AboAbonnieren

„Herr Pfarrer“, „Frau Königin“Wie spricht man jemanden mit Ehrentitel richtig an?

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt (1)

Die Queen muss man nicht so oft begrüßen, aber wenn doch, gibt es dafür klare Regeln.

  1. Aber bitte mit Stil! In unserer Kolumne „Wie geht’s?“ dreht sich alles um das richtige Verhalten. Ob bei offiziellen Anlässen, beim Essen, im Gespräch oder vor dem Kleiderschrank.
  2. Protokollchefin i.R. Ingeborg Arians, Redakteurin und Modeexpertin Eva Reik, Restaurant-Chef Vincent Moissonnier sowie Sprachwissenschaftler Anatol Stefanowitsch schreiben abwechselnd über das richtige und stilvolle Auftreten.
  3. Diesmal erklärt Ingeborg Arians, welche verschiedenen Ehrentitel es gibt, und wie man die Träger richtig anredet.

Köln – Akademische Grade und wissenschaftliche Titel sind manch einem Träger bei der Anrede sehr wichtig. In den Ausweis als Bestandteil des Namens eingetragen wird jedoch allein der Doktor-Titel. Jenseits dessen gibt es dann in den diversen Lebenswelten die unterschiedlichsten klangvollen und erhabenen Ehrenbezeichnungen.

Ich bleibe zunächst noch kurz in der Welt der Wissenschaft: Wem der Ehrendoktor h.c. („honoris causa“) verliehen wird, darf diesen als Titel führen. Und die Konvention besagt, dass man die Träger auch damit anredet, dann aber natürlich ohne den Zusatz h.c. Es ist einfach eine nette Geste, auf die Titelträger übrigens ruhig mit dem gleichermaßen netten Hinweis an ihr Gegenüber reagieren können, sie mögen es doch künftig beim Namen belassen. Akademiker untereinander handhaben es ohnehin so: Gleiche Titel löschen sich sozusagen wechselseitig aus.

Eine lange Geschichte haben kirchliche Ehrentitel

Ingeborg Arians 2

Ingeborg Arians

Nun wechseln wir aber in andere Sphären. Vielfältig und oft von langer Überlieferung sind die kirchlichen Ehrentitel. Die Zeiten, in denen Kardinäle mit Eminenz und Bischöfe mit Exzellenz angesprochen wurden, sind eigentlich vorbei. Anders ist das bei den vom Papst verliehenen Ehrentiteln Prälat und Monsignore. Letzterer bedeutet – wörtlich übersetzt – „mein Herr“, woraus Sie bereits schließen können, dass der Titel hier zur alleinigen Anrede wird. Konkret: „Monsignore Müller“. Oder Sie belassen es bei der Amtsbezeichnung und sagen zum Beispiel „Herr Dompropst“ oder „Herr Pfarrer“. Das hängt nicht zuletzt von der Situation ab und davon, ob Ihnen der aktuelle Ehrentitel des Betreffenden bekannt ist.

Das könnte Sie auch interessieren:

Ein bisschen italienische Grandezza kommt in Spiel, wenn Sie es mit großen Künstlern – speziell mit Musikern – zu tun haben. Ein „Maestro“ als Anrede für berühmte Dirigenten dürfte bei den wenigsten auf taube Ohren stoßen.

Wie spreche ich jemanden mit Adelstitel an?

Ob ich zum Schluss noch das weite Feld der Adelstitel betreten sollte? Vielleicht reicht es, wenn Sie sich zwei Grundregeln merken: Der Adelstitel ist Teil des Namens, und „Herr“ und „Frau“ fallen in der Anrede weg. Schließlich sind Sie keine Untertanen der Betreffenden. Sagen Sie also „Graf Sowieso“ oder „Freifrau von XY“! Aber bevor Sie ins Stottern geraten und rot werden, fragen Sie doch einfach: „Wie darf ich Sie ansprechen?“ Jeder, der nicht nur adeligen Geschlechts, sondern auch edlen Gemüts ist, wird Ihnen bereitwillig Auskunft geben. Ich kenne auch nicht wenige, die ganz auf ihre Titel verzichten und sich einfach mit ihrem Familiennamen ansprechen lassen.

„Wie geht’s?“

In unserer Kolumne beantworten vier Experten abwechselnd in der Zeitung Ihre Fragen zum stilsicheren Auftreten in allen Lebenslagen. Ingeborg Arians, Protokollchefin der Stadt Köln a.D., weiß, wie man sich bei offiziellen Anlässen richtig verhält. Journalistin Eva Reik kennt sich bestens aus mit Mode und der passenden Kleidung zu jeder Gelegenheit. Vincent Moissonnier, Chef des gleichnamigen Kölner Restaurants, hat die perfekten Tipps zu Tischmanieren ohne Etepetete. Und Anatol Stefanowitsch, Professor für Sprachwissenschaft, sagt, wie wir mit Sorgfalt, aber ohne Krampf kommunizieren. (jf)

Senden Sie uns Ihre Fragen bitte per Mail an:Stilkolumne@dumont.de

Das beste Beispiel für Schlichtheit auf höchstem Niveau der Etikette ist mir übrigens – ausgerechnet – bei den britischen Royals begegnet. Als ich 2002 den damaligen Oberbürgermeister Fritz Schramma zur 50-Jahr-Feier der Kölner Städtepartnerschaft nach Liverpool begleitete und man dort netterweise eine Begegnung mit Königin Elisabeth II. auf ihrer Städtetour zum Goldenen Thronjubiläum arrangiert hatte, bekamen wir auf Nachfrage gesagt, man rede Ihre Majestät normalerweise gar nicht an. Aber wenn doch, dann ganz einfach nur mit „Madame“, was dann sehr langgezogen als „Maaam“ ausgesprochen wird. Das habe ich mir fürs Leben gemerkt, auch wenn es das einzige Mal gewesen sein wird, dass ich der Königin von England persönlich begegnet bin. Und Ihnen geht es da vermutlich nicht anders.