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Neues AllzeithochWas sind Bitcoins und kann ich damit reich werden?

Lesezeit 6 Minuten
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Mit Bitcoin kann momentan noch nicht überall bezahlt werden – warum sollte dann investiert werden?

Köln – Als der US-Amerikaner Erik Finman zwölf Jahre alt war, traf er die klügste Entscheidung seines Lebens: Er kaufte Bitcoin im Wert von 1000 Dollar. Sechs Jahre später, ist er Millionär – die Kryptowährung hat ihn reich gemacht. Solche Geschichten machen zur Zeit die Schlagzeilen, Bitcoin (englisch sinngemäß für „digitale Münze“) ist in aller Munde.

Die digitale Währung ist momentan auf einem Allzeithoch, am Mittwoch stieg sie erstmals in ihrer Geschichte über die Marke von 12.000 US-Dollar. Im August lag der Wert bei 4000 US-Dollar, zu Jahresbeginn noch bei 1000 Dollar. Seither ist er auf einer rasanten Rekordjagd, Anleger sind regelrecht im Rausch. Lohnt es sich jetzt also, auf den Zug aufzuspringen? Die wichtigsten Fragen und Antworten in der Übersicht.

Was sind Bitcoins überhaupt?

Bitcoin ist eine virtuelle Währung, bei der es weder Scheine noch Münzen gibt. Sie erfüllt aber den gleichen Zweck wie beispielsweise der Euro: Menschen sollen damit bezahlen können. Bitcoins ( „Bit“ ist die kleinste Speichereinheit auf dem Computer, „Coin“ ist englisch für Münze) sind berechnete, verschlüsselte Datenblöcke. Erschaffen werden sie nicht von einem Computer, sondern von ganz vielen Rechnern.

Momentan gibt es noch nicht viele Möglichkeiten, mit Bitcoin zu bezahlen. Viele Menschen halten die Währung aber für so zukunftsträchtig, dass sie jetzt schon viel Geld investieren, um viele Bitcoin zu besitzen.

Warum sind Bitcoins gerade überhaupt so wertvoll?

Dass es eine Währung gibt, die nur digital existiert, ist für viele Menschen erst einmal schwer verständlich. Am einfachsten kann man es mit Gold vergleichen: Es ist sehr selten, deshalb ist es so wertvoll. Bitcoin sind begrenzt: Die Obergrenze liegt bei 21 Millionen Bitcoin, die erschaffen werden können. Mehr kann es nicht geben, das wurde festgesetzt.

Dass diese digitale Währung zur Zeit so viel Wert ist, liegt wie schon gesagt, an ihrer momentanen Beliebtheit. Als Bitcoin erfunden wurde, haben sich nur ein paar Leute dafür interessiert – damals waren sie nur ein paar Cent wert. Mit den Jahren wollten immer mehr Menschen Bitcoin – und so stieg auch der Wert.

Wo kann man Bitcoins kaufen und verkaufen?

In Deutschland gibt es Börsen wie „bitcoin.de“, wo Bitcoin angekauft und verkauft werden können. „Seriöse Börsen verlangen ab einer bestimmten Summe eine Kopie des Personalausweises, man muss alles von sich offen darlegen.“ Das liege daran, dass die Anbieter bestimmte Gesetze und Regeln einhalten müssen. „Nur so kann auch gewährleistet werden, dass die Börse rechtssicher handelt und die User gut abgesichert ist. Bitcoin wurde noch nie gehackt – wenn, sind es die Börsen,“ sagt Mark Preuss.

Deshalb rät der Bitcoin-Experte dazu, sich die Bitcoins immer auf sein eigenes digitales Portemonnaie zu ziehen und nicht bei den Börsen liegen zu lassen: „Das Online-Konto bei so einer Börse sollte so gesehen werden wie ein Giro-Konto, aber die wirklich großen Bestände sollten auf einem Sparbuch liegen, sprich auf einem Hardware-Wallet.“ Diese Wallets können auf dem Computer installiert werden, um dort die Bitcoins zu verstauen.

Der Experte

Mark Preuss ist Gründer und Geschäftsführer von BTC-ECHO, einer Online-Experten-Plattform für alle Themen rund um Bitcoin und andere digitale Währungen.

Sind Bitcoins eine gute Kapitalanlage?

Über diese Frage scheiden sich die Geister. Auf und Abs des Bitcoin-Kurses um ein Fünftel an einem Tag sind keine Seltenheit. Notenbanker und Vertreter von Regulierungsbehörden warnen deshalb vor der Unberechenbarkeit der Digitalwährung. Zuletzt bezeichnete der Chef des nordeuropäischen Bankkonzerns Nordea, Casper von Koskull, den Bitcoin als „absurde“ Konstruktion, die jeder Logik widerspreche.

