Darm-Probleme können sich auf verschiedene Weisen bemerkbar machen. Sprechen möchten wir über solche Symptome meist nicht. Genau diesen Schritt hat Mengeres Bagci im Dschungelcamp am Lagerfeuer aber nun getan: Den Mitstreitern Thorsten Legat und Helena Fürst vertraute er an, dass er seit 2004 an der Darm-Krankheit Colitis ulcerosa – einer Entzündung des Dickdarms – leide und wie sehr ihn die Erkrankung einschränke: „Ich habe mich so wie in einem Gefängnis gefühlt.“ Wie erkennt man die Krankheit und kann man ihr vorbeugen?
Bauchkrämpfe und Blut im Stuhl sind erste Warnzeichen. Hinter den Beschwerden könnte eine chronisch entzündliche Darmerkrankung stecken. Laut der Deutschen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa Vereinigung (DCCV) sind mehr als 320.000 Menschen in Deutschland betroffen. Die beiden häufigsten Formen sind Morbus Crohn und Colitis ulcerosa.
Symptome erkennen und einordnen
Bei einer Colitis ulcerosa handelt es sich um eine chronische Entzündung des Dickdarms. Sie führt zu starken, auch blutig-schleimigen Durchfällen.
Bei Morbus Crohn kann jeder Abschnitt des Verdauungstrakts betroffen sein - von der Speiseröhre bis zum Enddarm. „Nicht immer steht dabei Durchfall im Vordergrund“, erklärt Prof. Britta Siegmund, Direktorin der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Gastroenterologie, Infektiologie und Rheumatologie an der Charité in Berlin. „Manchmal sind die Symptome eher ein allgemeines Krankheitsgefühl, Fieber oder Schmerzen.“
Beschwerden treten schubartig auf
Chronische entzündliche Darmerkrankungen treten meist in der Pubertät und im jungen Erwachsenenalter auf. Auch Kinder können schon sehr früh betroffen sein. Bei über 50-Jährigen werden Morbus Crohn und Colitis ulcerosa dagegen selten diagnostiziert.
Die Symptome treten oft schubartig auf: Auf Phasen starker Entzündungen, die das Leben der Patienten massiv beeinträchtigen, folgen weitgehend beschwerdefreie Zeiten. Heilbar sind chronisch entzündliche Darmerkrankungen nicht.
„Man kann die meisten Patienten aber so einstellen, dass sie ein relativ normales Leben führen können“, sagt Siegmund. Eine Ausbildung, ein Studium und Familienplanung sollten für die meisten Patienten kein Problem sein.
Allerdings gibt es auch immer wieder Fälle, in denen die Therapie nicht planmäßig anschlägt. Komplikationen treten vor allem dann auf, wenn die Krankheit erst spät diagnostiziert oder länger nicht optimal behandelt wurde.
Zur Therapie werden verschiedene Medikamente eingesetzt. Doch nicht immer kann man damit alle Beschwerden in den Griff bekommen. Wenn sich durch die ständigen Entzündungen Narben, Fisteln oder Engstellen im Darm gebildet haben, führt kein Weg an einer Operation vorbei. „Bei Morbus Crohn muss mehr als die Hälfte der Patienten mindestens einmal im Lauf des Krankheitsgeschehens operiert werden“, sagt Wolfgang Kruis, Chefarzt der Klinik für Gastroenterologie, Pulmologie und allgemeine Innere Medizin des Evangelischen Krankenhauses Kalk in Köln.
Colitis ulcerosa-Patienten haben bessere Aussichten: hier liegt die Operationsrate bei unter 20 Prozent.
Lesen Sie auf der nächstem Seite, warum Betroffene mit dem Rauchen aufhören sollten.
Vorbeugen nicht möglich
Wodurch chronisch entzündliche Darmerkrankungen genau ausgelöst werden, ist noch nicht geklärt. Veränderte Lebensbedingungen scheinen eine wichtige Rolle zu spielen, aber auch genetische Faktoren sind relevant.
Man kann den Krankheiten nicht vorbeugen. Es ist auch nicht bekannt, dass ein bestimmter Lebensstil den Verlauf positiv oder negativ beeinflusst. Mit einer Ausnahme: „Wer Morbus Crohn hat, sollte sofort mit dem Rauchen aufhören“, rät Wolfgang Kruis.
Für die beschwerdefreien Phasen empfiehlt der Gastroenterologe, ein „stärkendes gesundes Leben“ zu führen. Samt Sport, Entspannungsübungen und guter Ernährung.Zwar gibt es keine Hinweise, dass „falsche“ Ernährung Schübe auslöst oder dass eine bestimmte Diät Schübe verhindert. Dennoch kann eine Ernährungsberatung für die Betroffenen sinnvoll sein.
„Eine gute Ernährung in den entzündungsfreien Phasen bedeutet Lebensqualität“, sagt die Ökotrophologin Gudrun Biller-Nagel, die am Asklepios Westklinikum in Hamburg Patienten mit Darmerkrankungen berät.
Sie empfiehlt Fertiggerichte und stark verarbeitete Lebensmittel zu meiden.
Unterstützung aus dem Umfeld
Wichtig für das Wohlbefinden der Betroffenen ist auch, wie Freunde und Bekannte mit der Krankheit umgehen. Das Umfeld sollte akzeptieren, dass Morbus Crohn und Colitis ulcerosa-Patienten nicht alles mitmachen können. „Unternehmungen, bei denen es in der Nähe keine Toilette gibt, sind für manche dieser Patienten der größte Horror-Trip“, sagt Wolfgang Kruis. Eine besondere Rücksichtnahme, erwarten die meisten Patienten nach der Erfahrung von Britta Siegmund aber nicht: „Es geht einfach um Verständnis,“ erklärt sie.
Verständnis finden Betroffene auch in Selbsthilfegruppen. Dort können sie sich mit erfahrenen Patienten austauschen. Der zentrale Selbsthilfeverband ist die DCCV. Sie bietet ihren Mitgliedern auch eine Rechtsberatung an, falls es wegen der Krankheitsschübe beispielsweise Probleme mit dem Arbeitgeber gibt.
(dpa,jto)