Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wächst derzeit der Anteil der Menschen, die unter akuten Atemwegserkrankungen leiden.
KrankheitswelleSommergrippe, Influenza, Corona – Gibt es derzeit Auffälligkeiten?
Die Nase ist voll, der Husten trocken, das Fieberthermometer zeigt erhöhte Temperatur: Die Belegschaften der Unternehmen sind derzeit nicht nur wegen der Urlaubszeit dezimiert, sondern auch, weil verschiedene akute Atemwegserkrankungen die Runde machen - darunter weiterhin auch Corona. Die Lage ist nach Einschätzung des Robert-Koch-Instituts (RKI) sowie verschiedener Verbände des Gesundheitswesens nicht kritisch, aber muss durchaus weiter beobachtet werden.
Nachdem das RKI seinen sehr detaillierten „Pandemie-Radar“ zum 1. Juli eingestellt hat, gibt der neue „ARE-Wochenbericht“ Auskunft über die Verbreitung von akuten Atemwegserkrankungen in Deutschland. Die Abkürzung ARE steht für Akute Respiratorische Erkrankungen und bezeichnet unter anderem die typischen Erkältungsanzeichen wie Husten, Schnupfen und Fieber, aber auch Bronchitis, Halsentzündung und Lungenentzündung. Zu den Erkrankungen gehört neben der Influenza auch Covid-19.
Krankheitsrate in Deutschland steigt
Laut dem aktuellen Wochenbericht, der die Entwicklung der Kalenderwoche 29 vom 17. bis zum 23. Juli beschreibt, ist die Krankheitsrate gegenüber der Vorwoche leicht gestiegen. Während in der Kalenderwoche 28 (10. bis 16. Juli) 3,5 Prozent der Bevölkerung unter einer akuten Atemwegserkrankung litten, waren es in KW 29 bereits 3,9 Prozent. Das entspricht 3,2 Millionen Fällen in Deutschland. Betroffen sind laut RKI alle Altersgruppen mit Ausnahme der 15- bis 34-Jährigen.
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Als Vergleichsbasis betrachtet das RKI die Jahre vor der Pandemie, wobei sich hier offenbar nur ein leicht erhöhtes Niveau zeigt: „Der aktuelle Wert liegt im mittleren bis oberen Wertebereich der vorpandemischen Jahre um diese Zeit“, heißt es im Wochenbericht. Auch bei der Zahl der Arztbesuche gibt es laut RKI keine Auffälligkeiten gegenüber den Jahren vor der Pandemie.
Das deckt sich auch mit Beobachtungen des Deutschen Hausärzteverbandes. Es gebe keine übermäßige oder ausufernde Verbreitung von akuten Atemwegserkrankungen, berichtete ein Sprecher des Verbandes. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) hat in dieser Hinsicht aktuell keine Besonderheiten in den Kliniken beobachtet, wie der Verband auf Anfrage des RedaktionsNetzwerkes Deutschland (RND) mitteilte.
In Bezug auf Corona gibt es allerdings doch einige Auffälligkeiten – alle jedoch auf sehr niedrigem Niveau. So stieg die 7-Tages-Inzidenz laut „Corona-Pandemieradar“ des Bundesgesundheitsministeriums um 46 Prozent. Das hört sich dramatischer an, als es tatsächlich ist: Aktuell gibt es 2 bestätigte Corona-Fälle je 100.000 Einwohner. Zum Vergleich: Zu Hochzeiten der Pandemie betrug die Inzidenz fast 2000.
Corona-Viruslast im Abwasser nimmt wieder zu
Gleichzeitig stieg auch die Zahl der Arztbesuche mit einer Corona-Diagnose , und zwar auf 11 je 100.000 Bewohner, was gegenüber der Vorwoche (7 Fälle) einem Anstieg um 57 Prozent entspricht. Auch hier zum Vergleich: Das Maximum in der Pandemie lag bei knapp 1000. Die Zahl der Patienten, die wegen einer Corona-Infektion ins Krankenhaus müssen, ist ebenso leicht gestiegen, von 0,3 pro Woche und 100.000 Einwohner auf aktuell 0,4 – der Maximalwert lag deutlich über 20.
Interessant ist ein weiterer Wert, der als Frühindikator gilt: Die Viruslast im Abwasser nimmt gegenwärtig wieder zu. Betrachtet werden dabei nicht absolute Werte, sondern Trends: So stieg der Anteil der Messstationen, in der ein steigender Wert beobachtet wurde, von 44 auf 65 Prozent. Eine ähnliche Entwicklung gab es zuletzt Anfang des Jahres. Tatsächlich stieg daraufhin die Inzidenz, allerdings nur leicht. Dann ging sie wieder deutlich zurück.