Mark Preuss von BTC-ECHO dagegen glaubt an die langfristig positive Entwicklung des Bitcoin, aber er gibt auch zu bedenken, dass eine mögliche Anlage mit einem hohen Risiko verbunden ist – und vor allem mit Aufwand. „Es gibt so viele Leute, die daran glauben, von heute auf morgen mit Bitcoin Millionäre zu werden. Sicherlich ist das möglich, aber man sollte sich definitiv regelmäßig damit beschäftigen, vor allem auch mit der Technologie, die dahinter steckt.“

Mark Preuss ist davon überzeugt, dass es nicht immer nur bergauf gehen wird. Immerhin gebe es momentan noch zu viele große Aktionäre, die eine Menge Bitcoin besitzen würden. Wenn sie anfangen zu verkaufen, könnte das einen Einfluss auf den Bitcoin-Markt haben. „Deshalb sollten Leute wirklich nur Geld investieren, das sie auch verlieren können oder das sie auch aussitzen können, wenn Bitcoin mal über einen längeren Zeitraum stagniert oder gar an Wert verliert.“ Wer als Anleger Panik bekomme, wenn es mal bergab geht, verkaufe vielleicht im Minus, weil es noch weiter runter gehe – dann sei das Dilemma groß.

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Die technologische Seite: So werden Bitcoins geschaffen

Wie werden Bitcoins gemacht?

Hinter dem „Mining“ (auf deutsch „Bergbau“), dem Erschaffen von Bitcoin, steckt ein mathematisch komplexer Vorgang. Um den zu verstehen, muss man wissen, dass für das Funktionieren von Bitcoin immer mehrere Rechner auf der ganzen Welt beteiligt sind. Stark vereinfacht gesagt, bekommen all beteiligten Rechner eine Rechenaufgabe, die sie in einer Art Wettkampf lösen. Wer als erstes die Aufgabe gelöst hat, bekommt Bitcoins gutgeschrieben.

Dabei ist es nicht so, dass viele Akteure auch bedeuten, dass viele Bitcoins geschürft werden, erklärt Mark Preuss. „Je mehr Leute mitschürfen, desto schwieriger wird die Aufgabe.“ Das liegt daran, dass der Erfinder des Bitcoins, Satoshi Nakatamo, extra für diesen Fall eine Regel in dem programmierten Code dafür eingebaut hat.

Otto-Normal-Verbraucher können keine Bitcoins mehr schürfen. Für den Rechenprozess würde so viel Strom verbraucht werden, dass die Kosten dafür den Wert der Bitcoins übersteigen würden.

Was macht Bitcoins so besonders?

Bitcoin funktioniert mit der sogenannten „Blockchain-Technologie“. Jeder Bitcoin, der geschürft wurde, wird in einer Art Datenbank gespeichert, die immer transparent ist. Sie liegt nicht auf einem Server, sondern auf vielen verschiedenen Computern. Genauso ist es auch mit den Transaktionen: Jede Transaktion ist sichtbar. Jedes Mal wenn ein Nutzer eine Transaktion ausführt, muss sie von allen Nutzern bestätigt werden. Es gibt keine zentrale Stelle wie eine Bank, die alles regelt, sondern es funktioniert nur über alle Beteiligten.

Anders als bei unserem Bankensystem gibt es niemanden, der die Währung kontrolliert, Gebühren nimmt oder das Geld verwaltet. Jeder hat mit seinem Computer ein eigenes kleines Portemonnaie. Den Erfindern von Bitcoin und den Anhängern von Kryptowährungen geht es genau darum: Dass Menschen unabhängig von staatlichen Systemen ihr Hab und Gut verwalten können. Gerade in Ländern, in denen die Währungen nicht stabil sind oder in denen nur wenige Leute Girokonten haben, wird Bitcoin deshalb heute schon stark genutzt. Bitcoin wird aber auch genau wegen seiner Eigenschaften oftmals von Kriminellen benutzt, von Hackern oder Drogendealern, um ihre Machenschaften zu finanzieren – es lässt sich nicht leicht nachvollziehen, wer die Bitcoins benutzt.

„Bitcoin ist aber nicht anonym. Das ist ein Irrglaube. Es ist ein Pseudonym", erklärt Mark Preuss. „Wenn nun beispielsweise ein großer Dealer mit Bitcoins zahlen lässt, muss er die, um sie in Geld umzuwandeln, an die großen Börsen bringen“. Dort müsse er sich ja authentifizieren – also könne man es mit einem gewissen hohen Aufwand auch zurückverfolgen. (dmn mit dpa)