Nasenspray, KoffeinDas sind die Süchtigmacher in unserem Alltag
Gegen Heuschnupfen oder eine Erkältung greifen viele Menschen zu rezeptfreien Medikamenten aus der Apotheke. Besonders beliebt ist Nasenspray. „Achtung Suchtgefahr“, warnen besorgte Bekannte schnell. Stimmt das eigentlich? Tatsächlich könne Nasenspray süchtig machen, sagt Erika Baum, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. „Ab zwei Wochen treten schon deutliche Gewöhnungseffekte ein, und manche Menschen kommen nur sehr schwer oder gar nicht davon weg.“
Aber warum brauchen einige dauernd einen Lippenpflegestift, einen Espresso oder ein Kaugummi? Auf den nächsten Seiten erklären wir die größten Süchtigmacher des Alltags. Was sie im Körper bewirken, warum wir so schwer ohne sie auskommen und mit welchen Tipps wir leichter von Labello, Nasenspray und Co. loskommen.
Koffein
Koffein
Ob in Kaffee, Cola oder im schwarzen Tee – Koffein gehört zu den größten Süchtigmachern im Alltag. Hierzulande werden pro Jahr rund 165 Liter Kaffee und etwa 30 Liter Cola getrunken. Die koffeinhaltigen Getränke sind so beliebt, weil sie aufputschen und einen gut durch den Alltag bringen.
Kaffee, Cola & Co. sollen vor allem das zentrale Nervensystem stimulieren. Im Idealfall steigt der Blutdruck an, die Durchblutung verbessert sich und die Konzentrationsfähigkeit steigt. Wer allerdings an den regelmäßigen Genuss von Kaffee, schwarzem oder grünem Tee gewöhnt ist, bei dem hat Koffein in der Regel keinen oder höchstens einen sehr geringen Einfluss auf den Blutdruck. Koffein scheint vor allem bei Personen, die kaum Kaffee oder andere koffeinhaltige Getränke trinken, zu einer Blutdrucksteigerung zu führen.
Wie man von Koffein wieder loskommt
Die besten Alternativen zu koffeinhaltigen Muntermachern sind frische Luft und viel Bewegung. Wer im Büro einen Durchhänger hat, muss nicht gleich den nächsten Kaffee nachgießen. Ebenso hilfreich ist Gymnastik, zum Beispiel ein paar Kniebeugen, oder einfach mal am offenen Fenster tief Luft zu holen.
Lippenbalsam/Pflegestift
Lippenbalsam/Pflegestift
Die Sucht betrifft in erster Linie Frauen. Der Pflegestift in der Handtasche gehört bei vielen schon zur Grundausstattung. Unsere Lippen haben nur wenig Talgdrüsen, was manchmal dazu führt, dass sie trocken und spröde werden. Besonders bei Kälte oder unter starker Sonneneinstrahlung. Wer allerdings zu lange mit einem Lippenbalsam oder einem Pflegestift nachfettet, verliert schnell das Gefühl für die natürliche Trockenheit der Lippen. Ein Problem sind auch die Paraffine, die häufig in Pflegestiften stecken. Diese Mineralöle legen sich wie ein Film auf die Haut, die dadurch aufquillt und noch mehr austrocknet. In der Folge hat man ständig das Gefühl, mehr cremen zu müssen.
Wie man von der Lippenpflege wieder loskommt
Aus medizinischer Sicht ist das ständige Eincremen der Lippen vollkommen unbedenklich. Wer allerdings davon loskommen möchte, sollte wieder ein Gefühl für die normale Trockenheit der Lippen entwickeln. In der Regel hat man sich nach drei Wochen Abstinenz wieder an den Normalzustand gewöhnt. Außerdem bleiben die Lippen auch glatt, wenn man über Nacht etwas Bio-Honig aufträgt und tagsüber ausreichend Flüssigkeit zu sich nimmt.
Nasenspray
Nasenspray
Gerade in der Erkältungszeit steigt das Risiko, sich an den rezeptfreien Süchtigmacher Nasenspray zu gewöhnen. Auch wenn es zunächst abschwellend wirkt und die Schnupfennase entlastet, trocknet es sehr schnell die Nasenschleimhäute aus. Wurde der Wirkstoff vom Körper abgebaut, werden die Schleimhäute umso stärker durchblutet. In der Folge sind die Atemwege häufig komplett verstopft. Ein Nasenspray sollte nicht länger als sieben Tage am Stück zum Einsatz gebracht werden.
Wie man vom Nasenspray wieder loskommt
Die radikalste Methode ist der totale Verzicht. Allerdings verzweifeln viele Menschen daran, wegen einer komplett verstopften Nase nur noch durch den Mund atmen zu können. „Weniger beschwerlich ist ausschleichen“, rät zum Beispiel Erika Baum, Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin. Dabei solle man zu speziellen Kinder- oder Säuglingssprays greifen, die stärker verdünnt sind, und dann die Abstände nach und nach vergrößern.
Eine gute Alternative sind Meerwasser-Nasensprays. Sie wirken nicht abschwellend, befeuchten aber die Schleimhäute, erleichtern das Atmen und machen nicht abhängig. Eine weitere Variante ist es, das Nasenspray eine Zeit lang nur noch in ein Nasenloch zu sprühen. In dieser Zeit kann sich das andere Nasenloch erholen, bis man vom Wirkstoff entwöhnt ist.
Kaugummi
Kaugummi
Gerade bei Menschen, die sich das Rauchen abgewöhnen wollen, ist der Kaugummi eine beliebte „Ersatzdroge“. Andere kauen gerne den ganzen Tag, weil sie gerade eine Diät machen oder weil sie damit prima Stress abbauen können. Glaubt man einer Studie, dann steigert das Kauen eines Kaugummis sogar die Intelligenz. Die Kautätigkeit erhöht die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn. Studien an der Uni Erlangen ergaben Leistungszuwächse von bis zu 20 Prozent.
Wie man vom Kaugummi wieder loskommt
Auch hier liegt die beste Methode wieder in der Bewegung. Gerade die gestressten Kaugummikauer sollten progressive Entspannungsmethoden für die Muskeln ausprobieren. Außerdem kann man auch das Kauen simulieren, um so den Kiefer weiter zu lockern. Hilfreich ist es auch, kein unnötiges Hungergefühl aufkommen zu lassen und deshalb regelmäßige Mahlzeiten einzunehmen.
Augentropfen
Augentropfen
Klimaanlagen, verrauchte Räume, langes Arbeiten am Computer oder auch Kontaktlinsen sorgen häufig für trockene Augen. Um rote Augen zu vermeiden, benutzen viele Menschen Tränenersatzmittel. Tropft man die künstlichen Tränen mehrmals täglich in das trockene Auge, so ersetzen Sie die fehlende Flüssigkeit und verbessern gleichzeitig die Benetzung der Hornhautoberfläche. Problematisch sind allerdings die Weißmacher in den Augentropfen. Sie ziehen die Gefäße im Auge zusammen. Wie beim Nasenspray kann auch hier bei Dauergebrauch ein Gegeneffekt eintreten: Nach Abbau des Wirkstoffes wird das Auge stärker durchblutet und trocknet umso mehr aus.
Wie man von Augentropfen wieder loskommt
Es ist ratsam, die mögliche Ursache für trockene Augen zu beseitigen: So ist es zum Beispiel eine Hilfe, für feuchtere Raumluft zu sorgen, bei Bildschirmarbeit gezielt mit den Augen zu zwinkern und häufiger kleine Pausen einzulegen oder Tabakrauch zu meiden. (tn/dpa)
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