Omikron-GefahrSollen sich auch unter 18-Jährige schon boostern lassen?
Köln – Mit der Omikron-Mutante im Anmarsch scheint die vierte Welle der Corona-Pandemie trotz bereits jetzt hoher Inzidenzen erst am Anfang zu stehen. Als effektivstes Mittel, um diese Welle einzudämmen, wird von fast allen Seiten die Booster-Impfung genannt. Sie erhöht laut aktueller Studienlage den Schutz vor einer Infektion und vor einem schweren Krankheitsverlauf deutlich. Doch wie sieht es bei Kindern und Jugendlichen aus? Sollten auch sie ihren Impfschutz boostern?
Die aktuelle Booster-Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) von Mitte November hat darauf eine eindeutige Antwort: nein. Wortwörtlich heißt es in dem Schreiben: „Ab sofort empfiehlt die Stiko allen Personen ab 18 Jahren die Covid-19-Auffrischimpfung.“ Diese solle „in der Regel im Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfstoffdosis der Grundimmunisierung“ erfolgen. Von einer möglichen Booster-Kampagne für Jüngere ist nicht die Rede, obwohl die Zahl der im Sommer geimpften und damit seit fünf Monaten voll immunisierten Jugendlichen immer größer wird. Auf der Website des Bundesgesundheitsministeriums heißt es lediglich, dass eine Booster-Impfung „in Einzelfällen bei beruflicher Indikation“ auch bei Jugendlichen erwogen werden könne – etwa bei Tätigkeiten im Seniorenheim oder Krankenhaus. Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) empfiehlt die Auffrischimpfung bislang nur ab 18 Jahren.
Keine Booster-Daten für Kinder und Jugendliche
Für diese Entscheidung gibt es zum aktuellen Zeitpunkt vor allem zwei Gründe. Zum einen gibt es für eine Booster-Impfung bei Kindern und Jugendlichen bislang keine Daten, die zeigen, wie die Immunantwort bei Jüngeren ausfällt. Zum anderen sei die angeborene Immunantwort der Kinder „ohnehin effektiver“ als bei Erwachsenen, erklärte Christine Falk, Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, dem RND. Und „da bei Kindern der Verlauf nach Infektion ohnehin leichter ist als bei Erwachsenen, ist eine Auffrischimpfung aus immunologischer Sicht nicht notwendig.“
Jörg Dötsch, Leiter der Uni-Kinderklinik Köln und Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, sieht das etwas anders. Er betrachtet die Boosterung von Kindern und Jugendlichen positiv. „Es ist ein wichtiges Thema, mit dem sich die Stiko auch derzeit beschäftigt. Ich hoffe, dass wir dazu in kurzer Zeit eine Aussage bekommen werden“, sagte er dem Kölner Stadt-Anzeiger. Dötsch setzt darauf, dass die Stiko ihre Empfehlung nach ihrer Datenauswertung zügig ausweitet. Österreich hat diesen Schritt jetzt vollzogen: Dort empfahl das Nationale Impfgremium am Mittwoch vergangener Woche die Boosterung für 12- bis 18-Jährige.
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Dötsch rät Eltern allerdings dazu, im Einzelfall nicht darauf zu warten, dass „einer etwas allgemein anordnet“. Wichtig sei das Beratungsgespräch mit dem Arzt des Vertrauens. In individueller Entscheidung könne dann durchaus schon jetzt eine Booster-Impfung verabreicht werden. Dies muss dann allerdings nach ausführlicher Nutzen-Risiko-Auswertung mit dem Arzt oder der Ärztin erfolgen, im Impfzentrum ist dafür zwischen Tür und Angel nicht genügend Zeit. Dort werden Kinder und Jugendliche wohl erst Auffrischimpfungen bekommen, wenn EMA und Stiko eine entsprechende Empfehlung ausgesprochen haben.