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Interview

Seit zwei Jahren ohne Alkohol
Bas Kast: „Ich stoße mit einem leckeren Mineralwasser an“

Lesezeit 5 Minuten
Bas Kast in der ARD-Talkshow Maischberger im WDR Studio BS 3. Köln, 03.04.2019 *** Bas Kast in the ARD talk show Maischberger in the WDR Studio BS 3 Cologne 03 04 2019 Foto:xC.xHardtx/xFuturexImage

Der Bestseller Autor Bas Kast trinkt seit zwei Jahren keinen Alkohol mehr. Die Gründe erklärt er in seinem neuen Buch.

In seinem neuen Buch „Warum ich keinen Alkohol mehr trinke“ erklärt Bestsellerautor Bas Kast, wie schädlich schon ein Glas Wein oder Bier pro Tag für die Gesundheit sind.

Herr Kast, warum war Ihnen das Thema Alkohol so wichtig, dass Sie ihm ein eigenes Buch widmen wollten?

Ich habe in den letzten Jahren mit Sorge die neuen Ergebnisse der Forschung mitverfolgt. Lange hieß es, dass ein bis zwei Gläser Alkohol pro Tag unbedenklich seien, womöglich sogar herzschonend. Das hat sich inzwischen geändert. Im Januar 2023 wurde ein Bericht der kanadischen Gesundheitsbehörden veröffentlicht, der es in sich hatte. Als risikoarmer Konsum galten plötzlich nur noch ein bis zwei Gläser pro Woche und nicht mehr pro Tag. Einen risikofreien Alkoholkonsum gibt es demnach nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat sich dem inzwischen angeschlossen. Ich hatte auf meinem Youtube-Kanal ein längeres Video zum Thema gemacht, das auf großes Interesse stieß. Der Verlag wollte daraus gerne ein Buch machen – so kam es dazu.

Sie selbst trinken inzwischen gar keinen Alkohol mehr. In welchem Moment haben Sie diesen Entschluss gefasst?

Für Anfang 2023 waren Dreharbeiten zu einem Trailer für mein Buch „Kompass für die Seele“ geplant: Ich sollte in einem Berliner See eisbaden und ihn dafür mit einer Axt aufhacken. Ich wollte für den Dreh in Schuss kommen, habe mich mit Krafttraining vorbereitet und den Alkohol weggelassen. Die Initialzündung war also Eitelkeit. Als dann jedoch der Bericht aus Kanada erschien, habe ich beschlossen: Ich fange gar nicht erst wieder mit dem Alkohol an.

In Ihrem Buch schildern Sie unter anderem die negativen Auswirkungen von selbst moderatem Alkoholkonsum auf das Gehirn.

In Beobachtungsstudien hat man gesehen, dass schon bei einem Glas Alkohol täglich das Gehirnvolumen verringert ist. Ab etwa zwei Gläsern täglich sind dabei Strukturen wie der Hippocampus verkleinert. Der Hippocampus ist wichtig für das Gedächtnis und gehört zu den ersten Hirnstrukturen, die zum Beispiel auch bei der Alzheimer-Erkrankung zunehmend zugrunde gehen.

Zum Glück sind diese Veränderungen bei moderatem Konsum vermutlich weitgehend reversibel. Wenn man aufhört, Alkohol zu trinken, bilden sich wieder neue Verästelungen zwischen den Nervenzellen aus, und der Hippocampus kann sogar ganz neue Nervenzellen bilden.

Ihr stärkstes Argument für Abstinenz ist das Krebsrisiko, das durch Alkohol erhöht wird und noch jahrelang erhöht bleibt, wenn man nicht mehr trinkt.

Schon ein Glas Alkohol pro Tag erhöht bei Frauen das Brustkrebsrisiko. Außerdem steigt mit zunehmendem Konsum bei Männern und Frauen das Risiko für Krebs im gesamten Verdauungstrakt, besonders Darmkrebs.

Sie schreiben, dass eine Flasche Wein pro Woche bereits so schädlich sein soll wie zehn Zigaretten. Ist das nicht etwas übertrieben?

Diesen Vergleich habe ich mir ja nicht ausgedacht, das sind Hochrechnungen aus Studien, die alle in meinem Buch als Quelle genannt sind. Da wurde ausgerechnet und verglichen, in welchem Ausmaß Alkohol und Zigaretten jeweils das Krebsrisiko erhöhen. Ich halte diese Vergleiche für ganz sinnvoll, denn was Zigaretten betrifft, ist uns die Gefahr klar. Beim Alkohol ist das viel weniger der Fall.

Sie argumentieren, dass es keine absolut unschädliche Dosis von Alkohol gibt. Aber ist das nicht bei vielen Dingen und Schadstoffen so, denen wir täglich ausgesetzt sind?

Das mag sein, und ich will auch niemandem den Spaß verderben, oder vorschreiben, was er tun soll. Aber um eine gute Entscheidung treffen zu können, sollte man idealerweise über die Fakten Bescheid wissen. Laut einer Erhebung der WHO sind sich nur 20 Prozent aller Frauen bewusst, dass selbst ein geringer Alkoholkonsum ihr Brustkrebsrisiko erhöhen kann. Auf Zigarettenpackungen stehen entsprechende Warnhinweise, auf Alkoholflaschen bekanntlich nicht.

Ein mäßiger Konsum mag nicht völlig gefahrlos sein. Aber erst mit stärkerem Alkoholkonsum steigen die Risiken dramatisch an. Kann ich mir da nicht gelegentlich mein Glas Wein erlauben? Wenn ich ansonsten gesund lebe, senke ich ja wiederum mein Krebsrisiko und kann den schädlichen Effekt teilweise ausgleichen.

