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Karl Lauterbach alarmiertWird Cannabis tatsächlich immer häufiger Heroin beigemischt?

Lesezeit 4 Minuten
Symbolbild Cannabis gestreckt

Eine Frau zündet sich einen Joint an.

Köln – Die Legalisierung von Cannabis ist und bleibt ein Thema in Deutschland. Und weil SPD, Grüne und FDP sich aktuell über eine mögliche Ampel-Koalition austauschen, äußern sich auch Politiker zu diesem Thema. Unter anderem Karl Lauterbach von der SPD. Er spricht sich jetzt für eine Legalisierung aus, wie er der „Rheinischen Post“ verriet. Sein Argument: „Immer häufiger wird dem illegal verkauften Straßencannabis neuartiges Heroin beigemischt, das sich rauchen lässt. Damit werden Cannabis-Konsumenten schnell in eine Heroin-Abhängigkeit getrieben.“ Dieses Phänomen sei neu und verändere die Lage. Wir haben dazu Experten in Köln befragt – wird Cannabis inzwischen tatsächlich mit Heroin gestreckt?

Drogenhilfe Köln ist noch kein mit Heroin vermischtes Cannabis untergekommen

Der Substitutionsambulanz am Kölner Neumarkt sind auf Nachfrage des Kölner Stadt-Anzeigers keine Fälle bekannt, in denen Cannabis mit Heroin vermischt wurde. Lediglich mit einer Opiumtinktur sei Haschisch mal gestreckt worden. Der Kölner Polizei sind ebenfalls keine Fälle von mit Heroin gepanschtem Cannabis bekannt. „Für Köln können wir das ausschließen“, sagt Polizeisprecher Max Wilmes.

Und auch die Drogenhilfe Köln hat bislang keine Beobachtungen in dieser Hinsicht gemacht. Zwar bekomme man „nur das mit, was uns auch mitgeteilt wird. Ich will also nicht sagen, dass so etwas nicht vorgekommen ist oder vorkommen kann“, sagt Julia Thormann, die die Jugendberatungsstelle der Drogenhilfe Köln leitet. „Aber Fälle, in denen Cannabis mit Heroin gestreckt wurde, haben wir noch nicht mitbekommen.“ Dennoch sei sie sich „sicher, dass sehr, sehr viel gepanschtes Cannabis auf dem Markt ist“, so Thormann. Und deswegen ergebe die Aussage von Karl Lauterbach auch Sinn, „aber im Vergleich ist sie vielleicht ein bisschen sehr plakativ.“ Mit dem Wort Heroin könne jeder etwas anfangen, da wüssten alle sofort, dass das gefährlich ist. Gepanscht werde aber eher mit synthetischen Cannabinoiden.

Streckmittel: Von synthetischen Cannabinoiden bis Sand

Das sind künstlich hergestellte Substanzen, die pflanzlichem Cannabis in seiner Wirkung ähneln. Sie kommen zum Einsatz, um Cannabis zu strecken. „Die Wirkung und auch die Abhängigkeit von diesen Stoffen sind aber oft ganz anders als bei reinem Cannabis“, erklärt Julia Thormann. Synthetische Cannabinoide können psychische Begleiterscheinungen wie Depression, Angst oder Panik, Halluzinationen oder das Empfinden eines Kontrollverlustes, die mit dem Konsum von Haschisch einhergehen können, verursachen oder verstärken. Der Deutsche Hanfverband „rät grundsätzlich davon ab, gestrecktes Marihuana oder Haschisch zu konsumieren.“

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Außerdem wird Cannabis mit Sand, Zucker, Haarspray oder Glas gestreckt. Diese Stoffe können nicht nur Geschmack und Wirkung, sondern auch die Gesundheit beeinflussen. Dass Cannabis gestreckt wird, hat vor allem zwei Gründe: „Geld sparen oder junge Leute draufkriegen“, sagt Julia Thormann. Auf der einen Seite wird durch das Panschen der Wert der verkauften Ware gedrückt, ohne den Preis zu beeinflussen. Das Cannabis, das verkauft wird, ist nicht mehr so viel wert, die Verkaufenden können ihren Gewinn dadurch erhöhen.

Auf der anderen Seite gibt es auch Versuche von Dealern, die Konsumierenden an sich zu binden. War der Rausch, den das Cannabis des einen Verkäufers ausgelöst hat, besonders gut, wird man diesen wohl erneut aufsuchen. Was verantwortlich für den besonders guten Rausch war, bleibt Geheimnis des Verkäufers. Unbemerkt können Cannabiskonsumierende so andere Stoffe inklusive Nebenwirkungen zu sich nehmen und von ihnen abhängig werden.

Feuchtigkeit oder schwacher Geruch können Hinweise auf Streckmittel sein

Gestrecktes Cannabis zu identifizieren, ist in vielen Fällen schwer. Bei Unregelmäßigkeiten sollte man allerdings skeptisch werden. So können ein optisch feuchter Eindruck oder schwacher Geruch Hinweise auf synthetische Streckmittel sein, schreibt der Deutsche Hanfverband, der hier die häufigsten Streckmittel aufgelistet hat und erklärt, wie man sie erkennt.

Wer ganz sicher gehen will, könne sich auch an ein Labor wenden, in Köln zum Beispiel an das Labor Dr. Quade oder die Pan-Klinik, sagt Julia Thormann. Dort wird das Cannabis auf Verunreinigungen untersucht. Allerdings bekommt man das Haschisch im Nachgang nicht wieder, zudem muss man die Untersuchung bezahlen. In Drogenkonsumräumen werfen die Mitarbeitenden zumindest einen Blick auf die Substanzen, die dort konsumiert werden. Das ist besser als nichts, aber eine Garantie können sie natürlich auch nicht bieten.