„Wie läuft es in der Schule?“ – Von dieser Frage rät eine Psychologin ab, wenn Schule ein stressiges Thema ist. Sie schlägt alternative Fragen vor.
„Stressgespräche“Welche Frage Eltern besser nicht stellen sollten – und was sie stattdessen fragen können
Gezielte Fragen stellen und genau zuhören - damit können Eltern ihre Kinder bei Schulstress laut einer Psychologin unterstützen. Bei Fragen wie „Wie war es in der Schule?“ merkten Kinder schnell, wenn Mutter oder Vater eigentlich herausfinden wollten, ob die Mathearbeit schon benotet wurde, sagte Elisabeth Raffauf am Mittwochabend. Sie äußerte sich bei einem Livetalk der Zeitschrift „Psychologie Heute“.
Gerade bei gemeinsamen Mahlzeiten seien „Stressgespräche“ nicht ratsam, fügte die Expertin hinzu. Wer Interesse zeigen wolle, könne stattdessen etwa fragen: „Wie war es in der Pause?“ Oder: „Gehst du gerne hin?“ Für junge Menschen gehe es weniger um die Zukunft als um das Hier und Jetzt, darum, Freunde zu finden und dazuzugehören.
Wenn das Kind über Sorgen spreche, müsse man nicht sofort Lösungen und Ratschläge parat haben, sondern zunächst herausfinden, woher Belastungen kämen, so Raffauf. Stress müsse nicht immer durch Leistungsdruck entstehen, sondern könne auch beispielsweise mit Einsamkeit nach einem Umzug der Familie zusammenhängen. Wichtig sei für Eltern, ansprechbar zu bleiben.
Fachleute sehen massiv steigenden Druck
Entscheidend für Stress sei auch der subjektive Eindruck einer Situation, erklärte der Psychologe Arne Bürger. „Eine Geschichtsarbeit kann den einen Schüler unter Druck setzen - ein anderer fühlt sich gut vorbereitet und wird vielleicht einmal Geschichtsprofessor.“ Daher sei es sinnvoll, individuelle Entwicklungen zu betonen statt Schülerinnen und Schüler untereinander zu vergleichen.
Leistungs- und Zeitdruck seien massiv gestiegen, sagte der Verhaltenstherapeut weiter. Ständige Vergleichbarkeit und Präsentieren der eigenen Person sorgten ebenso für Stress wie ein Informationsüberfluss, den das menschliche Gehirn nur schwer bewältigen könne. Zugleich wüssten viele Menschen mehr über Bewältigungsstrategien, weil heute offener über Stressbelastung gesprochen werde.
Auch heutige Schüler kennen Panik
Raffauf berichtete, in ihren jüngsten Befragungen hätten alle Jugendlichen berichtet, im Zusammenhang mit der Schule schon einmal Panik erlebt zu haben. Ein Warnzeichen könne es sein, wenn Eltern eine Veränderung an ihrem Kind wahrnehmen.
Jüngere Kinder klagten oft über Kopf- oder Bauchweh, wenn sie belastet seien, oder flüchteten in Tagträume. Jugendliche reagierten eher mit Rückzug, Unleidlichkeit oder Aussprüchen wie „Ich will nicht in die Schule“. (kna)