Natürlich kann man Alkohol trinken und genießen, wenn man das mag. Bei geringem Konsum ist auch das Risiko gering, man kann es größtenteils gar nicht messen, das ist ähnlich, wie wenn man nur ein bis zwei Zigaretten die Woche rauchen würde. Ab einem Konsum von mehr als einem halben Liter Wein täglich steigt das Risiko für Krebs im oberen Verdauungstrakt allerdings um 400 Prozent.

Mäßigem Alkoholkonsum wird teils aber auch eine positive Wirkung auf die Herzgesundheit zugeschrieben. Würde ein Schutz vor den Herzkreislaufkrankheiten als Todesursache Nummer eins nicht das etwas höhere Krebsrisiko aufwiegen?

Das ist, was man früher dachte. Inzwischen ist man hier weitaus skeptischer geworden. Vielleicht schützt der Alkohol das Herz aufgrund seiner entspannenden Wirkung. Möglich wäre auch, dass Menschen, die moderat Alkohol trinken, oft insgesamt gesünder leben und nur deshalb eine bessere Herzgesundheit haben. Andererseits konnte bei Tieren im Labor gezeigt werden, dass eine geringe Dosis Alkohol einen entzündungshemmenden Effekt haben kann, was auch für das Herz günstig sein könnte. Insgesamt muss man sagen: Was die möglichen positiven Effekte von Alkohol betrifft, herrscht keine Einigkeit in der Forschung.

Sie schreiben, dass Alkohol Ihnen half, im Alltag zu entspannen. Wie ist Ihnen der Verzicht trotzdem gelungen?

Für mich ist jetzt Krafttraining am Abend zu meinem Entspannungsritus geworden. Danach gehe ich gerne in die Sauna. Das ist natürlich etwas anderes, als wenn ich einfach ein Glas Alkohol trinke. Alkohol aktiviert sofort mein Belohnungssystem im Gehirn und verschafft mir einen billigen Dopaminkick. Zum Krafttraining muss ich erst einmal einen Widerstand überwinden und in den Keller gehen, wo die schweren Gewichte auf mich warten. Aber danach fühle ich mich ebenfalls gut. Und ich kann sogar stolz auf mich sein, dass ich mich überwunden und etwas für meine Gesundheit getan habe.

Sie lehnen Alkohol inzwischen ab, sind Rauscherlebnissen aber nicht grundsätzlich abgeneigt. Im „Kompass für die Seele“ schildern Sie Erfahrungen mit Psychedelika. Halten Sie die etwa für die gesündere Alternative?

Ich habe mit Psychedelika im therapeutischen Setting experimentiert. Psilocybin, LSD und MDMA können im Gegensatz zu Alkohol heilsam für die Psyche sein, wenn sie verantwortungsvoll eingesetzt werden. Sie haben eine wahnsinnig transformative Kraft. In einer Studie der Johns Hopkins Universität berichteten über 70 Prozent der Testpersonen, dass ein Psychedelika-Trip zu den fünf größten Erfahrungen in ihrem Leben gehörte. Das dürften wohl die wenigsten über eine besoffene Nacht sagen. Psychedelika machen zudem nicht körperlich abhängig, und es sind keine schädlichen Auswirkungen für die körperliche Gesundheit bekannt.

Natürlich sind Substanzen wie LSD gefährlich, wenn sie auf Partys und im falschen Setting unkontrolliert eingenommen werden, weil sie die Psyche durcheinanderwirbeln. Es gibt aber auch Studien, wonach LSD medizinisch zur Behandlung von Alkoholabhängigkeit eingesetzt werden könnte.

Bisher sind Psychedelika in Deutschland verboten. Ihr Konsum ist daher ein gewisses Tabu. Beim Alkohol ist es umgekehrt. Sie schreiben, es sei die einzige Droge, bei der man sich rechtfertigen müsse, wenn man sie nicht konsumiert. Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie beschlossen, abstinent zu bleiben?

Mein Umfeld weiß, wie ich ticke und dass ich ein Gesundheitsfreak bin. Da hat es niemanden wirklich überrascht. Selbst ich werde aber gelegentlich gefragt, ob ich krank bin, wenn ich Alkohol ablehne. Oder es heißt: „Ach komm, ein Glas kannst du doch.“ Das ist schon seltsam, bei einem Nichtraucher sagt ja auch keiner: „Ach komm, eine Zigarette kannst du doch.“

Zum Jahreswechsel wird besonders viel Alkohol getrunken. Verzicht fällt da oft schwer. Stoßen Sie mit Orangensaft an?

Ich stoße mit einem leckeren Mineralwasser an. Und ja, beim Feiern neigen viele dazu, zu trinken, um „besser drauf“ zu sein. Allerdings zahlt man einen Preis für diese kurze Euphorie. Weil man bei regelmäßigem Alkoholkonsum im Alltag weniger fit und eher schlechterer Stimmung ist. Ich empfehle jedem, der seinen Konsum überdenken möchte, mit einem „Dry January“ ins Jahr zu starten und mal einen Monat lang auf Alkohol zu verzichten. Viele schlafen sofort besser. Eine Pause einzulegen kann dabei helfen, sich besser über seine Gewohnheiten klar zu werden. Und es motiviert darüber hinaus, vielleicht auch in Zukunft bewusster mit Alkohol umzugehen.