AboAbonnieren

Auch nach CoronaDeutsche wollen weiter Maske tragen – wo wäre es denn sinnvoll?

Lesezeit 5 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Behalten wir die Maske auch nach Corona? 

Köln – Mit dem beginnenden Sommer sinken endlich die Corona-Inzidenzzahlen und nach sieben langen Monaten im Lockdown scheint ein Stück Normalität zurückzukehren. Einige Maßnahmen allerdings könnten uns noch lange begleiten. Manche könnten gar dauerhaft bleiben. Die Maske zum Beispiel. Wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey im Auftrag der „Augsburger Allgemeinen“ jüngst nahelegte, will ein großer Teil der Menschen in Deutschland die Maske auch unabhängig von der Corona-Pandemie weiterhin tragen, um sich vor Infektionskrankheiten zu schützen. 44,7 Prozent der Befragten befürworteten das Stück Stoff vor Mund und Nase, 41,9 Prozent wollen es dagegen dauerhaft ablegen. Der Rest ist unentschieden. Doch wäre das Tragen von Masken in einem potenziellen Post-Corona-Alltag denn eigentlich sinnvoll?

„Ja“, sagt Oliver Funken, Vorsitzender des Hausärzteverbands Nordrhein, unserer Zeitung. „Das wissen wir ja aus asiatischen Ländern. Dort wurden solche Masken in Ballungsgebieten schon früher auf freiwilliger Basis genutzt.“ Dass korrekt getragene Masken die Verbreitung des Coronavirus deutlich bremsen können, hat ein internationales Team um Forschende des Max-Planck-Instituts für Chemie in Mainz (MPIC) in einer jüngst veröffentlichten Studie gezeigt. Doch die Corona-Maßnahmen wie Maske tragen, Abstand halten und häufiges Hände waschen, helfen offenbar nicht nur gegen Covid-19. Auch die Fallzahlen anderer Infektionskrankheiten sanken deutlich.

Grippesaison 20/21 fiel nahezu aus

Weiterhin Maske zu tragen, ergebe deshalb auch unabhängig von Corona Sinn, rät Dr. Funken: „Die Zahl der banalen Infekte wie Husten, Schnupfen und auch Durchfallerkrankungen sind deutlich rückläufig.“ Ein Rückgang war vor allem bei Infektionen zu beobachten, die wie das Coronavirus per Tröpfchen übertragen werden. Bei der Tröpfcheninfektion gelangen Krankheitserreger, wie Viren oder Bakterien, beim Niesen, Husten und Sprechen durch winzige Speicheltröpfchen an die Luft und können so über den Mund, die Nase oder die Augen von anderen Menschen aufgenommen werden.

Die Größe der Tröpfchen kann sich dabei stark unterscheiden: Größere Tröpfchen können sich nicht lange in der Luft halten, sie sinken schnell Richtung Boden. Um sich über sogenannte respiratorische Partikel anzustecken, muss die Distanz zum Infizierten also relativ gering sein, in etwa ein Meter. Abstand halten kann bei dieser Art von Krankheitserregern deshalb bereits gut vor einer Infektion schützen.

Aerosole übertragen Krankheiten über die Luft

Es gibt jedoch auch viel kleinere Tröpfchen, sogenannte Aerosole, die sich, wie auch Sars-CoV-2, lange in der Luft halten können. Dadurch können sich diese Erreger über größere Distanzen hinweg verbreiten. Erkrankte stoßen diese winzigen Partikel beim Husten, Niesen, Sprechen, Schreien, Singen und allein beim Atmen aus. Auch wenn die infizierte Person einen Raum längst verlassen hat, können sich die infektiösen Schwebstoffe noch lange Zeit in der Luft befinden. Diese Gefahr besteht vor allem in schlecht belüfteten Räumen. Experten gehen allerdings davon aus, dass aerogen übertragbare Krankheiten, Erreger also die sich über große Distanzen über die Luft ausbreiten können, nur selten vorkommen. Dazu gehören zum Beispiel Masern und die Windpocken.

Das könnte Sie auch interessieren:

Influenzaviren, die alljährlich für die Grippesaison verantwortlich sind, werden dagegen über größere Tröpfchen übertragen. Ein Mund-Nasen-Schutz kann Experten zufolge auch gegen diese Art der Übertragung helfen. „Bei richtigem Einsatz von qualifizierten Masken schützen diese vor vielen Formen von Tröpfcheninfektionen beziehungsweise verringern ein Infektionsrisiko“, erklärt Dr. Funken.

Maske tragen, wo viele Menschen sind und schlechte Luft ist

Im vergangenen Jahr gab es den Angaben zufolge etwa nur noch rund ein Drittel der Norovirus-Fälle von 2019. Die Grippesaison 20/21 fiel nahezu komplett aus. Bereits im Frühjahr 2020 hatte die Grippesaison ein verfrühtes Ende gefunden. Auch das wurde auf die Corona-Maßnahmen zurückgeführt.

Um sich vor Tröpfcheninfektionen zu schützen, rät Dr. Funken deshalb dazu, dort, wo besonders viele Personen aufeinandertreffen und die Belüftung schlecht ist, eine Maske zu tragen. Auch in Situationen, in denen sich kein Abstand zu anderen Personen einhalten lässt, hilft es, die Maske aufzuziehen. Zum Beispiel im Aufzug, in vollen Bahnen oder Bussen oder bei Großveranstaltungen. Sinnvoll sind Masken ebenso im Wartezimmer beim Arzt oder beim Besuch im Pflegeheim.

Masken im Freien sind nicht notwendig

Zudem gilt, was auch in Zeiten der Corona-Pandemie wichtig ist: Wer selbst infiziert ist und eine Maske trägt, schützt seine Mitmenschen vor einer Ansteckung. Bei anderen Tröpfcheninfektionen gilt dieselbe Regel. Entscheidend ist der Typ Maske, der getragen wird. „Die Stoffmasken reichen aus, um andere zu schützen, wenn man selber erkältet ist. Der Eigenschutz fängt aber erst bei höherwertigen Masken an“, erläutert Dr. Funken.

Besonders guten Selbstschutz bieten partikelfilternde Masken vom Typ FFP2 oder FFP3. Bei Stoffmasken, ob selbst genäht oder gekauft, verhält es sich anders wie der Allgemeinmediziner betont: „Die nicht-medizinischen Mund-Nasenmasken bieten einen nachgewiesenen Fremdschutz. Ein Selbstschutz ist nicht nachgewiesen, aber wahrscheinlich.“ Wichtig sei zudem, bei jeder Art von Maske stets auf die sachgemäße Verwendung zu achten.

Was Dr. Funken zufolge in Zukunft allerdings nicht mehr nötig sein werde, sei das das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes an der frischen Luft. „Es gibt keinerlei Studien, die nachweisen können, dass das Tragen von Masken im Freien einen Mehrwert hat. Der face-to-face-Kontakt müsste dann laut RKI über 15 Minuten lang sein“, sagt der Experte. Das sei im Übrigen auch schon während der Corona-Pandemie so gewesen: „Die situationsabhängige Maskenpflicht wurde von vielen dahingehend verstanden, generell Masken im Freien zu tragen. Gegen dieses Missverständnis erfolgten keine Richtigstellungen von Seiten des RKI bzw. der Politik“, so Dr. Funken. (mit dpa)