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Kölner Infektiologe über Corona„Ich habe mich in einigen Punkten verschätzt“

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Der Kölner Forscher Gerd Fätkenheuer erklärt, welche Zahlen und Wert berücksichtigt werden sollten neben dem Inzidenzwert.

  1. Seit gut sechs Monaten ist Deutschland im Ausnahmezustand: Das Coronavirus hat Grundlegendes verändert.
  2. Wir haben Professor Gerd Fätkenheuer, Infektiologe an der Kölner Uniklinik und führender Corona-Forscher, auf den bisherigen Verlauf der Corona-Pandemie zurückblicken lassen.
  3. Was war sein eindrücklichstes Erlebnis? Was macht ihm Sorgen, was Hoffnung? Welcher Begriff beschreibt die Krise für ihn am besten?
  4. Lesen Sie hier außerdem die Rückblicke sieben weiterer Experten.

Köln – Mich besorgen die schon entstandenen gravierenden Schäden, die diese Pandemie verursacht hat: sozial, kulturell, pädagogisch, wirtschaftlich natürlich. Ich fürchte, an den Folgen werden wir noch lange laborieren. Meine Hoffnung ist damit auch klar: dass wir die Pandemie möglichst bald im Griff haben, die Folgen beherrschbar halten und wieder ein weitgehend normales Leben führen können.

Mich hat hingegen beeindruckt, wie gut gerade auch auf dem bisherigen Höhepunkt der Krise die Zusammenarbeit der unterschiedlichsten Akteure geklappt hat. Wie schnell plötzlich Entscheidungen getroffen und Dinge vorangetrieben werden konnten, das war für mich die positivste Erfahrung. Das war ich aus den Abläufen im medizinischen Betrieb sonst nicht gewohnt. Was sonst Monate dauern konnte, das ging auf einmal in Tagen.

Ich musste erkennen, dass ich mich bei der Beurteilung der Krise in einigen Punkten verschätzt habe. Einige Male lag ich mit meinen Einschätzungen zunächst daneben und habe umdenken müssen. Ich nehme nur mal die Masken, mit deren Benutzung ich im Alltag immer noch meine liebe Not habe, die aber wohl – wie wir inzwischen sagen können – doch ihren Sinn haben. Allein dieses kleine Beispiel zeigt mir, wie vorläufig und brüchig unser vermeintlich sicheres Wissen ist.

Die gegenwärtige Krise lässt sich aus meiner Sicht am besten mit dem Begriff Erdbeben umschreiben.

Gerd Fätkenheuer

Lesen Sie auch, wie der Apotheken-Vorsitzende Thomas Preis, der Mediziner Walter Möbius, die Psychologin Damaris Sander, ihr Kollege Peter Wehr, Gerhard Wiesmüller vom Kölner Gesundheitsamt, die Juristin Gerlind Wisskirchen und Jürgen Zastrow, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, auf das erste halbe Jahr im Ausnahmezustand zurückblicken.