Typisierungsaktion in KölnBei „Match“ – wie verläuft eine Stammzellenspende genau?
Köln – Dr. Eckhard Dierlich ist an Leukämie erkrankt. Der Kölner Kinderarzt betreibt seit über 30 Jahren eine Praxis in der Südstadt. Jetzt benötigt er Hilfe in Form einer Stammzellenspende.
Deshalb wenden sich Freunde derzeit mit einer Bitte an die Öffentlichkeit: Wer zwischen 17 und 55 Jahren alt ist, möge am Samstag, 30. April, zwischen 14 und18 Uhr zum Abstrich einer Speichelprobe in den Kölner Sportverein HTC Blau-Weiss, Neuenhöfer Allee 69, in Sülz kommen. Der Abstrich aus der Wangenschleimhaut wird mit einem Stäbchen im Mund genommen und tut nicht weh. Die Aktion findet zusammen mit der DKMS Köln statt, der größten Datenbank für Stammzellenspender in Deutschland. Man kann auch auch online ein Kit für den Abstrich bestellen, ihn selbst vornehmen und an die DKMS zurücksenden.
Aber wie läuft das ab, wenn man die Nachricht bekommt, dass man dem eigenen „genetischen Zwilling“ das Leben retten kann? Auf welche medizinischen Vorgehensweisen muss man sich vorbereiten?
Sehr geringe Wahrscheinlichkeit für ein „Match“
Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Aus ihnen bildet unser Körper permanent frische Blutzellen. Bei Menschen, die mit Leukämie leben, ist die Blutbildung durch die unkontrollierte Vermehrung bösartiger Krebszellen gestört, weshalb das Blut lebensnotwendige Aufgaben wie Sauerstofftransport und Blutgerinnung nicht mehr ausführen kann. Häufig kann die Krankheit nur mit der Transplantation von Stammzellen eines passenden Spenders geheilt werden. Den zu finden, ist gar nicht leicht: Selbst wenn man bereits registriert ist, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein „Match“ zwischen 0,1 und 1 Prozent.
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Bei Übereinstimmung der Gewebemerkmale erfolgt zunächst eine schnelle Kontaktaufnahme durch die Stammzellenspender-Datenbank, woraufhin in Tests und Informationsgesprächen geklärt werden soll, ob man für die Spende infrage kommt. Erst wenn alle Untersuchungen eine unbedenkliche Prozedur ergeben haben und nach einvernehmlicher Bestätigung durch die Spenderinnen und Spender, findet diese tatsächlich statt.
Methoden der Stammzellentnahme
Es gibt zwei verschiedene Methoden, Stammzellen zu spenden: die periphere Stammzellentnahme und die Knochenmarkentnahme. Die periphere Stammzellentnahme kommt derzeit mit circa 90 Prozent am häufigsten zum Einsatz. Bei dieser Methode werden die Stammzellen ähnlich einer Blutspende über einen Zugang durch die Armvene aus dem Blut gefiltert.
Zuvor erhalten alle Spenderinnen und Spender über fünf Tage hinweg ein Medikament mit dem körpereigenen Wachstumsfaktor G-CSF, der für eine vermehrte Produktion von Stammzellen und deren Ausschwemmung in die Blutbahn sorgt. Das ist wichtig, damit eine ausreichende Menge an Stammzellen über die Armvene entnommen werden kann. Die periphere Stammzellentnahme dauert in der Regel drei bis höchstens fünf Stunden und Spenderinnen und Spender können die Entnahmeklinik noch am selben Tag verlassen.
Die Knochenmarkentnahme kommt bei etwa 10 Prozent der Stammzellspenden zum Einsatz. Bei der Knochenmarkentnahme wird den Spenderinnen und Spendern unter Vollnarkose circa ein Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenkamm entnommen. Das sind etwa 5 Prozent des Gesamtknochenmarks. Das Knochenmark regeneriert sich innerhalb weniger Wochen. Das gesundheitliche Risiko der Knochenmarkentnahme ist gering und beschränkt sich im Wesentlichen auf das allgemeine Risiko, das mit jeder Operation unter Vollnarkose einhergeht.
Kontaktaufnahme nach der Transplantation
Ob, wann und auf welche Weise ein Kontakt zum „genetischen Zwilling“ erlaubt ist, hängt von den jeweiligen Regeln der verschiedenen Länder ab. Überall gilt mindestens eine zweijährige Anonymitätsfrist. Vielerorts gibt es jedoch die Möglichkeit, schon vor dem Ende der Anonymitätsfrist anonym per Brief oder E-Mail miteinander Kontakt aufzunehmen. In vielen Ländern können sich SpenderInnen und PatientInnen nach dieser Wartezeit persönlich kennenlernen, wenn beide einverstanden sind.