Anti-Aging-Yoga„Man muss sich nicht groß verrenken, man muss es nur machen“
Köln – Alt werden, sich so bewegen und alt aussehen klappt bei jedem. Am schnellstens geht es, wenn man diesen Prozess, der spätestens mit 30 Fahrt aufnimmt, zügig fortschreiten lässt ohne einzugreifen. Alt werden, jung wirken, sich geschmeidig bewegen, Geist und Körper agil erhalten können, das können diejenigen erreichen, die die Anti-Aging-Methoden des Iyengar-Yoga in ihren Alltag einbauen.
„Man muss es nur machen mögen“, so Dr. Anna Paul. „Iyengar-Yoga“, sagt Rita Keller, Expertin auf dem Gebiet, „ist weltweit am meisten erforscht und als wirksam belegt.“ Rita Kellers Credo: „Wenn wir geschmeidig bleiben, sind wir anpassungsfähiger an Lebenssituationen und vermeiden die Starrheit des Alters – in Kopf und Körper. Je geschmeidiger das Zellsystem, umso geschmeidiger der Geist.“
Das biologische Alter spielt bei dieser Yoga-Richtung eine untergeordnete Rolle, was schon die belgische Königinmutter wusste, die mit ihren 84 Jahren den großen Iyengar zu sich bat. Ihr sehnlichster Wunsch, der in Erfüllung ging: Kopfstand. Kann man machen, muss man aber nicht. „Was uns behindert“, sagt Rita Keller mit Blick aufs Alter, „sind nicht die Defizite des Körpers, sondern unser Kopf!“
Was jeder nachvollziehen kann, der sich behaglich im Sessel verankert, gepolstert mit Sprüchen wie „Was soll‘s, ich bin eh zu alt für so was“ oder „Wofür soll das Ganze noch gut sein“ und „Ich habe keinen Bock darauf.“ Aussagen, die meist schon ab 40 getätigt werden, denn zwischen „30 und 50 haben wir die höchsten Stressphasen, und diese Jahre haben enormen Einfluss auf den körperlichen und geistigen Alterungsprozess, den sie beschleunigen“, so Dr. Anna Paul.
„Natur und Medizin“
Die Fördergemeinschaft der Karl-und-Veronica-Carstens-Stiftung in Essen mit ihrer Vorsitzenden Dr. Anna Paul, Leiterin der Ordnungstherapie und Mind-Body-Medizin der Evangelischen Kliniken Essen-Mitte, ist mit 23 000 Mitgliedern einer der größten naturheilkundlichen Vereine Europas, aufbauend auf der wissenschaftsbasierten Naturheilkunde des in Essen angesiedelten Lehrstuhls für Naturheilkunde und Integrative Medizin von Prof. Dr. Gustav Dobos. Er rief unter Leitung von Privatdozent Dr. Holger Cramer einen eigenen Bereich für Yoga-Forschung ins Leben, mittlerweile weltweit führend auf dem Gebiet. (mas)
In der „höchsten Stressphase“ läuft es mit der reibungslosen Zellteilung, eins der Fundamente für verzögertes Altern, oft nicht mehr rund. Einer der Gründe ist, dass die Telomere bereits beachtlichen „Schwund“ erlitten haben. Telomere sind die Schutzkappen an den Enden der Chromosomen. Die werden, so Elisabeth Blackburn, eine der Entdeckerinnen der Telomere und Nobelpreisträgerin 2009, bei Zellteilungen stets ein Stückchen kürzer. Mit 30 hat man schon ein Drittel der Zelllänge verbraucht. Das Chromosom kann das allmähliche Schrumpfen verschmerzen – allerdings nur bis zu einem gewissen Grad. Fehlen die Schutzkappen oder werden sie porös, kann die Zelle funktionsunfähig werden oder sich fehlerhaft teilen.
Abhilfe schafft ein Enzym, die Telomerase, die die schützenden Endkappen reparieren und verlängern kann. Das „Telomerase-Futter“ ist also mitentscheidend für die Fitness der Zelle und ihrer Fähigkeit sich zu teilen. Ein stressfreier Körper schafft es, genügend Telomerase zu liefern, deren Produktion man mit Yoga ankurbeln kann. Dr. Anna Paul: „Durch Yoga schaltet der Körper innerlich auf Reparatur um und das Nervensystem wird positiv beeinflusst.“ Rita Keller weiß aus ihrer 40-jährigen Erfahrung als Iyengar-Yoga-Expertin und -Lehrerin: „Ein neues Leben einhauchen kann sich der Mensch nur selbst.“
Iyengar-Yoga
Auf Iyengar-Yoga hat sich Rita Keller, Expertin auf dem Gebiet, konzentriert. Sie unterrichtet seit über 40 Jahren in ihrem Studio in Köln. Diese Yoga-Richtung wurde begründet von B.K.S. Iyengar (1918-2014), der zu den wohl bedeutendsten und einflussreichsten Yogameistern der Gegenwart zählt. Zu seinen berühmten „Schülern“ gehörten unter anderem der Geiger Yehudi Menuhin und die belgische Königinmutter sowie viele andere Persönlichkeiten. Die Iyengar-Philosophie basiert darauf, mit bestimmten Yoga-Übungen den „unruhigen Geist zu beruhigen und die Energie in schöpferische Bahnen zu lenken“. (mas)
Man darf sich ruhig von der Furcht verabschieden, man müsse für diese Yoga-Richtung biegsam, gelenkig und schlank sein. „Leider“, so Dr. Anna Paul, „herrscht oftmals die Meinung vor, man müsse sich böse verrenken und bestimmte Körperhaltungen extrem lange durchhalten. Das können sowieso nur die Yogis, die das schon ein Leben lang machen und besonderes Talent mitbringen.“ Für alle anderen gilt: „Mach es, egal wie du ausschaust und was du kannst oder nicht kannst.“ Tröstlich zu wissen, dass „viel nicht viel hilft“, sondern, so Keller und Paul, „mach es regelmäßig und dauerhaft“.
Belegt wurde das unter anderem mit Studien zu Yoga und Rückenschmerzen. Der größere Erfolg stellte sich bei denen ein, die ein Mal die Woche Yoga-Übungen über einen langen Zeitraum praktizierten – regelmäßig. Das war der Schlüssel zum Erfolg. Die, die es öfter und intensiver ausübten, profitierten nicht davon. Für Rita Keller gilt: „Es vermittelt tiefe Freude und Leichtigkeit, wenn ich erlebe, dass ich meine Beschwerden mit beispielsweise drei Übungen, die ich regelmäßig zu Hause machen kann, in den Griff bekomme“. Ein Erfolgserlebnis, dass sich Junge und Alte gönnen können.
Buchtipp
„Iyengar-Yoga für gesundes Altern – aufrecht, heiter und gelassen“ von Rita Keller
240 Seiten mit 780 Übungs-Abbildungen u.a. zu Mobilität, Stabilität, Schlafstörungen, Rückenprobleme, Depressionen, Kräftigung des Herzens, Bluthochdruck, Osteoporose, Beckenboden, Prostata.
Paperback, ISBN: 978-3-947191-04-8, Euro 39,90
Das alles könnte man doch, so die Skeptiker, auch erreichen, wenn man joggt, im Wald spazieren geht, Gymnastik treibt oder auf die Fertigkeiten „meines Physiotherapeuten“ baut. „Ich muss jedoch bei all diesen Bewegungsarten den Geist mit einbinden“, so Rita Keller, „das ist die Basis der Heilkraft, mit der Kopf und Körper gleichzeitig ausgerichtet werden.“ Anna Paul verweist auf Studien, die den Alterungsprozesse mit Blick auf den kognitiven Abbau, schwindendes fluides Wissen, Merkfähigkeit und vieles mehr untersucht haben und belegen, dass Yoga diesen Prozess bis ins hohe Alter deutlich verlangsame. „Mit anderen Bewegungsformen klappt das eher nicht so gut.“
Yoga gilt als Allrounder. Denn gestärkt werden nicht nur Muskeln und Sehnen, was Einfluss hat auf das autonome Nervensystem mit seinen lebenswichtigen Funktionen wie Atmung, Verdauung, Stoffwechsel, sondern auch Emotionen, Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Sprache und Denken. Yoga scheint zudem geeignet als Demenz-Prophylaxe: „Man lernt Neues, legt alte Muster ab, bleibt neugierig“, sagt Rita Keller, „aber das klappt nur in Kombination mit Bewegung – und wenn man nur den kleinen Finger dreht.“
Veranstaltung: „Anti-Aging: Yoga macht‘s möglich“
Freitag, 26. Februar, 19 Uhr
Expertinnen im studio dumont: Rita Keller, Expertin für Iyengar-Yoga, Lehrerin, Ausbilderin, Buchautorin sowie Dr. Anna Paul, Vorsitzende „Natur und Medizin“ und Leiterin der Ordnungstherapie und Mind-Body-Medizin der Evangelischen Kliniken Essen-MitteModeration: Marie-Anne Schlolaut
Karten für Online-Präsentation: 5 Euro pro Veranstaltung zzgl. VVK-Gebühren. Die Tickets sind online buchbar unter www.forumblau-akademie.de oder bei KölnTicket: 0221/ 28 01
Abonnenten mit Bonuskarte melden sich bitte unter: 0221/ 28 03 44
(Diese Veranstaltung findet nur online statt)
Dass gerade Iyengar-Yoga von Anna Paul und Rita Keller bevorzugt wird, um unter anderem gegen das Altern zu steuern, begründen sie mit der präzisen Ausrichtung dieses Stils, dem profunden Wissen der Lehrer, die „es verstehen, den Geist an das zu binden, was der Körper macht“.
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Hinzu komme, dass die Lehr-Methoden immer vergleichbar sind, „egal zu welchem Iyengar-Yoga-Lehrer ich gehe“. Anna Paul: „Man sollte sich verschiedene Yoga-Stile anschauen, deren Palette von sehr aktiv bis sehr meditativ reicht, und den Stil finden, der zu einem passt.“ Online-Programme seien in Zeiten wie diesen zwar guter Ersatz, aber besser klappe es mit einem Lehrer. „Ohne Anleitung macht man es irgendwie und daraus wird meist Gymnastik anstatt Yoga.“