AboAbonnieren

Was zählt, was nicht?Worauf Personaler bei der Bewerbung wirklich achten

Lesezeit 4 Minuten
Personaler Entscheidung

Personaler treffen die Entscheidung, welcher Kandidat für den Job der richtige ist. Aber worauf achten sie dabei besonders?

Wer einen neuen Job haben will, kommt an Personalern meist nicht vorbei. Ihre Aufgabe ist es, die geeigneten Kandidaten für die Stelle zu finden. Aber worauf achten sie dabei besonders?

Eine kürzlich erschienene Umfrage des Jobportals „Staufenbiel Institut“ hat kürzlich gezeigt, was den Verantwortlichen aus den Personalabteilungen wichtig ist. Dazu wurden 297 Personaler befragt.

Das ist wirklich wichtig

• Der erste Eindruck

Bewerber haben wenig Zeit, um zu überzeugen. 40 Prozent der Personaler nehmen sich für einen ersten Bewerbercheck maximal 5 Minuten Zeit. Weitere 47 Prozent investieren immerhin zwischen 6 bis 15 Minuten. Der Rest nimmt sich mehr Zeit.

• Der Lebenslauf

Drei von vier Personalern (75 Prozent) checken als erstes den Lebenslauf. 22 Prozent schauen auf das Anschreiben. Das Bewerbungsfoto, Zeugnisse und Arbeitsproben spielen bei kaum jemanden beim ersten Blick auf die Unterlagen eine Rolle.

Präsenz im Netz

Bewerber sollten sich darauf einstellen, dass Personaler sie im Netz suchen. Fast jeder Dritte (32 Prozent) schaut sich zumindest in Einzelfällen das Facebook-Profil eines Bewerbers an. Mehr als jeder Zweite (55 Prozent) googelt den Jobkandidaten.

Bewerbungsmappe

Bei der Bewerbung liegt der Fokus der meisten Personaler auf dem Lebenslauf.

Das geht gar nicht

Rechtschreibfehler

60 Prozent der Befragten sortieren Bewerbungen mit Rechtschreibfehlern sofort aus.

Falscher Name

Etwa jeder Zweite (54 Prozent) nimmt es übel, wenn der Name des Ansprechpartners beim Arbeitgeber falsch geschrieben ist.

Lücken im Lebenslauf

Für 46 Prozent sind Lücken im Lebenslauf ein Problem, bei denen eine Erklärung fehlt.

Was Personaler sonst noch wirklich wollen und worauf Sie besonderen Wert legt, erklärt eine Karriere-Expertin im Interview auf den nächsten Seiten.

Darauf achten Personaler bei der Bewerbung

Bewerbung anonymisiert

Der Trend der anonymisierten Bewerbung ist noch nicht überall in deutschen Unternehmen angekommen.

Svenja Hofert ist Karriere-Beraterin, Autorin und Bloggerin. Sie erklärt, was Personalern wichtig ist und was Bewerber beachten sollten.

Was ist beim Anschreiben wichtiger: Die Motivation oder sein Können zu beschreiben?

Svenja Hofert: Beim Anschreiben ist es wichtiger, die Motivation darzulegen. Im Lebenslauf stehen schon die Daten zur Ausbildung und beruflichen Qualifikation. Dort sollte ausführlich dargelegt sein, wer man ist und was man macht. Das Anschreiben ist eine Ergänzung. Das heißt logischerweise, dass dort stärker auf die Motivation eingegangen werden sollte.

Wie vermeiden Bewerber es, sich im Anschreiben in Floskeln zu verlieren und damit beim Personaler den Eindruck zu hinterlassen, dass es keine „echte“ Motivation sei?

Hofert: Das klappt vor allem mit Ehrlichkeit. Motivation muss nicht unbedingt darauf bezogen sein, dass man das Unternehmen total toll findet. Man kann sich auch auf die Aufgabe, die Selbstdarstellung des Unternehmens oder einen Teilaspekt der Ausschreibung beziehen. Es sollten vor allem individuelle und persönliche Aspekte sein.

Wie wichtig sind die Bewerbungsfotos für Personaler?

Hofert: Bewerbungsfotos sind ein Auslaufmodell. Was in anderen Ländern schon fortgeschrittener ist als bei uns, ist der Trend, Bewerbungen zu anonymisieren. In vielen Unternehmen wird heutzutage das Foto auch schon abgeklebt. Allerdings gibt es noch Unternehmen, die da konservativer sind. In manchen Bereichen, wie der IT, empfehle ich: Kein Bewerbungsfoto mitschicken. Aber in „außengerichteten“ Berufen sollte der Bewerber schon ein möglichst gutes Foto machen, das aussagekräftig sein sollte, aber nicht zu aufdringlich. Also keine grellen Farben, lieber neutral gehalten.

Darauf achten Personaler beim Vorstellungsgespräch

Bewerber

Bei so viel Konkurrenz ist es wichtig, einen bleibenden Eindruck beim Personaler zu hinterlassen.

Bewerber sind beim Vorstellungsgespräch oftmals sehr aufgeregt. Wie schlimm finden es Personaler, wenn die Menschen nervös wirken?

Hofert: Wenn jemand überaus nervös auftritt, ist es natürlich auch ein Persönlichkeitsindiz: Wie reagiert die Person auf solche Situationen? Wer sehr nervös ist und das ein oder andere Wort nicht richtig heraus bekommt, sollte das im Zweifel auch thematisieren. Auf keinen Fall sollte man versuchen, es zu verbergen. Lieber ansprechen, was offensichtlich ist – beispielsweise, dass man etwas länger braucht, um warm zu werden.

Man hört immer wieder, dass Personaler auch Fragen aus der Reihe stellen. „Wie bekommt man einen Elefanten in den Kühlschrank“, zum Beispiel. Wie schwerwiegend ist es, wenn diese Fragen nicht beantwortet werden können?

Hofert: Diese sogenannten „Brain-Teaser“-Fragen kommen meiner Erfahrung nach nicht so häufig vor. Aber in einigen Bereichen gibt es die. Allerdings kann man nicht so leicht darüber urteilen, wie wichtig die Antwort ist. Dabei kommt es darauf an, welches Konzept die Personal-Abteilung hat. Wenn es tatsächlich durchdacht ist und zu einem Prozess gehört, dann sind sie schon relevant. Dabei gibt es allerdings auch kein richtig oder falsch, sondern anhand der Antworten werden verschiedene Persönlichkeitsmerkmale, Vorgehensweisen oder Denkweisen des Bewerbers analysiert. Um sich darauf vorzubereiten, gibt es verschiedene Seminare oder Bücher.

Wie hebt man sich am besten von anderen Bewerbern ab und hinterlässt Eindruck beim Personaler?

Hofert: Jeder Bewerber sollte sich im Vorhinein Gedanken darüber machen, wer er ist und was er kann. Was unterscheidet ihn von den anderen? Konkrete Beispiele sind immer gut, die fassbar für jemanden sind, der aus einem anderen Bereich kommt. Man sollte auf seine Rhetorik und Kommunikation achten: Sie sollte adressatenfreundlich sein. Darauf achten schätzungsweise 80 Prozent der Bewerber nicht. Viele stellen etwas aus dem Kontext ihrer alten Firma dar, was für den anderen aber wenig verständlich ist. Es bleiben dann Fragen offen. Was hat der genau gemacht, was waren seine Aufgaben? Man sollte das alles im Vorhinein für sich konkretisieren. Man kann es beispielsweise mit Freunden üben und darauf achten, was sie sich merken oder nicht verstehen.

(mit Material der dpa)

Das könnte Sie auch interessieren: