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Kölner Chefarzt„Manchmal hilft schon eine andere Kommunikation im Kreißsaal“

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Herrn Prof. Dr. Schmolling ist in einer Vortragssituation zu sehen.

Prof. Dr. Schmolling vom Kölner Severinsklösterchen sagt: „Wir fragen hier jede Gebärende im Wochenbett, wie sie die Geburt erlebt hat. Nicht: Wie ist die Geburt gelaufen, sondern: Wie haben Sie es empfunden?“

Etwa jede zehnte Frau erlebt die Geburt als Trauma, noch mehr berichten von belastenden Erlebnissen oder sogar Gewalt. Wie das Kölner Severinsklösterchen die Lage verbessern will.

Herr Professor Schmolling, etwa jede zehnte Gebärende erleidet im Kreißsaal ein Trauma. Woran liegt das?

Jan Schmolling: Eine Geburt ist eine extreme Ausnahmesituation. Dieses Ausgeliefertsein und der Kontrollverlust können bei manchen Frauen eine extreme Belastung auslösen. Sogar dann, wenn medizinisch gesehen alles nach Plan gelaufen ist. Das Bewusstsein dafür wächst in der Geburtshilfe aber nur langsam.

Wie sensibel gehen Sie mit dem Thema um?

Ich hatte schon als junger Oberarzt am Lehrstuhl für Gynäkologische Psychosomatik in Bonn Kontakt zu Frauen, die von traumatischen Geburtserlebnissen berichteten. Meine Professorin Anke Rohde hat damals mit traumatisierten Gebärenden gesprochen. Das hat mir ein ausgeprägtes Bewusstsein dafür vermittelt, was so eine Geburt auslösen kann.

Kann man Traumata im Kreißsaal verhindern?

Ganz verhindern können wir sie wohl nicht. Aber wir können das Risiko minimieren. Betroffene Frauen berichten beispielsweise davon, dass sie sich in ihrem Erleben nicht wahrgenommen fühlten. Da hilft manchmal schon eine andere Kommunikation im Kreißsaal. Wir versuchen zu erklären, was getan wird und warum, wir fragen nach. Wichtig ist auch ein Anamnesegespräch vor der Geburt. Denn es gibt Risikofaktoren wie zum Beispiel psychische Erkrankungen, gestörte Bindungen oder eine zurückliegende traumatische Geburt. Wir können in diesen Fällen dann schon vorab Vertrauen erwerben und Wege aufzeigen, wie wir die Geburt gut gestalten können.


Jan Schmolling ist Chefarzt der Frauenklinik im Kölner Severinsklösterchen


Und wenn sich Frauen trotzdem schlecht behandelt fühlen?

Dann müssen wir im Nachgang darüber reden. Wir fragen hier jede Gebärende im Wochenbett, wie sie die Geburt erlebt hat. Nicht: Wie ist die Geburt gelaufen, sondern: Wie haben Sie es empfunden?

Die Antworten sind für uns wichtig, weil wir aus Fehlern lernen und unsere Arbeit verbessern können. Und auch den Frauen kann dann geholfen werden, indem wir darüber sprechen und psychologische Erstbetreuung beispielsweise in unserer Elternschule vermitteln. Auch unser Bindungskonzept, das auf möglichst viel Hautkontakt zwischen Mutter und Kind setzt, ist geeignet, Posttraumata zu verhindern.