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In Sachen LiebeLeeres Nest – sind wir überhaupt noch ein Paar ohne die Kinder?

Lesezeit 3 Minuten
Frau schaut enttäuscht Mann desinteressiert

Nach dem Auszug der Kinder ist es nicht einfach, den Schalter umzulegen und von der Beziehung als Eltern zur Paarbeziehung zu wechseln.

  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  3. Heute beantwortet Peter Wehr die Frage einer Leserin, die nach dem Auszug der Kinder verzweifelt ist: Ihr Mann lässt sich nicht auf die neue Zweisamkeit ein.

KölnMein Mann und ich sind seit 22 Jahren verheiratet. Mit der Geburt unserer Zwillinge und endgültig mit der Geburt unseres dritten Kindes haben wir uns für eine klassische Rollenaufteilung entschieden. Die Zwillinge studieren nun schon seit zwei Jahren, und demnächst zieht auch unser jüngster Sohn aus. Wir beide unternehmen inzwischen schon mehr zu zweit und nicht nur als Paar mit Freunden, was wir immer gemacht haben. Allerdings bin ich immer diejenige, die einen Tisch im Restaurant reserviert, einen Kinofilm aussucht oder Konzertkarten reserviert. Mein Mann macht zwar alles mit, doch er würde nie auf die Idee kommen. Wenn ich ihn darauf anspreche, will er sich bemühen. Allerdings ändert sich daran nichts. Mich enttäuscht diese Haltung sehr, so dass wir deswegen immer häufiger in Streit geraten. Ich frage mich, ob ihm die Zeit mit mir überhaupt wichtig ist, ob ich ihm überhaupt noch wichtig bin. (Roswitha, 51)

Sie möchten auf die Zeit nach dem Auszug Ihres Sohnes gut vorbereitet sein. Dabei denken Sie vor allem an die Beziehung zu Ihrem Mann, an Ihre Paarbeziehung. Vermutlich waren Sie schon immer sehr umsichtig. Sie sind es gewohnt, das Familienleben zu managen, und das tun Sie auch jetzt. Doch obwohl Ihnen mehr Zeit und Freiraum zur Verfügung steht als Ihrem Mann; obwohl Ihnen die Organisation von Freizeitaktivitäten mit ihm vermutlich leichtfällt, wünschen Sie sich dennoch, dass auch er sich darum bemüht. Warum ist das so?

Neuer Inhalt

Diplom-Psychologe Peter Wehr

Sie spüren, dass Sie nicht einfach so den Schalter umlegen können – nicht einfach von der Beziehung als Eltern zur Paarbeziehung wechseln können. Stattdessen stellt sich ein Empfinden von Mangel ein, wenn Sie gerade jetzt bei Ihrem Mann kaum Engagement für die neue Paarsituation wahrnehmen. Das verunsichert Sie, auch als Frau.

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Vielleicht steckt dahinter noch etwas anderes, und ich glaube, es lohnt sich, zunächst dieses zu fokussieren. Sie befinden sich ja vor einer Schwellensituation, vor der kritischen Phase des leeren Nests. Diese Phase müssen alle Eltern irgendwann bewältigen. Sie lässt sich nicht einfach so überspringen oder mit Aktivitäten füllen. Solche neu gefundenen Aktivitäten sind für Sie als Paar zwar hilfreich und auch notwendig. Doch den Prozess des Loslassens, den Abschied von der Familiensituation, der als Eltern im engeren Sinne, diesen Prozess sollten Sie nicht ersetzen und überdecken. Er braucht Aufmerksamkeit und seine ganz eigene Zeit. Wenn Sie die Schwelle mit Ihrem Mann gemeinsam nehmen, die Phase durchschreiten, dann transformieren Sie auf diese Weise auch die Beziehung zu ihm. Sie finden sich neu und stärken sich als Paar – sogar nachweislich. Wie kann das gehen?

Leseraufruf

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Ihre Zuschriften unterliegen dem Redaktionsgeheimnis und werden von uns in anonymisierter Form zur Beantwortung weitergegeben.

Schicken Sie Ihre Frage an: in-sachen-liebe@dumont.de

Schaffen Sie Raum für Gespräche mit Ihrem Mann: Bei einem schönen Essen im Restaurant oder beim Spazierengehen, im Garten. Sprechen Sie über Ihre Zeit des Elternseins, darüber, wie gut Sie das hinbekommen haben, worauf Sie stolz sind, was schön war miteinander. Teilen Sie die Traurigkeit und den Schmerz darüber, dass diese Phase jetzt vorüber ist. Denn das gehört auch dazu. Es hilft beim Loslassen und dabei, dass Neues entstehen kann. Und dann blicken Sie von der Gegenwart nach und nach in die Zukunft, was Sie sich miteinander und voneinander wünschen, was Sie dann mehr tun möchten, was Sie interessiert, und vor allem, was Sie aneinander lieben und was Sie alles hineintragen in die neue Zeit als Paar.