Tabletten, InfusionenWas bei Eisenmangel hilft und wovon Sie besser die Finger lassen
- In seiner Kolumne „Aus der Praxis” schreibt Dr. Magnus Heier wöchentlich über ein wichtiges medizinisches Thema.
- Diesmal geht es um die Risiken bei der Behandlung von Eisenmangel – denn nicht jeder Spezialist propagiert hier die beste Therapie.
- Besonders bei Eisen-Infusionen sollten Patienten Vorsicht walten lassen, denn diese können unter Umständen richtig gefährlich werden.
Köln – Wer den Begriff „Eisenmangel“ bei Google eintippt, bekommt gut eine Million Vorschläge. Eisenmangel scheint ein großes Problem zu sein. Und die Symptome klingen sehr vertraut: rasche Ermüdbarkeit, Kopfschmerzen, Schwindel und Konzentrationsstörungen. Schlaflosigkeit und Kälteempfindlichkeit. Aber auch trockene Haut, Risse im Mundwinkel und brüchige Nägel. Kurz: Die Symptome sind so allgemein, so diffus, so unpräzise, dass sie irgendwann für jeden zutreffen.
Eisenmangel als Volkskrankheit?
Wer weitersucht stößt auf allgemeingültige Sätze wie: „Manche Lebenssituationen zehren besonders an unseren Eisenreserven.“ Eisen klingt wie ein Lifestyle-Präparat – wie Zink, Selen oder ein Vitamin. Das ist es ausdrücklich nicht.
Zur Erkrankungshäufigkeit findet man in der Literatur erstaunlich hohe Zahlen: Bis zu zehn Prozent der Europäer sollen von einem Eisenmangel zumindest gelegentlich betroffen sein (andere Zahlen sind deutlich niedriger). Ein solcher Mangel kann vor allem drei Gründe haben: Der Bedarf kann erhöht sein, etwa in der Schwangerschaft. Es kann zu Eisenverlusten kommen, bei Blutungen durch Geschwüre etwa oder durch Malaria. Und die Eisenaufnahme kann reduziert sein, etwa durch zu wenig Magensäure oder einige Medikamente. Übrigens sind auch Vegetarier gefährdet: Einige Lebensmittel wie Linsen, Haferflocken oder Brot enthalten zwar viel Eisen – dessen Bioverfügbarkeit ist aber geringer als etwa das von Rindfleisch. Trotzdem haben Vegetarier bei vielfältiger Ernährung nicht grundsätzlich einen Eisenmangel!
Bei Verdacht den Hausarzt aufsuchen
Wenn der Verdacht besteht – warum auch immer – kann der Hausarzt mit einfachen Bluttests einen Eisenmangel beweisen oder ausschließen. Er wird dann nach der Ursache suchen. Und er kann schließlich eine entsprechende Behandlung, eine Substitution beginnen, möglichst mit Tabletten. Die werden aber oft nur schlecht vertragen, so dass eine intravenöse Behandlung mit Eisen notwendig sein kann. Die ist nicht ohne Risiko: Es kann zu allergischen Reaktionen kommen – und auch zu einer Überdosierung mit Eisen, die innere Organe schädigen kann. Trotz der Risiken gibt es einen beunruhigenden Trend: Selbsternannte Spezialisten oder so genannte „Eisenzentren“ sprießen aus dem Boden und propagieren eine Infusionsbehandlung gegen Müdigkeit oder Konzentrationsstörungen – Symptome, die Jeder irgendwann hat.
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Ein verführerischer Lifestyle-Trend. Aber er ist doppelt gefährlich: Erstens ist die Infusion – wie gesagt – nicht ohne Risiko. Und zweitens können die Symptome ganz andere Ursachen haben. Werden die übersehen, kann es gefährlich werden. Auf einigen Homepages der Eisenspezialpraxen drängt sich der Verdacht auf, dass der Patient sehr schnell an einer Eiseninfusion hängt.
Der sicherere und bessere Weg scheint auch hier der Hausarzt. Er oder sie hat die nötige medizinische Allgemeinbildung und damit einen weiteren Blick als jeder Spezialist. Und sie kennen ihre Patienten. Bei Verdacht auf einen Eisenmangel sollten sie die ersten Ansprechpartner sein.