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Rotation, Schall, UltraschallWelche elektrische Zahnbürste passt am besten zu mir?

Lesezeit 6 Minuten
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Wer sich eine elektrische Zahnbürste zulegen will, hat viele verschiedene Modelle zur Auswahl.

  1. In unserer Serie „Gesund durchs Jahr” widmen wir uns in jedem Monat einem anderen Themenbereich.
  2. Im Juni geht es um das Thema gesunde Zähne, in dieser Folge um die passende Zahnbürste.
  3. Experten raten zu Elektro-Zahnbürsten. Warum diese besser sind und für wen doch die Handzahnbürste taugt.

Köln – Manche drehen hin und her, andere vibrieren. Und dann gibt es noch Extras wie Drucksensoren und Timer. Elektrische Zahnbürsten gibt es in vielen verschiedenen Ausführungen. Mit ihnen lassen sich bessere Ergebnisse erzielen als mit einer Handzahnbürste, sagen Experten. Warum ist das so? Worauf kommt es wirklich an bei der Ausstattung und was ist bei der Handhabung der Elektrobürsten zu beachten? Und sollten Kinder nicht besser eine Handzahnbürste nutzen? Wir klären die wichtigsten Fragen in einem Überblick.

Welche elektrischen Zahnbürsten gibt es?

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen zwei Modellen, die unterschiedlich funktionieren. Sogenannte oszillierend-rotierende Zahnbürsten haben runde Bürstenköpfe. Nach Angaben der Stiftung Warentest machen sie typischerweise mehrere Tausend schwingende Seitwärtsbewegungen pro Minute und rotieren zudem in einem Winkel von 50 bis 70 Grad vor und zurück. Bei einigen kommen noch pulsierende Bewegungen dazu. „Dadurch sollen die Zahnbeläge zusätzlich gelockert werden“, erläutert der Zahnmediziner Prof. Stefan Zimmer von der Uni Witten/Herdecke. „Die Funktionsweise ähnelt den kleinen Bürsten, die bei einer professionellen Zahnreinigung verwendet werden. Allerdings wird diese von ausgebildetem Personal durchgeführt“, sagt Zimmer. Das zeigt: Es ist nicht ganz einfach, mit diesen Bürsten ordentlich zu putzen.

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Mit unserer Serie „Gesund durchs Jahr“ legen wir den Schwerpunkt ganz auf Ihre Gesundheit. Jeden Monat gibt es dazu ein Schwerpunktthema, zu dem jede Woche ein neuer Artikel erscheint. Im Dezember dreht sich alles um das Thema Demenz.

Schallzahnbürsten dagegen haben längliche Bürstenköpfe, die um ihre Längsachse schwingen. Sie machen laut Stiftung Warentest 13.000 bis 40.000 vibrierende Bewegungen pro Minute. „Die Frequenz liegt im Schnitt bei 250 Hertz“, sagt Zimmer.

Als dritte Variante kommen Bürsten dazu, die im Ultraschallbereich und damit in einem sehr viel höheren Frequenzbereich schwingen. Laut Dirk Kropp, Geschäftsführer der Initiative ProDente, spielen sie auf dem Massenmarkt allerdings keine große Rolle.

Warum ist die Handzahnbürste schlechter?

„Wer weiß, wie man mit seiner Bürste umzugehen hat, wird mit einer elektrischen Zahnbürste immer bessere Ergebnisse erzielen“, sagt Zimmer. „Aber unseren Studien zeigen auch: Die meisten Menschen putzen mit den oszillierend-rotierenden Bürsten falsch. Sie bräuchten eine genaue Anleitung. Die Studien von Oral B, der Marktführer bei diesen Bürsten ist, zeigen andere Ergebnisse. Soweit aus den Studien erkennbar, sind deren Teilnehmer im Umgang mit den Bürsten sehr gut trainiert. Entscheidend ist also immer der richtige Umgang mit dem Gerät.“

Elektrische Zahnbürsten seien den Handzahnbürsten überlegen, weil sie die ganzen kleinteiligen Bewegungen abnehmen, die viele mit der Hand vergessen oder aus Faulheit nicht machen. „Viele schrubben einfach nur hin und her und drücken zu allem Überfluss auch noch zu fest auf die Zähne. Mit einer elektrischen Bürste drückt man automatisch nicht mehr so fest“, sagt Zimmer.

Schall oder Rotation: Welche Bürste passt zu mir?

Beim Kauf einer elektrischen Zahnbürste stellt sich dann in der Regel die Frage: Rotation oder Schall? Weil mit Blick auf die Reinigungsleistung laut der Stiftung Warentest keine großen Unterschiede zwischen den beiden Techniken bestehen, hänge die Entscheidung vor allem vom Fleiß beim Putzen ab.

