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Aus der ArztpraxisWarum schwitzen wir an Händen und Füßen und was hilft dagegen?

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Eine übermäßige Schweißproduktion ist für Betroffene unangenehm und peinlich – aber sie ist behandelbar.

  1. In seiner Kolumne „Aus der Praxis” schreibt Dr. Magnus Heier wöchentlich über ein wichtiges medizinisches Thema.
  2. In dieser Folge geht es ums Schwitzen. Warum schwitzen wir an Händen und Füßen und warum besonders unter Stress?
  3. Was zu tun ist, wenn die Schweißproduktion übermäßig ist und wann der Experte zum Arztbesuch rät, lesen Sie hier.

Köln – Es geht beim Schwitzen nicht nur um Käsefüße. Übermäßiges Schwitzen gibt es am ganzen Körper. Entweder überall oder nur an bestimmten Stellen: meist in den Achselhöhlen, im Gesicht oder an den Händen. Das ist besonders unangenehm, denn Füße kann man verstecken, Hände nicht. Gipfel der Peinlichkeit: Wenn man mit schwitzenden Händen andere Hände schütteln muss – peinlich für den Betroffenen, unangenehm für die Anderen.

Eigentlich dient Schweiß der Temperaturregulation. Schweiß verdunstet und kühlt die Oberfläche der Haut. Und er tut das überaus effektiv. Wenn der Schweiß dagegen Tropfen bildet, dann ist der Prozess gestört – etwa, wenn die Luft selbst zu feucht ist. Oder wenn undurchlässige Kunstfasern die Transpiration hemmen. Oder auch, wenn die Schweißdrüsen zu viel Schweiß produzieren – auch ohne übermäßige Anstrengung oder starke Hitze.

Füße und Hände haben mehr Schweißdrüsen pro Fläche

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Dr. Magnus Heier

Dass vor allem Füße und Hände häufig besonders stark schwitzen, hat damit zu tun, dass sie mehr Schweißdrüsen pro Fläche haben, als andere Hautpartien: etwa 500 pro Quadratzentimeter. Sie dienen auch nicht der Kühlung, sondern der Haftung. Geringe Mengen von Schweiß auf Fußsohle oder Handinnenfläche erhöhen die Reibung.

Deshalb werden diese Schweißdrüsen auch nicht vom körpereigenen Thermostat gesteuert, sondern einem anderen Teil des vegetativen Nervensystems. Sie sind nicht willkürlich zu beeinflussen, werden aber bei Stress aktiviert (übrigens niemals im Schlaf!). Eine eh schon übermäßige Schweißproduktion wird durch Stresssituationen noch gesteigert. Und die Angst vor feuchten Händen macht diese Hände noch feuchter. Ein Teufelskreis.

Jod-Stärke-Test macht schwitzende Stellen sichtbar

Ebenso an den Füßen. Hier kommt hinzu: Weil sich in Strümpfen und Schuhen die Feuchtigkeit dauerhaft staut, kann sich die bakterielle Besiedelung, vor allem innerhalb der feuchten Hornschichten, stark vermehren und damit auch zu intensiver Geruchsbildung führen. Den typischen Geruch von Käsefüßen machen übrigens ganz ähnliche Bakterien, die auch Käse machen.

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Schweißfüße sind peinlich, das Ausziehen der Schuhe in öffentlichen Räumen entsprechend auch – was den Stress und die Schweiß- und Geruchsbildung vermehrt. Auch ein Teufelskreis. Den man aber durchbrechen kann: Der Arzt kann den Schweiß des Patienten sehr einfach messen: Mit einem Jod-Stärke-Test werden die schwitzenden Stellen sichtbar.

Schweißbildung lässt sich lokal auch mit Gleichstrom behandeln

Nach dem Ausschluss anderer Krankheiten (es gibt ein paar, die den ganzen Körper betreffen) geht es um die lokale Bekämpfung der Schweißbildung. Das geht mit entsprechenden Seifen oder auch mit Aluminiumverbindungen – die kennt der Apotheker. Das geht auch mit einer Gleichstrombehandlung.

Die Achselhaare zu rasieren ist dagegen zumindest gegen den Schweiß keine gute Idee: Haare unterstützen die Belüftung. Wenn diese Behandlungen nicht helfen, gibt es rezeptpflichtige Medikamente beim Haus- oder Hautarzt. Oder auch eine Behandlung mit dem bekannten Botulinustoxin. Schweißnasse Hände sind ein demütigendes Problem, das sich spontan nicht bessert. Abwarten ist keine Option.