Im Vergleich zu vor der Corona-Pandemie sehen Forscher einen Anstieg von 80 Prozent alleine bei Hepatitis B. Sie vermuten drei Ursachen.
Hepatitis B und CRKI meldet deutlich mehr Hepatitis-Fälle in Deutschland – Anstieg in NRW bei fast 50 Prozent
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet einen deutlichen Anstieg der Infektionen mit Hepatitis B und C in Deutschland im Jahr 2023. Nachdem das RKI bereits im Vorjahr einen Anstieg von teilweise bis zu 90 Prozent beobachtet hatte, steigen die Zahlen auch 2023 stark an. Die meisten Infektionen werden dabei in Nordrhein-Westfalen gemeldet.
„Seit Anfang 2022 wurde im Vergleich zu den Vorjahren ein deutlicher Anstieg der [Hepatitis-B- und C-Fälle], die die Referenzdefinition des RKI erfüllen, beobachtet“, heißt es im aktuellen epidemiologischen Bulletin des RKI. Alleine bei Hepatitis B seien die Fallzahlen im Vergleich zu 2021 um 90 Prozent, bei Hepatitis C um 70 Prozent gestiegen. Die Wissenschaftler des RKI haben dafür mehrere Theorien, die Ursache ist aber unklar.
Hepatitis B und C: RKI meldet deutlichen Anstieg der Fallzahlen – meiste Infektionen in NRW
2023 setzt sich der deutliche Anstieg weiter fort. Ende Juli waren dem RKI deutschlandweit 13.449 Hepatitis-B-Fälle bekannt – fast 48 Prozent mehr als im Jahr 2022, in dem die Werte ebenfalls außergewöhnlich hoch waren. Bei Hepatitis C waren es mit 6249 Fällen etwas mehr als 50 Prozent mehr als im Vorjahr zum gleichen Zeitpunkt.
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Nordrhein-Westfalen ist dabei als bevölkerungsreichstes Bundesland auch das mit den meisten Infektionen bei beiden Krankheiten. Bei Hepatitis B bedeuten 3261 gemeldete Fälle einen Anstieg von mehr als 51 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, bei Hepatitis C liegt der Anstieg bei 1609 Infektionen bei 43,9 Prozent. Zusammengenommen sind das damit 48,7 Prozent mehr Infektionen als Ende Juli 2022.
Deutlich mehr Hepatitis-Fälle in Deutschland: RKI-Forscher vermuten drei Ursachen
Das RKI geht in seiner ersten Analyse für das Jahr 2022 von drei Faktoren aus, die den deutlichen Anstieg der Fallzahlen verursacht haben: ein neuer Test für gesetzlich Versicherte seit dem Jahr 2021, die Fluchtmigration aus der Ukraine seit dem Februar 2022, sowie die Einführung elektronischer Meldungen von Hepatitis-B- und C-Infektionen seit dem Jahr 2022.
Seit Oktober 2021 haben gesetzlich Versicherte ab einem Alter von 35 Jahren die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Untersuchung auf Hepatitis B oder C testen zu lassen. Das RKI geht davon aus, dass durch diese Tests bisher unbekannte Infektionen erkannt wurden oder schon länger bekannte Infektionen erstmals im Gesundheitssystem registriert wurden. Dadurch könnten die Fallzahlen stark angestiegen sein.
Hinzu kämen Infektionen von Geflüchteten aus der Ukraine, die sich in ihrer Heimat infiziert haben und deren Erkrankungen durch Screenings und Tests in Geflüchtetenunterkünften erstmals im deutschen Gesundheitssystem registriert wurden. In der Ukraine liegt die geschätzte Zahl der aktiven Erkrankungen bei Hepatitis B mit einem Prozent leicht über dem deutschen Wert von 0,3 Prozent. Ähnlich ist es bei Hepatitis C (3 zu ebenfalls 0,3 Prozent).
RKI: Ursache für Anstieg an Hepatitis-B- und C-Infektionen derzeit unklar
Der dritte Faktor, den das RKI anführt, sei eine neu eingeführte elektronische Meldung der Hepatitis-Infektionen seit dem Jahr 2022. Dadurch sei es nicht ausgeschlossen, dass durch die Umstellung Fälle doppelt im System registriert wurden, aber jeweils als einzelne Fälle gezählt wurden. Alle drei Einschätzungen seien erstmal nur Hypothesen, deren genauen Auswirkungen auf die Zahlen seien noch unklar.
Der Anstieg im Jahr 2023 sei auch durch die drei Hypothesen möglicherweise erklärbar. „Auch wenn die Daten noch nicht vertieft ausgewertet sind, gehen die Fachkolleginnen stark davon aus, dass der Anstieg auch mit den bereits diskutierten Gründen größtenteils erklärbar sein wird. Endgültig bestätigen lässt sich das noch nicht, da die Daten noch nicht entsprechend ausgewertet sind“, sagte eine RKI-Sprecherin auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Hepatitis B und C: RKI schließt Hotspots in Deutschland aus
Das RKI beobachte die Fallzahlen genau, allerdings gebe trotz des Anstiegs in Nordrhein-Westfalen keinen Grund zur Beunruhigung. „In der Auswertung zu Bundesländer war ersichtlich, dass es durchaus eine regionale Variabilität gibt [...]. Von Hotspots würde man [...] allerdings nur dann sprechen, wenn vor allem akute Geschehen und Ausbrüche vermehrt übermittelt worden wären“, erklärte die RKI-Sprecherin weiter. Dazu gebe es derzeit keinerlei Hinweise.
Seit 1995 wird eine Impfung gegen Hepatitis B in Deutschland für alle Säuglinge und Kleinkinder von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen. Der Anstieg der Fallzahlen betrifft laut RKI daher vor allem ältere Bevölkerungsgruppen. Gegen Hepatitis C gibt es derzeit keinen Impfstoff, allerdings seien durch neue Behandlungsmethoden mehr als 95 Prozent der Erkrankungen heilbar. (shh)