„Die Schallzahnbürste verzeiht es eher, wenn man die richtige Technik nicht beherrscht“, sagt Zahnmediziner Zimmer. Ihr größter Vorteil liege darin, dass man sie im Prinzip so anwenden könne wie eine Handzahnbürste.

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Wer eine oszillierend-rotierenden Bürste wählt, muss dagegen die Putztechnik umstellen. Mit einer rotierenden Bürste muss man jeden Zahn einzeln einige Sekunden lang putzen, erläutert die Stiftung Warentest. Zudem gelte es, den Bürstenkopf auch in die Zahnzwischenräume zu schwenken. Dafür müsse man sich am besten vor den Spiegel stellen und während des Putzens immer wieder kontrollieren, wo man schon überall war. „Bei den vorderen Zähnen geht das noch ganz gut, aber bei allen anderen ist das etwas schwieriger“, sagt Zimmer.

Sein Tipp: Die Zähne mit einer Plaquefärbetablette einfärben. Nach dem Putzen kann man so kontrollieren, an welchen Stellen man zu kurz oder gar nicht geputzt hat. Ihm selbst sei das auch zu aufwendig, deshalb nutze er eine Schallzahnbürste. „Zwar sind die oszillierend-rotierenden Bürsten in manchen Studien besser, aber auch mir fällt die richtige Bedienung damit schwer. Man muss sich permanent im Spiegel kontrollieren. Wenn dann der Mund permanent offensteht, läuft einem die ganze Suppe aus dem Mund.“

Zahnbürsten mit Andruckkontrolle

Weiß man oder bekommt es vom Zahnarzt gesagt, dass man zu fest aufdrückt, sollte man darauf achten, eine elektrische Zahnbürste mit Andruckkontrolle zu wählen, rät Dirk Kropp. Deren Bürsten reagierten mit Blinken oder Brummen, wenn man zu kräftig aufdrückt. „Das bieten zum Teil auch die Bürsten, die nicht die Welt kosten“, sagt Warentesterin Lea Sophie Lukas. Die Stiftung Warentest hat erst kürzlich elektrische Zahnbürsten untersucht (Zeitschrift «test», Ausgabe 12/2020). Eine Erkenntnis aus dem Bericht lautet: Nicht nur den Anschaffungspreis beachten, sondern auch die Folgekosten. Man sollte sich vor dem Kauf informieren, wie teuer die Bürstenaufsätze sind.

Sollten Kinder auch eine elektrische Zahnbürste nutzen?

Das können sie durchaus tun, allerdings betonen die Hersteller, dass Kindern erst ab dem vierten Lebensjahr das Putzen mit einer Elektro-Zahnbürste empfohlen wird. Neben dem Argument, dass auch Kinderzähne besser gereinigt werden, gibt es noch einen weiteren Vorteil. „Eine Studie hat gezeigt: Es macht Kindern viel mehr Spaß mit einer elektrischen Zahnbürste zu putzen. Das führt auch dazu, dass man sie leichter motiviert bekommt“, sagt Zimmer.

Außerdem wird das sogenannte „Nachputzen“ leichter. „Eltern sollten etwa bis zum vollendeten neunten Lebensjahr einmal am Tag nachputzen, damit die Zähne auch wirklich sauber bleiben. Das ist mit einer Elektro-Zahnbürste viel leichter als mit einer Handzahnbürste“, sagt Zimmer.

Wie oft sollte man die Zähne putzen?

Egal, für welche Technik man sich letztlich entscheidet: Der Putzerfolg ist auch eine Frage der Zeit, die man sich dafür nimmt. „Man sollte nicht unter zwei Minuten putzen“, rät Lea Sophie Lukas von der Stiftung Warentest. Darum sei es umso erfreulicher, dass auch die ein wenig preisgünstigeren Bürsten mittlerweile über einen Timer oder ein Putzzeitsignal verfügten.

Zahnmediziner Zimmer betont aber: Jeder Mensch brauche unterschiedlich lang, weil die Gebisse sehr unterschiedlich seien. Dennoch empfiehlt er für allen Menschen, zweimal am Tag zu putzen und zwar unbedingt mit fluoridhaltiger Zahnpasta.

Wann soll man die Bürstenköpfe wechseln?

„Diese Frage ist wissenschaftlich noch nicht abschließend geklärt“, sagt Zimmer. „Die Industrie sagt natürlich, dass man sie zügig wechseln soll. Aber man muss dazu wissen, dass gerade mit den Köpfen das Geld verdient wird." Die elektrischen Zahnbürsten an sich hätten meist keine große Gewinnspanne. So bleibt nur die Empfehlung, sich den Bürstenkopf immer wieder genau anzuschauen. „Wenn die Borsten noch nicht zu stark verbogen sind und sie allgemein sauber gehalten wird, kann man die Bürste auf jeden Fall noch verwenden“, sagt Zimmer. (mit dpa)