent. Viel zu viel, wie die Verbraucherzentrale Niedersachsen nachgerechnet hat. Sieben von zehn getesteten Produkte überschritten die Zucker-Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation um ein Vielfaches.
Homöopathische Schlankheitsmittel
Quecksilber, Pflanzenteile, Hundekot: Hoch verdünnte Stoffe sollen Krankheiten heilen oder zumindest lindern können, glauben Anhänger der Homöopathie. Doch auch beim Abnehmen sollen die Zuckerkügelchen helfen. So soll das homöopathische Medikament Madar aus der Wurzelrinde eines asiatischen Strauches gegen Heißhunger-Attacken wirken. Studien haben gezeigt, dass Madar das Heißhungergefühl dämpfen kann, allerdings sind sie wissenschaftlich nicht stichfest.
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Mehr verbrauchen als man zu sich nimmt
Aber was hilft dann wirklich bei der Gewichtsreduktion? Klar, der Grundsatz ist: Wer mehr verbraucht, als er zu sich nimmt, nimmt ab. Wichtig ist erst einmal, sich seiner persönlichen Schwächen bewusst zu werden: Was esse ich eigentlich den Tag über? Mal am Wochenende ein Stück Kuchen ist vielleicht nicht das Problem. Wohl aber die Chips am Abend vor dem Fernseher.
Wer sich nicht sicher ist, wo das Problem eigentlich liegt, kann ein Ernährungs-Tagebuch über einen bestimmten Zeitraum führen, um so das Hauptproblem auszumachen. Und dann erstmal nur dieses Problem angehen. Denn: Je kleiner die Veränderung, desto einfacher und langfristiger lässt sie sich umsetzen. (sar/ mit dpa)