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In Sachen LiebeWie finde ich eine Partnerin, die es ernst mit mir meint?

Lesezeit 4 Minuten
Glückliches älteres Paar Getty Images

Auch im Lebensherbst kann es schwer sein, einen Partner zu finden, der es Ernst meint und eine langfristige Beziehung möchte. (Symbolbild)

  1. Was gibt es Schöneres und Wichtigeres im Leben als die Liebe? Wie wir sie finden, pflegen und sie uns erhalten; was geschieht, wenn sie vergeht oder wir sie verlieren – darum geht es in unserer PLUS-Kolumne „In Sachen Liebe“.
  2. Im wöchentlichen Wechsel beantworten die erfahrenen Psychologen Damaris Sander und Peter Wehr sowie Urologe Volker Wittkamp und Schauspielerin Annette Frier Ihre Fragen rund ums Liebesleben, Sex, Kindererziehung und alles, was Paaren begegnet.
  3. In dieser Folge stellt sich Damaris Sander der Frage: Wie findet man auch im Alter noch einen Partner, der es Ernst meint und eine langfristige Beziehung möchte?

KölnSeit kurzem versuche ich (verwitwet, pensionierter Banker), über Zeitungsanzeigen und soziale Netzwerke eine neue Lebenspartnerin zu finden. Das gestaltet sich sehr schwierig. Zum Beispiel ist das Wort Zukunft ein absolutes „No go“. Sobald ich anfange, über die nächsten zwei bis drei Wochen zu reden, ziehen die guten Damen sich zurück. Hängt es vielleicht mit meinem Beruf als Banker zusammen? Ich musste immer planen, auch zu Hause. Man hat mir auch schon unterstellt, ich würde den ganzen Tag immer noch im Anzug und Fliege rumrennen, und natürlich darf der Hinweis auf den Aktenordner nicht fehlen, mit anderen Worten: der Langweiler in Person. Wie bekomme ich meine Probleme am Besten gelöst? Denn es gibt für mich nichts Schlimmeres, als alleine zu sein.

Kennen Sie die LoLa-Formel? „Loslassen – Annehmen“. Das ist es, was das Leben immer wieder von uns fordert. Egal, wie alt und erfahren wir sind, egal, wie gern wir uns an Sicherheiten festhalten wollen. Wir meinen genau zu wissen, wer wir sind und wie der Hase läuft, und dann stecken wir auf einmal in einer Sackgasse.

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Damaris Sander ist Psychologin.

Sie waren offenbar viele Jahre auf die Rolle des verlässlichen, dafür vielleicht nicht so sprühenden Mannes festgelegt und auch selbst mit diesem Bild identifiziert. Dabei klingen Sie frustriert, und das kann ich verstehen. Die anderen nahmen gern die Vorzüge Ihres Verantwortungsbewusstseins mit und machten sich über die Kehrseiten lustig. Das ärgert. Heute sind Sie nach dem Verlust Ihrer Partnerin in einer neuen Lebenssituation und kommen trotz vieler Anstrengungen nicht vom Fleck.

Schutzmechanismen erkennen - und aufbrechen

Wie sind Sie eigentlich in diese Rolle geraten? Möglicherweise haben Sie schon früh für ein umsichtiges Verhalten Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommen, oder Sie sind in einem Umfeld aufgewachsen, in dem vieles unsicher war. Gut zu planen und vorauszuschauen, wäre dann ein notwendiger Anpassungs- und Schutzmechanismus. Dabei haben Sie Fertigkeiten entwickelt, die Sie auch im Erwachsenenleben, in Beruf und Familie, gut einbringen konnten. Vielleicht hat Ihnen die Tatsache, mit diesen Fähigkeiten gebraucht zu werden, auch ein Gefühl der Sicherheit gegeben.

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Aber ist das alles? Sie spüren ja den Ärger über die Festlegung auf diese Rolle. Also: LoLa. Ich möchte Sie einladen, dem nachzuspüren, was mit dem Planen, mit der Fliege und dem Aktenkoffer in Schach gehalten werden soll. Eine Angst, die Kontrolle zu verlieren? Ausgeliefert zu sein oder eine wichtige Bindung zu verlieren?

Sich einfach mal treiben lassen

Das Paradoxe an unseren früh erlernten Schutzmechanismen ist, dass sie uns häufig in genau die Situationen führen, vor denen sie uns bewahren wollen. Sie wollen Sicherheit und eine stabile Bindung; doch dagegen, dass ein geliebter Mensch stirbt, gibt es keinen Schutz. Und Ihr Wunsch nach Planbarkeit steht Ihnen jetzt bei der Suche nach einer neuen Partnerin eher im Weg, als dass er Ihnen hilft. Sie können die Arbeit Ihres inneren Anteils, der nach Sicherheit strebt, anerkennen, sollten dann aber auch loslassen. Sie können heute auf andere Weise Beziehungen herstellen. Sie werden als Person geschätzt und nicht nur als Funktionsträger. Und dann: annehmen!

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Sie sagen, Sie können nicht von heute auf morgen leben. Hm. Warum eigentlich nicht? Warum nicht mal ganz in der Gegenwart eintauchen und bei einem Treffen mit einer Frau wahrnehmen: Was ist daran gerade schön? Was mögen Sie an ihr? Können Sie gemeinsam lachen? Sich vielleicht noch planlos fühlen wie ein Teenager? Vertrauen Sie! Lassen Sie die Dinge sich entwickeln. Freunden Sie sich mit sich selbst an und setzen Sie darauf, dass auch eine Frau sich mit Ihnen anfreunden wird, die in Ihnen mehr sieht als den Fels in der Brandung.